Rezension zu "Die Aosawa-Morde" von Riku Onda
Da wurde dieses Werk des Japaners Onda von einigem Kritikern in den Himmel gelobt und gar auf den ersten Platz der Krimi-Bestenliste gehievt: "Meisterwerk aus Japan" , " absolut fesselnd" und "ungewöhnlichster Spannungsroman" sind nur einige der Superlative, mit denen die geneigte Presse hier um sich wirft. Wer diese Lobeshymnen für bare Münze hält und das Buch liest, wird schon bald auf den Boden der nüchternen Fakten zurückgeholt. Onda schwelgt in immer den gleichen Metaphern: es ist ständig heiß und schwül, das Land dämmert unter einer gnadenlos glühenden Sonne. Dies trifft nicht nur auf das Jahr des Giftmodes zu, sondern auf alle Jahre zu, die sich im Nachgang mit diesem Ereignis beschäftigen. Seitenweise werden die Folgen von heißen Sommern beschrieben. Man kommt sich vor wie in den Berichten von 'Greenpeace' über die drohende Wetter-Apokalypse. Mit der Handlung hat das rein gar nichts zu tun. Diese schleppt sich über mehr als 350 Seiten mehr oder weniger dahin, wobei Hinweise und Fakten nur so nebenbei in den Text eingestreut werden. Viele Einzelkapitel mit kryptischen Überschriften zerhacken das Geschehen und sezieren es in verschiedenen Zeitebenen, wobei unklar bleibt, wer der jeweilige Ich-Erzähler des Kapitels ist. Über das zentrale Ereignis des Romans - den Giftmord an der Familie Aosawa - werden erstaunlich wenige Worte verloren. Wichtiger erscheint dem Autor, den Charakter von Hisako Aosawa - der einzigen Überlebenden der Familie Aosawa - in allen Aspekten zu durchleuchten und das unfassbare Böse sichtbar zu machen. Er scheitert kläglich. Der Handlungsstrom zerfleddert wie ein Fluss, der in unzähligen Verästelungen dem Meer und seiner Auflösung zustrebt. Das Ende - eine Explosion von unzähligen Metaphern über kalte blaue Räume, rote und weiße Kräuselmyrtenblüten, Meeresrauschen und kryptische Gedichte - lässt den Leser ratlos und frustriert zurück, denn es gibt keine Lösung.
Fazit: Dieser Roman hat keine einzige Facette eines gelungenen Kriminalromans. Als Charakterstudie ist er zu eindimensional und insgesamt unglaubwürdig. Am schlimmsten aber ist der Mangel an kraftvoller Sprache. Der Autor bedient sich aus seinem begrenzten Setzkasten immer wieder der gleichen Elemente.
Ein total misslungenes Buch.