Rezension zu "Im Kaff der guten Hoffnung - Eine Liebeserklärung an die Provinz" von Norbert Molitor
Jedes Klischee, dass es über das Leben in einem Kaff gibt, wird hier bedient. Entweder, weil es so ist, oder weil man es gerne so haben will, oder weil es einfach ein Naturgesetz ist. Molitor zählt aber nicht nur die typischen Kaffmerkmale auf, sondern versieht sie mit ihrem ganz eigenen Charme, den man ja auch erst mal finden muss. Neviges, das Kaff, aus dem der Autor seine Kenntnis zieht, ist dann doch eher speziell, denn hier leben außergewöhnlich verschiedene Charaktere zusammen. Und im Großen und Ganzen scheint es auch zu funktionieren, immerhin kommt die Gemeinschaft zu bestimmten Anlässen noch zusammen (auch das ist längst nicht mehr überall so). Molitor hat einen offenen Blick und ein offenes Herz. Sehr empfindsam beschreibt er einzelne Kaffbewohner, nicht jedes optimal laufende Schicksal endet in der absoluten Tristesse, vielmehr gebärt es so manches Mal eine liebenswerte Macke, die allseits akzeptiert wird.
Dieses Buch ist liebens/lesesnwert, gerade weil der Autor so nah an allem dran ist. Man taucht ein in die Atmosphäre des Kaffs, würde sich aber einen Zuzug dreimal überlegen, denn Kaffleben ist nichts für Feiglinge und Menschen ohne Geduld. Mancher Großstädter, der sich für eine dörfliche Idylle entscheidet, kommt nie dort an. Das Buch erklärt, warum.
Schön, herzerwärmend, positiv und wenn negativ, dann immer ein wenig distanziert. Den wahren Kaffbewohner bringt so schnell nichts aus der Ruhe und das erfährt man auch beim Lesen dieses Buches. Gelassenheit statt Hektik. Ein Pluspunkt für das Kaff. Und Norbert Molitor.