Nina Ziegler hatte eine furchtbare Kindheit, geprägt von Schlägen und Vernachlässigung. Nach der Trennung ihrer Eltern musste Nina bei ihrer kalten, lieblosen Mutter bleiben, die immer wieder neue Partner anschleppte, welche vor allem ihre älteste Tochter Nina auf grausame Weise misshandelten. Das Mädchen wurde ständig grün und blau geschlagen, auch mit einem Gürtel bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt. Sie litt fortwährend unter Schmerzen, musste zur Strafe für angebliches Fehlverhalten noch hungern und bekam von ihrer Mutter nur dann liebevolle Aufmerksamkeit, wenn jemand im Raum war, der ansonsten hätte merken können, dass in der Familie etwas ganz und gar nicht stimmte.
Erst nach einem jahrelangen Martyrium durfte Nina zu ihrem geliebten Vater ziehen. Doch das Glück währte nicht lange, denn Nina kam in diesem neuen Leben - verständlicherweise - nicht zurecht, fing an, sich mit den falschen Leuten herumzutreiben, rauchte, trank, kam in Berührung mit Drogen. Der verzweifelte, überforderte Vater musste schließlich kapitulieren, Nina kam in ein Heim. Doch aufwärts sollte es noch lange nicht gehen...
Als Erwachsene versucht Nina, ihre traumatische Kindheit zu verarbeiten. Sie macht Therapien, will beruflich vorankommen, träumt von einer glücklichen Familie. Doch immer wieder treffen sie herbe Rückschläge, sie erlebt Flashbacks und lernt dann auch noch einen Mann kennen, von dem sie gedemütigt und misshandelt wird - genauso wie in ihrer eigenen Kindheit. Die glückliche Kindheit, die sie sich so für ihre Kinder wünscht, kann sie ihnen nicht bieten, das Familienleben ist gekennzeichnet von Anspannung und Gewalt.
Ninas Weg in ein selbstbestimmtes Leben ist lang und beschwerlich. Sie leidet an einer komplexen posstraumatischen Belastungsstörung, die Flashbacks quälen sie. Doch nach und nach gelingt es ihr, sich und ihren Kindern endlich ein schönes Leben aufzubauen. Nicht zuletzt helfen ihr dabei ihr Terrier Binky und schließlich auch Max, ein Assistenzhund für Menschen mit posstraumatischer Belastungsstörung.
Schonungslos offen schildert Nina Ziegler die schlimmen Erlebnisse ihrer Kindheit und wieder einmal fragt man sich: Wie konnten diese Misshandlungen über Jahre hinweg stattfinden? Warum wurde das Jugendamt nicht schon früher aktiv, ließ sich so einfach abspeisen?
Gut finde ich, dass Nina Ziegler in ihrem Buch nicht nur ihre Kindheit aufarbeitet, sondern auch ihre schwierigen Jugend- und Erwachsenenjahre. Sie zeigt auf, wass es bedeutet, mit PTBS leben zu müssen, und wie sehr es den Alltag und ein normales, schönes Leben einschränkt. Dafür gebührt ihr allerhöchster Respekt!
Ein wenig schade fand ich nur, dass der PTBS-Hund, der schon in der Inhaltsangabe erwähnt wurde, fast nur am Rande erwähnt wurde. Ich hätte gerne mehr über die Tätigkeit dieser vierbeinigen Helfer erfahren und hatte dies nach dem Klappentext eigentlich auch erwartet.
Ein Buch, das betroffen macht und noch lange nachhallt.
Nina Ziegler
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Schmerzenskind
Neue Rezensionen zu Nina Ziegler
Ich bin durch einen Beitrag in der Zeitung auf das Buch aufmerksam geworden. Es berührt ein sehr sensibles Thema, das noch immer in unserer Gesellschaft vorkommt, aber oft tabuisiert wird. Es ist erschütternd, was sich hinter der Fassade mancher Familie abspielt, oft ohne dass die Kinder vor ihren Peinigern geschützt werden. So ergeht es auch Nina, die nach der Scheidung ihrer Eltern von den wechselnden Freunden der Mutter gequält wird. Das Perfide daran, die Mutter sieht dem Treiben jahrelang zu. Und dann, als Nina endlich bei ihrem Vater in Sicherheit ist, verleumdet die Mutter ihr Kind und bezichtigt es der Lüge. Welche Folgen der körperliche und seelische Missbrauch auch nach Jahren noch hat, zeigt sich deutlich an der Entwicklung von Nina, die nie gelernt hat, was richtig und was falsch ist, wem sie vertrauen kann und wem nicht.
Dieses Buch zu schreiben, war ein mutiger Schritt. In klaren, eindringlichen Worten schreibt sich die Autorin ihr Martyrium von der Seele, wohl wissend, dass sie zwar auf einem guten Weg, aber beileibe noch nicht angekommen ist in einem "normalen" Leben.
Ich wünsche Nina alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg und dem Buch viele Leser!
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