Rezension zu "Die Gleichheit der Blinden" von Nora Beyer
Nora Beyer ist schon in der Welt herumgekommen und hat an verschiedenen Orten als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet, aber nun scheint sie ihre Berufung im Schreiben gefunden zu haben, sei es als Journalistin oder Autorin, „Die Gleichheit der Blinden“ ist der Debütroman der begeisterten Mountainbikerin.
INHALT
In Alleland herrscht absolute Gleichheit, die Menschen bilden eine Gemeinschaft, in der alle in die gleiche Kerbe schlagen und keiner aus der Reihe tanzt. Sollte man jedenfalls meinen … aber da gibt es die Fantasten, die Träumer, die die Gleichschaltung in Frage stellen und damit den Frieden und die zerbrechliche Balance in Frage stellen. Um sie zum Schweigen zu bringen, brennen überall die Scheiterhaufen. Auch Anna droht der Tod, denn sie soll für ihr Vergehen zu Träumen hingerichtet werden? Kann ihr Schicksal noch abgewendet werden.
In einer anderen Zeit und an einem anderen Ort, wächst die verwaiste Elsa bei der strengen Frau Heidelbrecht auf, die nicht viel von den Spinnereien des Mädchens hält. Mit Tieren, ja selbst Insekten reden? In den Tag hinein träumen und deshalb die reale Welt verpassen? Das geht schon gar nicht, so jemand kann doch nur verrückt sein und gehört an einen ganz bestimmten Ort?
MEDIADATEN
…Autor: Nora Beyer
…Verlag: Periplaneta – Edition Drachenfliege
…Format: Klappbroschur
…Seiten: 234
…Erschienen: März 2018
…ISBN: 978-3959960816
…Preis: 14,00 EUR
MEINE MEINUNG
Der Klappentext bezeichnet die Geschichte als dystopischen Fantasy-Roman, aber das trifft es nicht ganz. Die Geschehnisse mögen simpel sein, teilweise sogar Klischees wiedergeben, die man aus vielen anderen Romanen oder gar Märchen kennt – inklusive der Vornamen der Hauptfiguren, die durch Disney bestimmte Assoziationen erzeugen, aber es steckt, wenn man bereit ist, zwischen den Zeilen zu lesen, mehr dahinter.
Denn worum geht es eigentlich? Äußert die Autorin nicht auf diese Art und Weise Kritik an der heutigen Gesellschaft und warnt davor, wohin das alles führen kann. Am einfachsten ist es für die Öffentlichkeit und die Politiker heute schon, wenn alle Leute in die gleiche Kerbe schlagen und keiner anfängt darüber nachzudenken. Wenn alle der gleichen Meinung sind, gibt es ja eben auch keinen Unfrieden.
Anna bekommt das in ihrer Welt sehr deutlich zu spüren, Elsa nur in der abgeschwächten Form Denn wo man heute die exzessiven Träumer oder allein die, die sich nicht anpassen wollen, nur weg sperrt und unter Medikamente setzt, merzt man sie später lieber gleich ganz aus, um die Stimme, die sie erheben könnten, auszumerzen.
Das ganze ist in eine Handlung eingebettet, die sich irgendwo zwischen knallhartem Abenteuer und düsterem Märchen bewegt und auf Ablenkungen wie romantische Gefühle weitestgehend verzichtet. Die Geschichte bleibt ganz bei den Mädchen, die versuchen, ihren Weg zu finden, aber auch zu überleben.
Die Spannung bleibt allerdings eher moderat, weil die Autorin im Abenteuer eher mit vertrauten Mustern arbeitet. Wer sich aber ganz in die Geschichte hinein versetzen kann, merkt schnell, dass der Stil mehr Tiefe besitzt als am Anfang zu erkennen ist.
Alles in allem ist „Die Gleichheit der Blinden“ ein interessantes, aber auch nicht leicht zu genießendes Buch. Das eigentliche Abenteuer ist simpel und vorhersehbar, das was den Roman aber aus der Masse hervor hebt, sind die vielen interessanten und nachdenkenswerten themen und Ideen, über die es sich nachzudenken lohnt.
MEINE WERTUNG
4 von 5 Fantasten