Cover des Buches Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden (ISBN: 9783426783153)
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Rezension zu Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden von Nojoud Ali

Rezension zu "Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden" von Nojoud Ali

von Shunya vor 12 Jahren

Rezension

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Shunyavor 12 Jahren
Nojoud wächst als unbeschwertes und fröhliches Kind mit ihren Geschwistern in einem kleinen Dorf namens Khardji auf. Als sie mit ihrer Familie von dort vertrieben wird, und sie alles zurücklassen müssen, ziehen sie in die Stadt Sanaa. Ihr Vater findet dort keine Arbeit und so müssen die Kinder auf der Straße betteln. Die Töchter werden verheiratet und so können sie sich einigermaßen über Wasser halten. Nojoud geht in Sanaa zur Schule. Es ist ihr Rückzugsort, an dem sie gerne ist. Eines Tages wird aber auch sie verheiratet und so muss sie die Schule abbrechen. Es ist die Entscheidung ihres Vaters, obwohl Nojoud noch nicht einmal weiß, was eine Heirat bedeutet. In ihren Augen ist es nur ein großes Fest, an dem es Geschenke gibt und die Frauen besonders hübsch geschminkt werden. Noch in ihrer ersten Nacht, die sie in ihrem neuen Zuhause verbringt, wird sie von dem Monster (der Name wird nur ein einziges Mal im Buch erwähnt) misshandelt und vergewaltigt, obwohl abgesprochen wurde, dass die Entjungerung erst nach ihrer Geschlechtsreife geschehen sollte, hat das sogenannte Monster sich nicht daran gehalten. Nach wochenlanger Qual, in der sie nur ab und an einige Zeit zu ihrer Familie darf, beschließt Nojoud auf Raten der Zweitfrau ihres Vater zu fliehen und zum Gericht zu gehen. Das Cover ist recht einfach gehalten, mit Nojoud Ali. In der Mitte des Buches gibt es eine kleine Fotoreihe mit ihrer Familie und den Rechtskräften, die ihr bei dem Prozess ihrer Scheidung zur Seite standen. Besonders niedlich finde ich auch noch die drei Zeichnungen, die Nojoud gemalt hat. Das Buch an sich ist recht kurz gehalten. Auf 184 Seiten in 11 Kapiteln wird das Leben und die Verhandlungen am Gericht von Nojoud beschrieben. Im Nachwort gibt es noch ein paar nähere Erklärungen über den Jemen und weitere Hintergründe zu den Personen. Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar der arabischen Bezeichnungen, die im Buch vorkommen. Die Schrift ist recht groß gehalten, so dass man die Biografie schnell durchgelesen hat. Das Buch wird durch die kindliche Sicht von Nojoud erzählt. Es ist so aufgeteilt, dass man in einem Kapitel erfährt, wie es zu ihrem Prozess kommt und im nächsten erfährt man wiederum wie sie aufgewachsen ist und es zu ihrer Heirat kam. Im Wechsel wird also immer aus einer anderen Sicht erzählt, bis Nojoud zum Gericht flieht und ab da ziehen sich alle Erzählstränge zusammen. Nebenbei werden auch Probleme der anderen Geschwister von Nojoud näher erklärt. Zum Beispiel über Fares, der von einen auf den anderen Tag einfach verschwindet. Was die Misshandlungen angeht, wurde natürlich auch darauf eingangen, aber es wurde nicht allzu detailliert beschrieben, worüber ich auch ganz froh war. Trotzdem ist es beklemmend zu lesen. Gerade als ich angefangen habe, das Buch zu lesen, kam in den Nachrichten ein Bericht, dass in der Türkei eine neue Serie angelaufen ist (Hayat Devam Ediyor – Das Leben geht weiter/Hayat gibt nicht auf, Regisseur: Mahsun Kirmizigül) in der es um die frühzeitige Eheschließung von Kinderbräuten geht und die Menschen aufrütteln und aufklären soll.
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