Cover des Buches Die Quintessenz von Staub (ISBN: 9789963525133)
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Rezension zu Die Quintessenz von Staub von Nora Lachmann

Ein Wissenschafts-Thriller

von Arizona vor 9 Jahren

Rezension

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Arizonavor 9 Jahren
Pius und Marie aus Berlin sind eigentlich ein Traumpaar, frisch verliebt, er ein erfolgreicher Arzt, der sie scheinbar auf Händen trägt, obwohl sie eher ein unscheinbarer Typ ist. Daher schwebt sie auf rosaroten Wolken - jedoch nisten sich beim Leser schnell erste Zweifel ein. So bricht sie den Kontakt zu ihren Freunden Knut und Merle ab, da Pius sie ganz für sich allein haben mag. Er überwacht sie rund um die Uhr. In seinem Labor werden zweifelhafte Tierversuche zum Thema Fortpflanzung durchgeführt. Er bekommt erste Wutanfälle. Und was hat es mit ihren Schwindelattacken auf sich? Gesundheitlich scheint bei ihr nicht alles gut zu stehen … und dann kommt es zum Unglück, sie fällt ins Koma...

Zunächst muss ich gestehen: dies ist eigentlich nicht mein Genre, um alles mit dem Namen Thriller mache ich normalerweise einen grossen Bogen. Aber dieser hier ist (fast) ganz unblutig, von daher habe ich mich mal herangetraut. Und es hat mir auch ganz gut gefallen, der Horror bewegt sich eher nur auf der Psycho-Ebene. Und aufgrund ihrer psychologischen Ausbildung kann hier die Autorin auch besonders punkten. Sprachlich fand ich es auch gut erzählt. Was für mich aber doch auch hier ein bisschen das Problem war ist die Logik. Ich dachte mir eben oft, dass Marie doch recht naiv gewesen ist. Ok, am Anfang hat sie die ersten Signale durch ihre rosarote Brille nicht gesehen, kann ich noch nachvollziehen. Aber dann war es schon der Holzhammer, den sie nicht bemerkt hat. Und auch später, warum hat sie nicht irgendwie energischer versucht Hilfe zu holen. Es handelt sich hier um einen Wissenschafts-Thriller, d.h. er spielt auch mit den Grenzen der Forschung bezüglich der künstlichen Befruchtung, also was ist technisch möglich, was ist ethisch erlaubt - eine interessante Fragestellung.

Die Geschichte selbst hatte oft etwas von einer Art Kammerspiel, da sie räumlich - bis auf den Anfang - meist auf das Krankenzimmer bzw. die Wohnung begrenzt war. Auch sind nur wenige Personen (ihre Freundin, ihr Bruder, ihre Mutter) aufgetaucht. Und der Leser hat durch die Ich-Perspektive von Marie eine nur eingeschränkte Sicht auf die Abläufe gehabt, vor allem im Mittelteil. Dies ist natürlich dem Lauf der Geschichte bzw. Maries Erkrankung geschuldet und dadurch baut sich auch eine gewisse Spannung auf - nur mich hat es etwas gestört über längere Zeit nur so eine beschränkte Sicht auf die Zusammenhänge zu haben. Dies gilt auch für die Rückblicke in die Kindheit, die Marie in ihrem Zustand des Wachkomas hatte, ich konnte nicht immer alles gut verstehen, konnte die Erinnerungen nicht so genau einordnen.

Also, Fazit: sprachlich gut, Story für mich nicht so ganz glaubwürdig – aber gute Unterhaltung, das macht 3 Sterne. Der Titel stammt übrigens aus einem Zitat aus Hamlet von Shakespeare: „Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! Und doch, was ist mir diese Quintessenz von Staub? Ich habe keine Lust am Manne und am Weibe.“
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