Nora Bartels

Lebenslauf

Nora Bartels studierte Japanologie und Sinologie in Berlin und promovierte in Heidelberg, mit Forschungsaufenthalt an der Universität Osaka. Heute arbeitet sie als Referentin für Bildungsarbeit an der Mori-Ôgai-Gedenkstätte in Berlin und als freischaffende Übersetzerin. Sie übertrug u. a. Hideo Yokoyama ins Deutsche.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Die Aosawa-Morde (ISBN: 9783038820321)

Die Aosawa-Morde

 (39)
Neu erschienen am 11.09.2024 als Taschenbuch bei Atrium Verlag AG.

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Neue Rezensionen zu Nora Bartels

Cover des Buches Die Aosawa-Morde (ISBN: 9783855351275)
K

Rezension zu "Die Aosawa-Morde" von Riku Onda

Eintönige Sprache, immer die gleichen Metaphern, langweilige Handlung, keine Lösung
kurti66vor einem Jahr

Da wurde dieses Werk des Japaners Onda von einigem Kritikern in den Himmel gelobt und gar auf den ersten Platz der Krimi-Bestenliste gehievt: "Meisterwerk aus Japan" , " absolut fesselnd" und "ungewöhnlichster Spannungsroman" sind nur einige der Superlative, mit denen die geneigte Presse hier um sich wirft. Wer diese Lobeshymnen für bare Münze hält und das Buch liest, wird schon bald auf den Boden der nüchternen Fakten zurückgeholt. Onda schwelgt in immer den gleichen Metaphern: es ist ständig heiß und schwül, das Land dämmert unter einer gnadenlos glühenden Sonne. Dies trifft nicht nur auf das Jahr des Giftmodes zu, sondern auf alle Jahre zu, die sich im Nachgang mit diesem Ereignis beschäftigen. Seitenweise werden die Folgen von heißen Sommern beschrieben. Man kommt sich vor wie in den Berichten von 'Greenpeace' über die drohende Wetter-Apokalypse. Mit der Handlung hat das rein gar nichts zu tun. Diese schleppt sich über mehr als 350 Seiten mehr oder weniger dahin, wobei Hinweise und Fakten nur so nebenbei in den Text eingestreut werden.  Viele Einzelkapitel mit kryptischen Überschriften zerhacken das Geschehen und sezieren es in verschiedenen Zeitebenen, wobei unklar bleibt, wer der jeweilige Ich-Erzähler des Kapitels ist. Über das zentrale Ereignis des Romans - den Giftmord an der Familie Aosawa - werden erstaunlich wenige Worte verloren. Wichtiger erscheint dem Autor, den Charakter von Hisako Aosawa - der einzigen Überlebenden der Familie Aosawa - in allen Aspekten zu durchleuchten und das unfassbare Böse sichtbar zu machen. Er scheitert kläglich. Der Handlungsstrom  zerfleddert wie ein Fluss, der in unzähligen Verästelungen dem Meer und seiner Auflösung zustrebt. Das Ende - eine Explosion von unzähligen Metaphern über kalte blaue Räume, rote und weiße Kräuselmyrtenblüten, Meeresrauschen  und kryptische Gedichte - lässt den Leser ratlos und frustriert zurück, denn es gibt keine Lösung. 

Fazit:  Dieser Roman hat keine einzige Facette eines gelungenen Kriminalromans. Als Charakterstudie ist er zu eindimensional und insgesamt unglaubwürdig. Am schlimmsten aber ist der Mangel an kraftvoller Sprache. Der Autor bedient sich aus seinem begrenzten Setzkasten immer wieder der gleichen Elemente.

Ein total misslungenes Buch.              

Cover des Buches Fische, die in Sonnensprenkeln schwimmen (ISBN: 9783855350247)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Fische, die in Sonnensprenkeln schwimmen" von Riku Onda

Nicht das Genre Thriller für mich
Gwhynwhyfarvor einem Jahr

Der Anfang «Das hier ist, könnte man sagen, die Geschichte eines Fotos. Natürlich ist es auch die Geschichte um den geheimnisvollen Tod eines Mannes, eine Geschichte über Berge, und nicht zuletzt beschäftigt sie sich auch mit der Trennung eines Paares. Apropos Foto: Neulich hatte ich ein seltsames Erlebnis»


Eine letzte Nacht wollen Aki und Hiro in ihrer gemeinsamen Wohnung in Tokio zusammen sein, reden, über das, was passiert ist, bevor ihre Wege sich endgültig trennen. Nach einer Bergwanderung, bei der ihr Führer auf ungeklärte Weise vom Fels stürzte und ums Leben kam, ist ihre Beziehung zerbrochen. Alles, was ihnen bleibt, ist ihre Erinnerung. Zwei abwechselnde Perspektiven: Beide halten sich gegenseitig des Mordes an dem Wanderführer für schuldig und sind entschlossen, in dieser Nacht die Wahrheit herauszufinden.


«Sie muss gestehen. Ich muss sie heute Abend dazu bringen.»


«Ich bin nahe dran, überzeugt zu werden. So sehr, dass ich fast den Moment sehen kann, in dem er ihn getötet hat.»


Sie sitzen in der fast leeren Wohnung zusammen, essen, trinken, reden, kreisen im Gespräch um sich herum, denken nach, erinnern sich. Jedes Wort, jede Reaktion, jede Bewegung und Geste wird vom anderen genau beobachtet und analysiert – sie lauern auf verräterische Reaktionen. Wie verändert sich die Sicht der Fische im Teich, wenn das Sonnenlicht einen anderen Einfall hat? «Ich frage mich, ob sich die Fische so fühlen, wenn sie an die Oberfläche schauen.» Und wie verändern sich die Anschauungsweisen der Menschen während eines Gesprächs? Die Nacht ist lang. Es sei an dieser Stelle nicht zu viel verraten … In welcher Beziehung standen die beiden, die miteinander ein eng verflochtenes Leben verbrachten? Und war der Bergführer einfach nur ihr Scout? Familiengeschichten, Blutsverwandtschaft, Identität und emotionale Zugehörigkeit – das Psychogramm zwei junger Menschen. Ein Drama. Wendungen an gut gesetzte Punkte, die immer wieder dem Leser neuen Einblick gewähren. Der Roman ist auch unter dem Genre Psychothriller geführt – dem würde ich widersprechen. Es liegt zwar ein durchgehender Thrill zugrunde, aber das ist auch schon alles, was an Kriminalliteratur erinnert.


Auf der einen Seite ein Buch, das fesselt, auf der anderen Seite hat es mich nicht abholen können, ein wenig zu melodramatisch. Mir fehlte ein wenig Volumen, Philosophie, was auch immer – eben mehr, über das man nachdenken kann. Die Perspektive hat mich nicht überzeugt. Jeder sitzt dort für sich, redet, denkt. Wir als Leser beobachten das, niemand versucht uns zu überzeugen. Zwei, die sicher sind, der andere habe getötet; zwei, die wissen, dass sie selbst unschuldig sind. Welchen Wert hat das für einen Leser? Wenn die Charaktere mit dem Leser gespielt hätten, wäre mehr Spannung aufgekommen. So habe ich die Geschichte heruntergelesen, man ist schnell durch. Ein Kammerspiel. Die beiden Protagonisten stellen sich gegenseitig Fragen, stellen sich selbst Fragen, erinnern sich. Und so blättern sie Stück für Stück ihr Leben bis in die frühe Kindheit auf, stoßen auf Ungereimtheiten. Wie eine Zwiebel häutet die Onda Riku die Lebenswege und das macht sie gut. Realitäten für sich selbst erschaffen, an sie glauben, welche, die man wunderbar einreißen kann, wenn man sie nicht mehr benötigt … meine Interpretation zum Thema. Das Leben ist eine Bühne und wir sind die Schauspieler, die sich ihr Stück selbst schreiben. Der Roman ist für mich gut zu lesen – aber dass ich in Entzückung ausbreche, dafür reicht es nicht.



Onda Riku wurde 1964 in der Präfektur Miyagi geboren. 1992 erschien ihr Debütwerk Rokubanme no Sayoko, das in Japan als TV-Serie verfilmt wurde. In ihrem Heimatland hat sie zahlreiche Literaturpreise gewonnen, darunter den Yoshikawa Eiji Prize for New Writers, den Yamamoto Shûgorô Prize sowie den Naoki Prize. Auf Deutsch erschien bisher ihr Kriminalroman „Die Aosawa-Morde“ (2022), der sowohl auf der „Krimibestenliste des Jahres 2022“ als auch beim Deutschen Krimipreis (in der Kategorie „International“) den ersten Platz erreichte.

Cover des Buches Die Aosawa-Morde (ISBN: 9783855351275)
Lesewesens avatar

Rezension zu "Die Aosawa-Morde" von Riku Onda

Außergewöhnlicher Rätsel-Krimi
Lesewesenvor einem Jahr

In den siebziger Jahren ereignet sich in einer japanischen Kleinstadt ein rätselhafter Massenmord. Bei einer Geburtstagsfeier im Haus einer angesehenen Ärztefamilie sterben 17 Menschen durch vergiftete Sake. Einzige Überlebende ist die 12-jährige, blinde Tochter Hisako. Das Verbrechen wird nie ganz aufgeklärt, auch wenn der Getränkelieferant kurz darauf seine Beteiligung gesteht, Selbstmord begeht und postum verurteilt wird. Was bleibt, ist ein vages Gefühl, dass Hisako etwas mit den grausamen Morden zu tun hat, doch Beweise gibt es keine.
Viele Jahre später schreibt Makiko Saiga, die damals als Kind Zeugin dieser Tragödie war, einen Tatsachenroman darüber, in dem sie Zeugen zu Wort kommen lässt.
Jetzt, wiederum viele Jahre später, scheint sich erneut jemand für die Personen zu interessieren, die damals eine Verbindung zu dem Verbrechen hatten.

»Ich hoffe, Sie verstehen, dass Wahrheit nichts anderes ist als die Sichtweise auf einen Gegenstand aus einer bestimmten Perspektive.« S.64

Genau das erwartet uns in Ondas Kriminalroman, der nur entfernt an einen Whodunit-Krimi erinnert, auch wenn die einzig verbleibende Person im Geschehen die perfekte Verdächtige ist. Doch welches Motiv sollte das blinde Mädchen haben? Formal ist der Krimi aus verschiedenen Blickwinkeln aufgebaut – transkribierten Interviews, in denen die Gesprächspartner lange rätselhaft bleiben und sich erst mit der Zeit erschließen. Was wir lesen, sind aber nur die Antworten und nicht die Fragen, hier mischt sich auch kein außenstehender Erzähler ein.
Das, was wir über die Figuren erfahren, beschränkt sich auf das, was sie uns selbst mitteilen. Auch das ist Onda hervorragend gelungen, ihnen eine eindeutige Stimme zu geben. Wenn sie aber jemand über die Familie Aosawa äußert, so mit viel Diskretion, die ich als typisch japanisch bezeichnen würde.

Ich hatte schnell den Verdacht, dass sich Hinweise im Text verstecken, auch war klar, dass die Perspektiven auf den Fall verschiedene Wahrheiten zeigten. Onda spielt also gekonnt mit der Wahrheit und scheint sich wie ein Puzzle mit der Zeit zusammenzufügen. Aber liefert sie wirklich für jedes Rätsel eine Lösung?
Neben den Perspektiven auf verschiedenen Zeitebenen arbeitet Onda auch mit verschiedenen Textstilen, indem sie Zeitungsmeldungen und Polizeiprotokolle einfügt, manche Kapitel bestehen nur aus Dialogen. Das alles fühlt sich experimentell aber auch sehr gelungen an.
Was mir als Nichtkenner der japanischen Literatur zum Teil verborgen blieb, ich aber trotzdem wahrgenommen habe, sind die bildlichen Metaphern. Ob es nur das eigenwillige, schiffsähnliche Haus mit den Bullaugen war, das Wetter, die Angewohnheit des Kommissars, Kraniche zu falten oder die weiße Kräuselmyrte, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Aber ich denke nicht, dass es Einfluss auf die Auflösung hatte.

Ich fand Ondas Krimi äußerst innovativ und überzeugend. Auch wenn er eher zurückhaltend und ruhig ist, entsteht eine subtile Spannung, die mich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchlesen ließ. Ich kenne nichts Vergleichbares und bin fasziniert, dass man Krimis auch völlig anders erzählen kann.
Ich empfehle es denen, die offen sind für Außergewöhnliches und keinen herkömmlichen Krimi lesen möchten, Wert auf sprachlich hervorragende Texte, Tiefe und Symbolik legen und sich ein wenig für japanische Gesellschaft und Kultur interessieren.

Anfang des Jahres hat sie mich bereits mit »Fische, die in Sonnensprenkeln schwimmen« begeistert und ich hoffe, noch viel von ihr lesen zu dürfen.

Das Glossar am Ende des Buches gibt Hilfestellung beim Verständnis einzelner Begriffe. Ich habe es aber nicht gebraucht, da die Übersetzerin Nora Bartels hier perfekte Arbeit geleistet hat.

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