Rezension zu "Nichts ist verziehen" von Ninni Schulman
Leseeindruck:
Bis zu 80% dieses knapp 600 Seiten starken Buches hätte ich 4,5 Sterne vergeben. Die Krimis dieser Reihe zählen nicht zur blutigen Sorte, sondern eher zur psychologischen, mit ausgiebig entwickelten und vielfältigen, auch ambivalenten Figuren. Zwar ist die Kombi Journalistin - Kommissar inzwischen ziemlich ausgelutscht, aber Ninni Schulman entwickelt da trotzdem immer noch neue und aus meiner Sicht glaubwürdige und interessante Facetten.
Doch nachdem ich den größten Teil dieses Krimis sehr gern gelesen habe, konnten mich die letzten Kapitel und vor allem die aus meiner Sicht völlig an den Haaren herbeigezogene Auflösung des Falls leider überhaupt nicht mehr fesseln und überzeugen. Die vielen (und teils sehr interessanten) Nebenstränge waren einfach nur falsche Spuren - da wäre seitens der Autorin auch mal die eine oder andere richtige Spur ganz nett gewesen. Als Leserin hatte ich keinerlei Anhaltspunkte, die auf den Täter gedeutet hätten, oder sie sind mir komplett entgangen. Das hinterlässt viele Fragezeichen. Mir kam es schließlich so vor, als hätte die Autorin am Ende eines guten Krimis keine Lust mehr darauf gehabt, ihn noch ordentlich zum Abschluss zu bringen. Warum das Lektorat das nicht verhindert hat, ist mir ein Rätsel.
Dennoch für die überwiegend guten bis sehr guten Teile des Buches insgesamt 3 Sterne.