"Und weil es nicht darum geht, zu gewinnen oder zu kämpfen. Sondern darum, zu leben. Und zu lieben. Und das im allerbesten Fall: glücklich."
Diesen Wunsch dürften wohl die meisten Paare so unterschreiben. Doch spätestens mit der Geburt eines Kindes mischen sich Stress, Überlastung, Streit und Spannungen in die Beziehung. Wie man dennoch als liebendes Paar zusammenbleiben kann und warum das nicht mit Konfliktfreiheit gleichzusetzen ist, erklärt Familienpsychologin Nina Grimm in diesem Buch.
Anhand von zehn Geschichten aus dem Therapeutenalltag zeigt sie typische Stolperfallen auf, die Paaren begegnen. Das kann das Gefühl sein, viel mehr als der Partner im Haushalt zu machen, die sich einmischenden Schwiegereltern oder Nähe, die zu kurz kommt. Nina Grimm kennt vieles davon nur zu gut: Auch von ihrem Partner hat sie sich zwischenzeitlich getrennt, weil sie dachte, es ginge nicht mehr. Damit das ihren Leser*innen nicht passiert, hat die Autorin nicht nur Geschichten gewählt, in denen man sich selbst gut wiederfinden kann, sondern liefert auch gleich konkrete Lösungsvorschläge mit. Mit sogenannten Love-Hacks macht sie Vorschläge für kleine, zum Problem passende Interventionen. Sie sollen dem Paar nicht nur helfen, sich (wieder) auf Augenhöhe zu begegnen, sondern auch den Anstoß zum konstruktiven Konfliktlösen geben. Außerdem gibt es zu jedem der zehn Fehler einen typischen Einwand, den die Psychologin häufig gehört hat.
Im zweiten Teil des Buches werden dann noch einmal einige Theorien nachgeliefert und Strategien ausführlicher behandelt. Auch das Lösen typischer Problemfelder wird noch einmal angesprochen. Dieser Teil hat mir weniger gut gefallen als der erst, was unter anderem an den Wiederholungen lag, die hier vorkommen. Allerdings denke ich dennoch, dass das meiste, was auf den ca. 250 Seiten zu lesen ist, Paaren dabei helfen kann, sich gemeinsam mit ihrem Konfliktverhalten auseinanderzusetzen. Ein Aspekt ist mir dabei allerdings negativ aufgestoßen, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: Die Autorin schreibt, dass sich Männer und Frauen grundlegend unterscheiden. Gut, da kann ich zumindest was die gesellschaftliche Konditionierung angeht, noch mitgehen. Daraus leitet sie wieder ab, dass Männer bei "Problemgesprächen" nach Lösungen suchten (und deswegen nicht richtig zuhörten), während Frauen an diesen Lösungen gar nicht interessiert seien. Sie wünschten sich viel eher emphatischen Austausch. Diese Muster zu durchbrechen, ist eines der zentralen Anliegen des Buches. Dazu gibt die Autorin auch immer wieder geschlechterbezogene Tipps. Obwohl an vielen Stellen Aussagen gut mit Studien belegt sind, fehlt es mir aber an empirischen Beweisen für diese Annahme. Zu sagen, dass Männer bzw. Frauen eben so sind, greift mir hier zu kurz. Schade.