Cover des Buches Der Mordfall Franziska Spiegel (ISBN: 9783865325709)
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Rezension zu Der Mordfall Franziska Spiegel von Norbert Sahrhage

Hervorragend umgesetzter Kriminalroman nach einer wahren Begebenheit in der NS-Zeit

von Julitraum vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Hervorragend umgesetzter Kriminalroman nach einer wahren und erschütternden Begebenheit in der NS-Zeit

Rezension

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Julitraumvor 7 Jahren
Dieser Kriminalroman beruht auf einer wahren Begebenheit. Es geht um die Jüdin Franziska Spiegel, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland lebte. Zürückgezogen in einem Kotten in Westfalen, in den sie mit Mann und Sohn gezogen war, da Verwandte ihres Mannes in der näheren Umgebung wohnten. Familie Spiegel hoffte hier, in der ländlichen Abgeschiedenheit, die Ehefrau und Mutter Franziska, vom Zugriff der Nazis retten zu können. Denn nur sie war jüdischen Glaubens und ihr Mann nicht, so daß die Familie bisher weitesgehend unauffällig hatte überleben können.

Dies war ihr zumindest bis in den Herbst 1944 gelungen. Doch dann wird Franziska Spiegel ermordet, erschossen in einem Waldstück. Zeugen berichen, daß sie von SS-Männern abgeholt wurde. In der Nähe war tatsächlich zufällig eine SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler für kurze Zeit stationiert. Gerüchte gibt es einige, doch Mord wird in der damaligen Zeit natürlich nicht ernsthaft weiterverfolgt.

Dann ist Kriegsende und es dauert noch 3 Jahre, bis endlich auch duch stetes Drängen von Gottfried Spiegel, dem Ehemann der Toten, Ermittlungen in diesem Mordfall aufgenommen werden. Es ist Kriminalinspektor Zöllner, der sich hier engagiert und dem der Fall nahegeht, auch wenn es unter seinen Kollegen eher wenig Interesse dazu gibt. "Es war ja nur eine Jüdin" und "Das ist doch im Krieg geschehen" sind einige der Sprüche, die Zöllner sich anhören muß. Doch Zöllner lässt sich nicht beirren und verfolgt einige Spuren, auch wenn es schwierig ist, noch wertvolle Zeugen aufzutreiben. Viele schweigen, wollen um jeden Preis vergessen und keine Schuld einräumen. Doch Zöllner gibt nicht auf und gerät den Tätern schließlich gefährlich nahe...

Dieser Kriminalroman der Wahrheit und Fiktion perfekt miteinander verwebt hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. Der Autor hat einen wirklich äußerst passenden Erzählstil gewählt, der größtenteils recht emotionslos und sachlich daher kommt. Anders kann man auch viele unfassbare Begebenheiten gar nicht in Worte fassen. Der Leser erhält einen kleinen Einblick in die damalige Zeit des Nationalsozialismus, kann den Schrecken nur erahnen, der damals herrschte. Auch die Zeit nach Kriegsende, in der der Protagonist seine Ermittlungen betreibt, lässt uns Leser erschauern, erstaunen, wütend werden oder eben nur an der unbändigen Ohnmacht der Protagonisten teilhaben. Ein wirlich tolles und sehr wichtiges Buch, das ich nur jedem interessierten Leser und auch jungen Lesern ans Herz legen kann.
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