Ende der 60er Jahre landet eine Raumsonde des US-Militärs unbeabsichtigt in Arizona in der Stadt Piedmont. Das Problem ist nicht die Sonde selbst, sondern was sie mitgebracht hat. Es gab einen Zwischenfall, bei dem sie mit etwas kollidiert, ist und dieser außerirdische Organismus befindet sich jetzt auf der Erde. Die Folgen für die Bewohner der Kleinstadt sind verehrend. Sie sterben und liegen überall auf den Straßen. Nur zwei haben es überlebt, ein alter Mann und ein Baby. Das Militär beruft sofort eine Notfallmaßnahme ein. Das Protokoll zum „Project Wildfire“ wird aufgerufen und alles funktioniert ab jetzt automatisch. Mehrere Kilometer um die Stadt herum gibt es einen Sperrkreis. Die wichtigsten Wissenschaftler des Landes werden zusammengerufen und die eigentliche Geschichte beginnt genau jetzt.
Denn nicht wie in anderen Geschichten, wo es Helden gibt, die ihrer Bestimmung nachgehen, steht hier eher die Wissenschaft im Vordergrund. In dem tief unter der Erde gebauten Bunker werden die Raumsonde und die zwei Überlebenden untersucht. Dabei sind die Wissenschaftler alle auf unterschiedlichen Fachgebieten Experten. Nicht alle sind vielleicht die Ikonen ihres Fachs, dennoch bilden sie zusammen die wichtigste Front gegen diesen unheimlichen Besucher aus dem All. Ist es ein Bakterium? Ein Virus? Vielleicht eine Art Pilz? Selbst als Leihe, wird man an die Hand genommen und bekommt einen Einblick in die Arbeit der Wissenschaft. Hier werden Grundlagen erklärt, warum z. B. alles so steril wie möglich ablaufen muss oder wie Studien des Objekts nacheinander ablaufen.
Denn die Experimente, um herauszufinden, worum es sich handelt, sind sehr sensibel und anfällig für Fehler. Hier hält Michael Crichton eine überraschend frische Erzählweise in der Hand. Die Figuren agieren sehr nahtlos miteinander. Was der eine nicht weiß oder kann, wird von einem anderen übernommen. Jeder kleine Schritt bringt neue Erkenntnisse. Der menschliche Körper wird genauso kleinteilig unter die Lupe genommen, wie der Organismus selbst. Die Story hat ihre kleinen Wendungen, dennoch läuft alles sehr geradlinig, aber trotzdem sehr spannend ab. Es gibt auch skizzenhafte Zeichnungen oder Protokolle, welche vielleicht nicht jeden motivieren, dennoch ergeben sie ein gelungenes Gesamtwerk ab.
Wenn man bedenkt, wann dieser Roman geschrieben wurde und welche technischen Möglichkeiten hier dargeboten werden, ist man schon sehr überrascht, wie tief der Autor sich mit der Materie befasst hat und wie weit einige Entwicklungen schon waren. Michael Crichton konnte nur wenige Jahre nach Veröffentlichung die Filmrechte des Buches verkaufen und so entstand der Kinofilm „Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All“, welcher 1971 in der Kinos lief. Doch das war erst der Anfang für Crichton. Er arbeitete als Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und war unter anderem an Jurassic Park und Westworld beteiligt, welche auch heute noch jedem ein Begriff sind.
Fazit:
Wissenschaft rockt! Als „The Andromeda Strain“ 1969 erschien, bewies Michael Crichton nicht nur, wie kreativ er war, sondern auch wie mutig. Selten gab und gibt es in Science Fiction Büchern die Chance, die Wissenschaft im Vordergrund zu sehen. Warum ist etwas so wie es ist und warum nicht anders? Der logische und nachvollziehbare Aufbau der Geschichte und die großartig erklärten Experimente sind die Hauptattraktion des Buches. Die Figuren hantieren mit der Zukunft der Menschheit und haben stetig im Blick, wie katastrophal alles enden könnte. Weitblickend und auf das Detail recherchiert ist Andromeda ein Klassiker, den jeder Science Fiction Fan gelesen haben sollte.
Matthias Göbel
Autor:
Michael Crichton
Übersetzung:
Norbert Wölfl
Broschur: 320 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung:
13.04.2021
ISBN:
9783453424760
Norbert Wölfl
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Rezension zu "Andromeda" von Michael Crichton
Als ich das Buch lesen wollte, war mir zunächst gar nicht bekannt, dass die Geschichte Anfang der 1970er Jahre geschrieben wurde.
Da es sich um eine Art dystopische Science Fiction handelt, war es natürlich spannend, wie sich so ein Thriller, der heute gesehen dann doch schon in der Vergangenheit spielt, gestaltet - hat man ja nicht alle Tage.
Die Geschichte ist aus einer stark wissenschaftlichen Sicht geschrieben. Das beinhaltet natürlich auch Forschungsstandards und Gerätschaften, die heute vermutlich schon wieder veraltet sind, und damals (teilweise) noch Zukunftsmusik und/oder von Militär und Regierungen geheimgehaltene technische Möglichkeiten waren. Ich weiß es schlicht nicht, weil ich von sowas keine Ahnung habe. Man merkt es aber natürlich daran, dass der beschriebene Forschungsstandard in den 60er Jahren aufhört.
Der Schreibstil aber ist sehr angenehm, trotz des wissenschaftlichen Aspekts gut und einfach zu verstehen, modern und flüssig und die Handlung an sich trotzdem nicht verstaubt, sondern eigentlich auch in die moderne Zeit versetzbar. Alles ist so gestaltet, als würde der Autor hier eine tatsächliche Geheimsache der amerikanischen Regierung gelüftet und nachträglich den Tathergang beschrieben hat.
Etwas, das die Menschen auch heute noch beschäftigt und fasziniert - Kontakt mit einem außerirdischen Keim oder Ähnlichem, dem die Menschheit nichts entgegenzusetzen hat. Die Handlung zieht sich über 5 Tage, die sehr detailliert und teilweise minutiös in einer geheimen Forschungsbasis der Regierung ablaufen.
Gruseliger fand ich aber den Anfang, nämlich bevor alle verstehen, was eigentlich passiert ist - der Ort, den es trifft, und wie die Zustände dort beschrieben werden. Das war immer richtig gut. Und immer diese kleinen Andeutungen am Rande, dass da noch was passiert ist, was noch keiner weiß, wenn man als Leser mehr weiß als die Protas, finde ich das immer ganz unerträglich packend.
Der Autor baut sehr geschickt Spannung auf, da er oft am Ende eines Kapitels zwar darauf hinweist, dass den Wissenschaftlern oder Militärs Fehler unterlaufen - aber nicht genau, welche und mit welchen Folgen. Also wartet man natürlich die ganze Zeit auf die Auflösung, auf den großen Knall, wird aber bis zum Ende auf die Folter gespannt.
Ich fand die Geschichte auf jeden Fall trotz der Tatsache, dass sie schon über 50 Jahre alt ist, total spannend und es hat mir Spaß gemacht zu versuchen, mich gedanklich in diese Zeit und in den Stand reinzuversetzen. Nur Schade, dass es sich wieder - typisch - in Amerika und abgeschottet durch Regierung und Militär stattfindet, wie so oft bei solchen Romanen. Das normale Leben fehlt.
Dennoch gibt es von mir noch 5/5 Sterne.
Rezension zu "Andromeda" von Michael Crichton
„Aber jetzt, wo sie es mit einem echten Erreger zu tun hatten, der ebenso echte wie absonderliche Todesfälle verursachte, fragte er sich, ob sich ihre Pläne tatsächlich als so wirksam und lückenlos erweisen würden, wie sie damals angenommen hatten.“ (Zitat Seite 139)
Inhalt
Der neueste Scoop-Satellit ist bei seiner Rückkehr auf die Erde mitten im Zentrum von Piedmont, eine Kleinstadt in Arizona, gelandet, was eine deutliche Abweichung von dem voraussichtlichen Landepunkt bedeutet. Lieutenant Shawn und sein Assistent Crane haben die Aufgabe, die Raumkapsel zu bergen. Über dem Ort ist es still, viele Bewohner liegen auf der Straße, friedlich und tot. Damit wird das 1966 in Flatrock, Nevada errichtete Wildfire Labor aktiviert und ein vorab bestimmtes Team von hochqualifizierten Wissenschaftlern zusammengerufen, denn das Projekt Scoop sammelt in einer Erdumlaufbahn unbekannte Organismen ein. Es sind vier Männer, die unter enormen Zeitdruck den tödlichen Organismus in der Kapsel finden und ein Gegenmittel entwickeln müssen, um eine weltweite Pandemie zu verhindern.
Thema und Genre
Bei diesem Roman handelt es sich um eine aktuelle Neuübersetzung des bekannten Romans von Michael Crichton. Das Original ist 1969 erschienen und damit entstand ein damals völlig neues Genre, der Wissenschaftsthriller. Themen sind moderne Forschung, Biologie, Evolution, die Suche nach neuen Substanzen für die Entwicklung von biologischen und chemischen Waffen.
Charaktere
Die Figuren handeln nachvollziehbar und stimmig, sehr gut beschrieben sind die unterschiedlichen Charaktere und Verhaltensweisen der einzelnen Wissenschaftler.
Handlung und Schreibstil
Die packende Handlung findet innerhalb von fünf Tagen statt. Dieser Zeitrahmen ist durch das Projekt Wildfire vorgegeben, andererseits drängt die Zeit, denn das extrem gefährliche, tödliche Virus droht eine weltweite Pandemie auszulösen. Obwohl dieser Roman fünfzig Jahre alt ist, hat er nichts an Aktualität verloren. Die modernen technischen Möglichkeiten haben sich seither natürlich extrem verändert, dennoch wirken die Abläufe im Labor und in der Technik in keinem Bereich veraltet. Die Mischung aus wissenschaftlichen Fakten, möglichen Fakten und Fiktion und der Wechsel zwischen technischen Schilderungen und Action überzeugt ebenfalls.
Fazit
Ein zeitlos aktueller, sehr spannender, realistischer Wissenschaftsthriller.
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