Was für ein wunderbares Buch, bei dem kein Wort zu viel oder zu wenig ist. Ich habe voller Interesse über den Wandel der Zeit gehört und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Inselbewohner, am Beispiel der Familie Sander. Konnte man früher noch gut von Fischfang leben, ist jetzt der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Aber auch die Art des Tourismus ändert sich wieder und den Inselbewohnern bleibt nichts anderes übrig, als sich immer wieder dem anzupassen. Auch damit, dass immer mehr Festlandbewohner Immobilien als Ferienhäuser kaufen. Und das ist nur ein Teil der Auswirkungen, die ich hier beschreiben möchte.
Ließen die Protagonisten mich anfänglich eher kalt, änderte sich das mit jeder neuen Information. Die Familie hat ja wirklich kein herzliches Verhältnis zueinander. Man spricht fast nicht miteinander. Mit Worten und Gefühlen scheint man sparsam umzugehen. Und doch war ich letzten Endes fasziniert davon, wie mir Dörte Hansen mit so wenigen Worten eine Familie so nah bringen konnte. Bis zum Schluss setzte sich das Mosaik der Lebensgeschichten Stück für Stück zusammen. Nachdenklich machte mich auch, was Tourismus für eine Insel bedeutet, in all seinen Facetten.
Auch die Randfiguren und deren Lebensentwürfe habe ich mit Spannung verfolgt. Da war beispielsweise der evangelische Pfarrer, der sich berufen fühlte auf die Insel zu gehen und der Gemeinde zu dienen. Der Preis war hoch.
Nina Hoss war die perfekte Wahl als Sprecherin für das Buch. Sie konnte mich mit ihrer unaufgeregten Erzählweise in die Geschichte hineinziehen. Ließ mir aber auch gleichzeitig genug Freiraum meine eigenen Interpretationen zu ziehen.
Für mich verdiente 4,5 Sterne.