Die Buchempfehlung kam aus der pm-history Redaktion und hat sich absolut gelohnt. Kurz habe ich den Einstieg in die Lektüre als etwas trocken empfunden, nur um schließlich festzustellen, dass der Stil die Ereignisse um die Oderbruch Trockenlegung sehr erfrischend kontrastiert. Leonhard Euler wird liebevoll schrullig zu einer Art Detektiv und lässt sich nicht von den hartgesottenen Einheimischen ins Bockshorn jagen. Gerne hätte ich weitergelesen, doch dann war die Geschichte leider, leider schon aus.
Norman Ohler
Lebenslauf von Norman Ohler
Preisgekrönter Journalist und Autor: Mit 22 Jahren ging Ohler an die Hamburger Journalistenschule und veröffentlichte bereits in zahlreichen deutschsprachigen Magazinen, darunter dem Stern, dem Spiegel und DIE ZEIT. Sein Debüt als Romanautor legte er 1995 mit dem weltweit ersten hypertextuellen Roman „Die Quotenmaschine“ hin. Als Stadtschreiber von Rammallah, Palästina war er der letzte Europäer, der den umstrittenen palästinensischen Freiheitskämpfer Jassir Arafat vor seinem Tod interviewte. 2015 veröffentlichte er sein erstes Sachbuch „Der totale Rausch“, in dem er die Rolle von Drogen im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Das Buch wurde zum weltweiten Erfolg und in 25 Sprachen übersetzt.
Alle Bücher von Norman Ohler
Der totale Rausch
Die Gleichung des Lebens
Harro und Libertas
Mitte
Stadt des Goldes
Die Quotenmaschine
Der schwarze Vorhang / Der Reporter
Der stärkste Stoff
Videos zum Autor
Neue Rezensionen zu Norman Ohler
Rezension zu "Harro und Libertas" von Norman Ohler
"Harro & Libertas. Eine Geschichte von Liebe und Widerstand" ist ein erzählendes Sachbuch von Norman Ohler, dem es hier gelingt einen mit Quellen fundierten und gleichzeitig unterhaltsamen Roman zu schreiben.
Mit dem Hinweis "So merkwürdig, dramatisch oder unwahrscheinlich einige der hier folgenden Ereignisse auch klingen: Es handelt sich n i c h t um einen fiktionalen Text." (S. 19) leitet er in die Geschichte rund um das Netzwerk – hauptsächlich aus der Berliner Bohème – um Harro Schulze-Boysen und seine Ehefrau Libertas ein.
"Es ist eine Geschichte junger Leute, die vor allem eines wollten: l e b e n – und sich lieben, selbst wenn die Zeit, in der sie in ihrer Blüte standen, auf Tod gepolt war“ (S. 16)
Eine Besonderheit dieser rund 150 Köpfe zählenden Widerstandsgruppe (von der Gestapo unter dem Namen »Rote Kapelle« geführt) ist ihr mit 40 Prozent hoher Anteil an Frauen. Was Herkunft, Beruf, Religion, Alter und politische Ausrichtung anbelangt, waren die Mitstreiter durchaus sehr verschieden, und kannten einander nicht unbedingt. Aber ihr einendes Ziel war, das Regime zu unterwandern, um den Krieg schnell zu beenden und eine Verständigung mit der Sowjetunion einzuleiten. So verteilten sie z. B. Flugblätter, klebten Zettel an Hauswände, halfen jüdischen Mitbürgern und versorgten die Alliierten mit kriegswichtigen Informationen.
„Eigenarten anerkennen, Verschiedenheiten begrüßen: D a s bestimmt Harros politische Ziele.“ (S. 64)
Doch ihren Mut Widerstand zu leisten bezahlten viele von ihnen mit dem Leben. Ihnen wurde Landesverrat vorgeworfen. Dafür dass außerdem die Erinnerung an sie ausgelöscht wurde, sorgte Hitler mit der Verfügung, alle Akten dazu vernichten zu lassen, persönlich. "Harro und Libertas" ist ein wichtiges und aktuelles Buch, aus dem man erschreckenderweise einige Parallelen in die Gegenwart ziehen kann.
Außerdem hat es mich dazu angeregt, mich noch mehr über die "Rote Kapelle" und den Widerstand zu informieren. "Jetzt muss er kämpfen, alles andere nützt nichts mehr. Er hat es mit A r g u m e n t e n versucht, mit Worten, das war zu wenig gewesen, eine ungenügende Technik und vollkommen unbefriedigende Vorgehensweise, wenn der Gegner der Nationalsozialismus ist." (S. 26)
Mit 1933 brach für viele Menschen eine schwere Zeit an, denn schnell wurde man verhaftet und hatte kaum eine Chance auf ein faires Verfahren.
Es trifft auch den 23-jährigen Harro Schulze-Boysen, der Herausgeber der unabhängigen Zeitschrift Gegner ist. Er wird von der SS verhaftet und schwer misshandelt. Sein bester Freund ist jüdisch und überlebt die Misshandlungen der SS nicht. Harro sinnt auf Rache. Die Gelegenheit bietet sich, als er die adlige Libertas kennenlernt. Gemeinsam versuchen sie mit Gleichgesinnten sich dem Naziterror entgegenzustellen. Bis 1942 leisten sie mit unterschiedlichen Aktionen Widerstand und leben in ständiger Gefahr. Von der Gestapo wird die Gruppe die „Rote Kapelle“ genannt.
Dieses Buch ist sehr spannend und der Schreibstil ungeheuer packend. Es ist eine reale Geschichte, die einen wirklich erschüttert. Es ist die Geschichte von Harro und Libertas, die sich sehr lieben und – was noch wichtiger ist -die alles riskieren, um gegen das Regime zu arbeiten. Obwohl sie wenig bekannt sind, könnten sie wirklich als Vorbild dienen.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen.
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Zusätzliche Informationen
Norman Ohler wurde am 04. Februar 1970 in Zweibrücken (Deutschland) geboren.
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