Jidada - mit einem da und noch einem da - ist ein Land, das von Tieren bevölkert wird, der Stärkste unter ihnen führt seit 40 Jahren ein eisernes Regime. Einst wollte er nur das beste, er brachte die Unabhängigkeit, nach der sich alle sehnten und zerschlug die Fesseln Jidadas. Nur um dann selbst von der Macht korrumpiert und zum Problem des Landes zu werden. Doch nach all den Jahren mehren sich die Anzeichen, dass der heilige Anführer gar nicht so unsterblich ist, wie alle denken, seine Kräfte schwinden und nach Jahren des stillen Ertragens, kehrt die Hoffnung zurück nach Jidada, Hoffnung auf ein besseres Leben, auf eine gerechte Zukunft und Wohlstand, v.a. aber die Hoffnung auf Veränderung.
Inspiriert durch den Sturz Robert Mugabes, der in Simbabwe fast 40 Jahre Präsident war und aus dessen zunächst guten Absichten ein Militärregime wurde, das seine Bürger unterdrückt und sie in Armut leben lässt. NoViolet Bulawayo erzählt mit Glory von einem Land, das sich nach Veränderung sehnt. Die Tierstimmen decken die Rücksichtslosigkeit und Skrupellosigkeit auf, die nötig sind um die absolute Macht einer Regierung aufrecht zu erhalten. Sie verleihen der Bevölkerung Simbabwes eine Stimme um ihre Geschichte zu erzählen.
Die Befreiung von den Kolonialmächten durch Mugabe verlieh dem Land neue Energie, doch das Streben nach Macht und Luxus des neuen Präsidenten stürzten es zurück in die Armut, das Fehlen von Wasser oder Strom waren an der Tagesordnung. Diese Zustände projiziert NoViolet Bulawayo auf Jidada. Ihr Schreib- und Erzählstil ist geprägt von Wiederholungen, die die Eintönigkeit des Lebens wiederspiegeln und an die Methoden erinnern, die sich Jidadas Propaganda zu Nutzen machte.
Jede der Hauptfiguren hat ihre eigene Stimme, was sehr gut umgesetzt wurde. So manches der Tiere wirkt menschlicher und vielschichtiger auf mich als die Menschen in manch anderen Büchern. Als Leser wird man nicht geschont und manche der Tiere/Figuren haben sehr dunkle Stellen in ihren Lebensgeschichten, voller Tod, Gewalt und auch Vergewaltigungen, die als Methode zur Unterdrückung massenweise durch das Militär genutzt werden. Vieles davon erfährt man als Leser nur in einem Nebensatz, was die Brutalität und Machtlosigkeit noch verstärkt hat für mich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Glory ist die Verherrlichung des Präsidenten als heilig und von Gott auserkoren, der Prophet des Regmes predigt die Folgsamkeit und Göttlichkeit und hilft durch seine falschen Prophezeiungen und Predigten dabei, die Bewohner weiter zu unterdrücken und an die Anhängerschaft des Präsidenten zu binden.
Nicht alle Stellen haben mir gleich gut gefallen und zugegebenermaßen haben sich die Szenen mit Destiny, eine der Hauptakteure, die recht spät erst eingeführt wird, irgendwann etwas in die Länge gezogen und hier hätte eine Kürzung vielleicht nicht geschadet. Auch die Frage, ob man nun wirklich Tiere als Protagonisten braucht, bleibt am Ende jedem Leser selbst zu beantworten, mir hat es sehr gut gefallen. Glory ist ein sehr vielschichtige Geschichte, mit der man manchmal Geduld haben muss, die jedoch Themen wie Unterdrückung durch Militärregime sowie von Schuld und Scham aber auch Hooffnung verbindet und das Lesen zu einer Erfahrung macht, die mir noch lange im Kopf blieb.