Rezension zu "Full Dive" von Nina Scheweling
Vollständig in einem Videospiel eintauchen und als man selbst Abenteuer erleben: In „Full Dive“ von Nina Scheweling wird das möglich. Auch wenn Protagonist Jess daran eigentlich gar kein Interesse hat.
Die Story rund um Jess und seinen Full Dive in die Welt von Cal’Anthor wechselt zwischen der Spielwelt und der echten Welt hin und her, so dass man als Lesender nicht nur die Dynamiken im Spiel, sondern auch in der realen Welt miterlebt. Das macht sich vor allem bei Jess Interaktionen mit den anderen Spielenden bemerkbar und schafft eine gute Symbiose zwischen beiden Welten. Spannend ist dabei, wie sich Jess Charakter durch das Game entwickelt und wie er vom Noob zum Helden aufsteigt. Und das oft vor allem dadurch, dass ihm die Erfahrung mit derartigen Spielen fehlt. Als eingefleischter Gamer ist das zwar manchmal hart zu lesen (🙈), aber macht seine Entwicklungskurve sehr glaubwürdig. Gefallen hat mir auch, dass sich Jess immer sein gutes Herz bewahrt und mehr nach seiner Intuition handelt.
Die Verknüpfung zwischen den Aufgaben im Spiel und den Geschehnissen in der realen Welt sind gut gelungen. Man fiebert mit und will den Geheimnissen auf die Spur kommen. Der moralische Aspekt über Richtig und Falsch und die Verbindung mit wirtschaftlichen Interessen fand ich gut gelungen. Das schuf eine nachvollziehbare Verbindung zwischen Spaß und Firmen-Interessen und ist mMn sehr nach an der Realität angesiedelt.
Das Buch erinnerte mich sehr an LitRPG Romane, ist aber weniger technisch und kommt ohne Attribut-Listen und Co. aus. Das macht es zu einem guten Einstieg in das Genre, ohne das man direkt mit Geek-Wörtern und komplizierten Ingame-Details überfordert wird. Der Fantasy-Aspekt ist zwar da, beschränkt sich aber auch das Spiel selbst. Außerhalb der Spielwelt hat man es eher mit einem leichten Tech-Thriller zu tun.
Insgesamt erklärt das Spiel viel. Machmal zu viel. Gerade Jess wirkt dadurch öfters etwas schwer von Begriff, was den Charakter für mich streckenweise etwas nervig gemacht hat. Ansonsten ein sehr unterhaltsames Buch, das Spaß macht.