Cover des Buches Ascheherz (ISBN: 9783570160657)
Rezension zu Ascheherz von Nina Blazon

Wie Motten zum Licht...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Zwar auch nicht ganz so gut, wie "Der dunkle Kuss der Sterne", aber trotzdem ein wortwörtlich traumhaftes, romantisches Fantasymärchen <3

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Worum geht's?

Eine Liebe stärker als der Tod

Seit einem Unfall ist Summers Gedächtnis wie ausgelöscht. Doch sie weiß, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet. Als sie mit dem geheimnisvollen, engelhaft schönen Anzej in das ferne Nordland flüchtet, muss Summer erkennen, welchen Verrat sie vor Jahrhunderten begangen hat: Einst gehörte sie zu den Zorya, deren Kuss den Sterblichen den Tod bringt. Doch einem Mann mit sanften Augen, der in ihren Armen sterben sollte, schenkte sie die Ewigkeit. Nun fordert Lady Mar, die Herrin des Todes, das Leben zurück, um das sie betrogen wurde ...

Meine Meinung

Normalerweise bin ich die typische Cover-Käuferin. Das war bei "Ascheherz" ein bisschen anders. Ich mag es nämlich eigentlich gar nicht, wenn man Gesichter auf Einbänden sehen kann, aber irgendwas hat mich dann doch dazu verleitet, dass ich es haben musste: der Klappentext. Da ich wusste, wie gute Fantasy die Autorin schreibt war ich gespannt, wie sie das Thema, das hier aufgegriffen wurde, umsetzen würde. Und jetzt steht es doch in meinem Regal. Schon der Einstieg hatte etwas, das mich wie gebannt an den Seiten kleben ließ und es wurde einfach nie langweilig. Die Welt hat mich so für sich eingenommen, dass ich das Buch beinahe in einem durch hatte. Und zusätzlich zu dem für mich völlig überraschenden Thema, haben daran natürlich auch die Charaktere einen großen Teil eingenommen.

Die Hauptperson Summer - die eigentlich gar nicht Summer heißt - ist anders, das merkt man schon von Seite 1 an. Sie hat ihr Gedächtnis verloren, hat keine Vergangenheit, keinen Namen und weiß nicht, woher sie kommt oder was sie antreibt. Sie weiß nur, dass sie verfolgt wird. In ihren Träumen. Und dass sie fliehen muss. Hier lernt man zunächst eine sehr ängstliche, zurückhaltende junge Frau kennen. Versteht mich nicht falsch, das bedeutet nicht, dass sie nicht ordentlich austeilen kann, wenn sie will. Aber für mich waren die ersten zweihundert Seiten eine Zerreißprobe, weil Summer einfach immer anders gehandelt hat, als erwartet. Sie hat viele schlechte Eigenschaften, die sie schnell unsympathisch werden lassen könnten, aber unter dem ganzen spürt man dennoch immer ihre Angst und Verzweiflung, darüber, dass sie eigentlich gar nicht weiß, woher sie kommt und wieso sie überhaupt auf dieser Welt weilt. Nach ein paar Seiten hat sich das gelegt und sie offenbart eine innere Stärke, die ich nie und nimmer erwartet hätte, weil sie es schlichtweg nicht zugelassen hat. Summer hat derart viele Facetten, dass einem leicht schwindlig werden könnte, wer jetzt die echte Summer ist. Im Laufe der Handlung lernt sie natürlich einiges über sich selbst und auch wenn das alles andere als einfach ist und sie mit Verrat und herben Rückschlägen zu tun hat, ist sie letztendlich dann doch jemand, der wieder aufsteht und sich durchzusetzen weiß. Genau das war es, was mich dann für sie eingenommen hat. Ich mag starke Frauen - und mit Summer haben wir hier wirklich eine, die sich nicht unterkriegen lässt.

Diesmal fange ich gleich mit der Liebesgeschichte an, ohne zu viel verraten zu wollen. Denn auch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint und nach der Enttäuschung, dass man nach gut fünfzig Seiten schon eine süße Lovestory aufgetischt bekommt, die aber irgendwie völlig fehl am Platze wirkt, kam dann der Enthusiasmus und die Überraschung, als sich dann doch alles anders entwickelt hat, als zunächst vermutet. Die Autorin ist ja Profi in wunderschönen, gefühlvollen und vor allem langsamen Liebesgeschichten, die zwischen Liebe und Hass schwanken. Und wer sich gedulden kann, der findet so eine auch hier wieder. Ich hab mitgelitten und mitgefiebert - weil die Liebe ebenso unmöglich, wie traumhaft war. Und die Wendung hat mir dann wirklich das Herz gebrochen -_- Und keine Angst - es gibt auch keine Dreiecksgeschichte ;) Diesmal werden der Hauptpersonen nämlich gleich zwei Männer zur Seite gestellt, die so unterschiedlich sind, wie Tag und Nacht. Zunächst gibt es da Loved. Loved ist...ah *o* Mein Liebling des Buches xD Er hat mich ein kleines bisschen an Amad aus "Der dunkle Kuss der Sterne" erinnert und da der mich damals auch schon begeistert hat, war es hier natürlich nicht anders. Noch dazu ist Loved jemand, bei dem man wirklich sehr, sehr lange im Dunkeln schwebt, wer er ist, was er tut, was er will. Und wieso. Und jedes Mal, wenn ich eine Vermutung hatte ("Das wird es sein!"), dann hat sie sich als falsch herausgestellt, schade eigentlich ;) Vom Wesen her ist er eher der dunkle, mysteriöse Typ. Schnell wird klar, dass ihn jemand früher unglaublich verletzt hat und er seitdem keinem mehr vertrauen kann, mehr noch: dass ihm etwas wichtiges fehlt. Die Idee war genial, fand ich. Auch die Auflösung um seine Identität hat mir echt zugesagt. Ich hätte noch sooo viel mehr von ihm lesen können, denn obwohl es einerseits traurig war, zu erleben, wie sehr er mit allem zu kämpfen hat, haben mir dann sein Sarkasmus und sein Humor wirklich zugesagt. Es ist schwierig, mehr über ihn zu sagen, ohne zu viel zu verraten, aber das Fazit bleibt: ich mochte ihn wirklich wahnsinnig gerne ;D Der andere Mann ist Anzej. Auch ihn mochte ich von Anfang an - er war gerade zu Anfang derjenige, der Witz und Leichtigkeit in die Geschichte gebracht hat und lange Zeit bin ich völlig im Dunkeln gelassen worden, was ihn betrifft. Oder vielleicht hab ich auch die Zeichen übersehen, aber es gab plötzlich einen Punkt, an dem er...sich verändert hat. Und ab da war ich misstrauisch und wusste auch nicht mehr, was ich von ihm halten soll. Zwar hat er meine Sympathiepunkte dann wieder zurückgewonnen, aber irgendwie hab ich doch dem Anzej nachgetrauert, den man kennengelernt hat ;)

Die Nebencharaktere waren allesamt gut ausgearbeitet und konnten schnell ins Herz geschlossen werden. Allen voran natürlich Moira - das Wiedersehen mit ihr hat mich besonders gefreut, da man sie ja schon aus "Faunblut" kennt. Hat man sie bisher als die starke, unbeugsame Kriegerin erlebt, wird sie hier weicher und zeigt Seiten an sich, die man so wohl nicht erwartet hätte. Ich mochte sie wirklich gerne, auch wenn sie das ein oder andere Mal eine echte Kratzbürste sein konnte ;) Auch Farrin hat mir gut gefallen. Erst dachte ich, er wäre eher ernst und zurückhaltend, typisch Soldat eben. Aber nach einiger Zeit wird umso klarer, dass er seine ganz eigene Art von Humor hat, die mich natürlich gleich überzeugen konnte. Der Blutmann nimmt hier ja eine sehr zentrale Rolle in der Geschichte ein. Lange Zeit bleibt er nicht mehr als ein Schemen, ein Traum, der zur Wirklichkeit geworden ist und irgendwann ist man sich nicht mehr sicher, ob Summer ihn sich vielleicht nicht doch nur einbildet. Gerade er hat mich dann überrascht. Weil er einfach...ich weiß nicht, anders war, als ich gedacht habe. Ob besser...das wäre mal dahingestellt, aber defintiv hätte ich nicht damit gerechnet, was wirklich hinter seinen Beweggründen steckt ;) Zuletzt kann ich noch Lady Mar nennen - die Herrin des Todes. War sie im letzten Teil zwar die Drahtzieherin aber nicht richtig in die Geschichte involviert, nimmt sie hier endlich einen zentralen Part der Geschichte ein und wer hätte es geglaubt - irgendwie hab ich sie wohl doch liebgewonnen. Die Enthüllungen über sie sind unerwartet und werfen ruckzuck das ganze Bild durcheinander, das man von ihr hat. Am Schluss war ich mir nicht mehr sicher, ob sie hier wirklich so die typische "Böse" war, denn ich denke generell, dass dieses Schubladendenken in solchen Romanen eher zu nichts führt ;)

Zum Schreibstil muss man nicht mehr viel sagen: er ist wie ein Orkan, man fängt an zu lesen, entwickelt einen Sog und irgendwann reißt er einfach mit ;) Obwohl es eines ihrer ersten Bücher war bin ich wirklich überrascht, wie wunderschön alles war. Der Schreibstil, die Handlung, die Umgebung. Wenn man mal auf die Handlung zurückkommt kann ich nur sagen, dass mich die Geschichte um die Zorya völlig überzeugen konnte. So hatte ich dieses Thema definitiv noch nie und so war es auch für mich als Vielleserin etwas komplett neues, soll auch heißen: unverbraucht. Das ist immer gut, weil man nicht in Versuchung kommt, sich ständig zu fragen: das hab ich doch irgendwo schon mal gelesen, nur besser, wo war denn das nur wieder? So jetzt mein klitzekleinster Kritikpunkt: mir persönlich kam das Ende ein bisschen zu schnell. Erst beginnt die Geschichte super langsam, man wird in die Welt geführt und erkundet sie mit Summer zusammen - nur um dann auf den letzten fünfzig Seiten beinahe den Überblick zu verlieren, weil so viel passiert. Gerade hier ist mir das aufgefallen. Und trotzdem war es zu verkraften. Und ich hoffe nach wie vor, dass sich die Autorin eventuell entschließt, noch einen Band zu schreiben. Ein Wiedersehen mit Summer und den anderen würde mich wirklich sehr freuen ;)

Fazit

Ein wunderschönes, romantisches und tiefergreifendes Märchen ganz nach Nina Blazon-Art. Wieder ist es hier gelungen, aus etwas völlig unbeschriebenem etwas zu schaffen, das mich mitlachen, mitweinen und mitleiden ließ. Und obwohl "Ascheherz" nicht ganz mit meinem Lieblingsbuch "Der dunkle Kuss der Sterne" mithalten kann, ist er nur zu empfehlen für alle Fantasy-Liebhaber, die mal etwas lesen wollen, über das noch nicht zigtausendmal geschrieben wurde. Trotz kleiner Schwächen ein Buch zum Abtauchen in eine wunderbare, neue Welt.

4/5 Sternchen

Zitat

"Es gibt keinen Sieg", widersprach Summer. "Und keine Niederlage. Es gibt nur das Gefüge der Welt."

"Willst du mir wieder erzählen, dass der Tod nicht grausam ist?"

"Ist das Leben weniger grausam?", ereiferte sich Summer.

"Wollen wir uns wieder streiten, Prinzessin?"

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