Nora Ziegert
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Nora Ziegert
Die Schuldigen
Die Schuldigen: TRUE CRIME. Geschichten über Frauen und Verbrechen
Neue Rezensionen zu Nora Ziegert
Dieses Buch basiert auf den wahren Ereignissen, die Autorin Hanna Ziegert während ihrer Tätigkeit als psychiatrische Gutachterin erlebt hat.
Sie hat natürlich nur einen Ausschnitt ihrer über 30 Jahre hinweg gesammelten Fälle präsentiert und sich dabei auf die Fälle beschränkt, bei denen Frauen eine unmittelbare Rolle gespielt haben, sei es als Täter selbst, oder als die Taten begünstigendes Medium.
Die acht Fälle, die sie dabei erwähnt, sind sehr interessant und detailliert geschildert. Dabei bleibt der für Fachpersonen unwertende Ton bestehen. Als Psychologe oder auch Psychiater hält man sich nicht mit der Schuldfrage auf, sondern beschäftigt sich mit Ursachen und Prognosen. Ich fand den Einblick in die psychiatrische Arbeit sehr interessant geschildert.
Da dies ein Tatsachenbericht ist, kann man als Leser nicht bemängeln, dass die Darstellungen unrealistisch oder nicht nachvollziehbar waren.
Allerdings schien mir beim Lesen das Buch weder rein nüchterner Tatsachenbericht, noch unterhaltsam aufbereitete fiktive Geschichte zu sein, sondern irgendetwas dazwischen. Durch Stilmittel und Spannungsbogen aufbereitete Geschichten sind mir nicht mehr neutral genug. Um unterhaltend zu sein fehlt mir komplett der Anteil der emotionalen Einbindung der Erzählerin.
Die forensische Psychiaterin Hanna Ziegert (und ihre Tochter Nora Ziegert) beschreibt in diesem Buch wie Gewalttaten und Verbrechen entstehen. Ihre Annahme ist, dass der Ursprung in der Vergangenheit liegt und die erste Bezugsperson in der frühen Kindheit ausschlaggebend ist: die Mutter.
Gleich zu Anfang kommt die Autorin in einem Vorwort zu Wort, indem sie dem Leser den Begriff "Schuld" verharmlosen möchte, dass schon so schwer im Buchtitel steht. Aber in dem Moment wo sie es anspricht und das Gewicht versucht zu nehmen, umso mehr wird darauf das Augenmerk gelegt. So als würde man sagen " Denk nicht an rosa Elefanten" und das Gehirn denkt automatisch an rosa Elefanten. So wird der Leser schon von Anfang an dazu gezwungen in jeder Geschichte den Schuldigen zu suchen und die unterschwellige Botschaft kristallisiert sich schnell heraus, dass immer, aber auch immer die Mutter schuldig ist.
Wäre diese Hypothese, begründet, bewiesen, aus vielen Blickwinkel beleuchtet und wissenschaftlich belegt gewesen, dann hätte ich diese Theorie auch verstehen und annehmen können. Aber alle Geschichten waren sehr einseitig geschildert, nicht objektiv genug betrachtet. DIe Gespräche zwischen Täter und Psychiaterin hatten für mein Geschmack viel zu sehr das Augenmerk auf die Mutter und viel zu wenig auf den Vater und/ oder andere Angehörige. Sichtlich ist das Verhalten eines Vaters, der sein erwachsenen Sohn nicht ausziehen lassen möchte, weniger auffällig, als eine Mutter, die sein Kind beim Duschen wäscht...
Natürlich spielt die Vergangenheit eine große Rolle, zu dem was der Mensch wird und im Erwachsenenalter tut, aber nicht nur. Dabei spielen deutlich mehr Komponente als das was die Mutter gesagt oder getan hat. Doch andere Faktoren wurden komplett aussen vor gelassen.Der Schreibstil war gut und sehr angenehm zu lesen, aber mich konnte nichts von ihren Schilderungen überzeugen. Mir missfiel ganz extrem dieses permanente unterschwellige ausgestreckte Zeigefinger auf die Mutter. In ein-zwei Geschichten hatte die Mutter auch eindeutig ihr Päckchen beigetragen, dass es zu Auffälligkeiten gekommen ist. Aber wieviele Kinder erleben genauso schreckliche, traumatische Erlebnisse durch die Mutter oder andere und werden im Erwachsenenalter nicht auffällig, nicht gewalttätig, kriminell oder Psychopath?
Ich kann das Buch definitiv nicht empfehlen. Mich hat das Buch schlussendlich sehr erzürnt. Dass man Menschen für schuldig erklärt ohne Beweise und Belege und sich nur an Theorien festhält, die überhaupt nicht fundiert sind. Hier wurde nur im Schubladensystem gedacht. Ich musste mich im Laufe des Buches immer wieder fragen, was die Autorin mit ihrer Mutter erlebt haben muss, um solche Äußerungen in einem Buch wiedergeben zu müssen, mit der Verantwortung für gerichtliche Beschlüsse echte Menschen zu begutachten mit dieser Annahme.
Note:2/5