Das Sachbuch „Regeln zum Leben“ wurde von Notker Wolf geschrieben. In meinen Augen handelt es sich um einen Ratgeber, denn die Christen sollen schließlich nach den 10 Geboten leben und hier wird ein Versuch gemacht zu zeigen wie dies in der heutigen Zeit gelingen kann. Das Buch ist am 01.12.2008 im Verlag Herder (https://www.herder.de) erschienen und umfasst 157 Seiten.
Der Autor erblickte als Werner Wolf am 21.06.1940 in Grönenbach das Licht der Welt. Nach seinem Abitur trat er ins Benediktinerkloster Sankt Ottilien ein, wo er den Ordensnamen Notker erhielt. Nachdem er die Profess erhalten hatte, studierte er Philosophie, Theologie, Zoologie, Anorganische Chemie und Astronomie Geschichte. 1968 erhielt er die Priesterweihe. 1971 wurde er an der Päpstlichen Hochschule in Rom zum Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie ernannt. 1974 promovierte er zum Dr. phil. mit dem zyklischen Weltmodell der Stoa. Drei Jahre später wurde er zum fünften Erzabt der Erzabtei St. Ottilien ernannt und wurde somit Abtpräses der Kongregation der Missionsbenediktiner. Mit dieser Aufgabe betraut baute er jeweils ein Krankenhaus in China mit 500 Betten und eins mit 200 Betten in Nordkorea. Während er diese Aufgabe innehatte, gab es Neugründungen auf den Philippinen, in Indien, Uganda und Togo. Notker Wolf ist sowohl im interreligiösen Dialog engagiert und gibt auch immer wieder politische Meinungen von sich, mit denen er teilweise aneckt. Die Band Feedback, welche sich musikalisch an den Rolling Stones anlehnt, spielt sowohl Eigenkompositionen wie auch Coversionen. Mit dieser Band tritt er gelegentlich auf und spielt dann E-Gitarre oder Querflöte.
Ich fand die Einführung wo er ein bisschen über sein Leben berichtet und seinen Weg zu Gott, sehr interessant. Insgesamt war das Buch sehr angenehm geschrieben, so dass es sich flüssig lesen ließ. Da ich katholisch bin, auch wenn ich nicht zu den strenggläubigen zähle, war für mich klar, dass ich solch ein Buch von einem Katholiken geschrieben, lesen wollte. Schon in der Einführung überraschte er mich sehr, als er ein Erlebnis von Margot Käßmann nannte, welche diese mit einer Schulklasse hatte. Sie wollte damals den Jugendlichen die 10 Gebote näherbringen, aber dies fanden diese viel zu langweilig und in ihren Augen waren diese doch eh uralt und somit in der heutigen Zeit nicht mehr zu gebrauchen. Also sagte sie ihnen, dass sie für ein kleines, abgeschiedenes Bergdorf Regeln entwerfen sollte um ein gutes Zusammenleben, wenn man sich denn an die Regeln hielt, zu garantieren. Überraschend war für die Jugendlichen wohl sehr, dass ihre Vorschläge den 10 Geboten ziemlich ähnlich waren.
Über jedes Gebot gibt es ein eigenes Thema. Seine Gedanken zu dem jeweiligen Thema haben auch mich dazu angeregt über das jeweilige Gebot nachzudenken. Absolut grandios fand ich, dass er auch Atheisten nannte. Amüsant fand ich nur, dass er der Meinung ist, dass diese sich von einem anderen Mann als Richard Dawkins vertreten lassen sollten. Vor allem hat mich bei diesem Mann überrascht wie offen und teilweise modern er war. Auch deswegen las sich das Buch sehr angenehm. Bei vielen Themen konnte ich ihm zustimmen und bei manchen Geboten brachte er Themen zur Sprache, welche ich mit dem jeweiligen Gebot gar nicht in Verbindung gebracht hätte. Bei dem zweiten Gebot „du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“ erzählte er auch über den Islam, denn dort darf man weder Gott noch Mohammed malen und auch über das Bilderverbot im damaligen Byzanz berichtete er. Sehr überraschend, aber klasse, fand ich, dass im Buch immer wieder die Verbindung zwischen Judentum, Christentum und Islam gesucht wurde. Außerdem erklärte er wie die Gebote damals entstanden waren und was sie damals bewirken sollte. Teilweise etwas ganz anderes als heute. Zum Beispiel beim vierten Gebot (du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren) war es wichtig, dass die Kinder später für die Eltern sorgten, damit diese nicht in Armut fielen. Denn damals gab es noch kein Rentensystem.
Einen Punkt muss ich dem Buch jedoch abziehen, da ich Notker Wolfs Meinung bei dem vierten Gebot und fünften Gebot teilweise nicht verstehen konnte. Dass er und ich beim Töten eine andere Meinung haben, liegt wohl daran, dass ich gesehen habe wie ein geliebter Mensch der dem Tod geweiht war, zu lange leiden musste, anstatt das man ihm einen einfacheren Weg in den Tod bereiten konnte. In meinen Augen darf man niemand einem anderen Menschen sagen wie viel Leid und Schmerz dieser ertragen muss.
Ich empfehle den Ratgeber gerne weiter. Es lohnt sich nicht nur für Christen (ja auch für nicht katholische Menschen, obwohl einem Protestanten manches vielleicht aufstoßen lassen wird), sondern auch für offene Menschen die solche Bücher gerne lesen.