Nouria Behloul

 5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Nouria Behloul, in der Schweiz geboren, ist Künstlerin, Übersetzerin und Autorin. 2021 erschien ihr Buch Poetry is the only way out of here, zuletzt die Übersetzung von Diaty Diallos Deux secondes d'air qui brûle. Sie lebt in Marseille, wo sie die OCT0-Buchhandlung Semiotext(e) Marseille betreibt.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein (ISBN: 9783751820714)

Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein

(3)
Neu erschienen am 22.05.2025 als Gebundenes Buch bei Matthes & Seitz Berlin.

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Neue Rezensionen zu Nouria Behloul

Ein Buch über Völkermord, Anti-Islamisierung und Rassismus mit autobiographischen Einschüben.

Der Autor verbindet sein eigenes Leben und seine Erfahrungen mit dem aktuellen herrschenden Auslöschungskrieg seitens Israel und USA. Omar ist selbst Moslem und fügt seine Erfahrungen mit Rassismus hinzu. 

Literarisch knallhart, ehrlich und direkt tut es mal gut, dass ein Autor seine Meinung beibehält. In der Hoffnung, dass viele Leser auf dieses Thema aufmerksam werden. 

Wir brauchen viel mehr Menschen wie Omar! 

Gestört hat mich das Gendern. 


🍉!


Plädoyer für Menschlichkeit

Der Schreibstil hat mir an sich gefallen, er ist sehr bildhaft und angenehm zu lesen, obwohl der oft politische Text anspruchsvoll ist. Mit der Struktur des Textes war ich nicht so zufrieden. Die Einteilung in die Kapitel macht bei einigen mehr Sinn als bei anderen und gerade am Anfang war ich etwas orientierungslos. Ab und zu werden autobiographische Einschübe gemacht, die fand ich zwar sehr interessant, aber die Zielrichtung war mir nicht immer klar. Einigen Inhalten konnte ich gut folgen, anderen nicht so gut. Die Beschreibungen fand ich treffend und die Schlussfolgerungen oft nachvollziehbar, allerdings wiederholen sie sich auch. Durch viele Beispiele werden die Thesen des Autors deutlich, allerdings hätte mir ab und an eine Quellenangabe oder zeitliche Verordnung geholfen, um ggf. in der Presse die erwähnten Ereignisse zu recherchieren, da der Autor einen sehr parteiischen oder engagierten Eindruck macht, je nachdem wie man es sehen will. Einige Dinge fand ich sehr prägnant und pointiert formuliert, so z. B. das was der Autor „institutionelle Feigheit“ nennt. Insgesamt sehe ich dieses Buch als ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit, das aber mehr Struktur und mehr Quellenangaben vertragen hätte.

Kein Frieden im Gazastreifen.

Präliminarien: Ich wollte dieses Buch lesen, weil ich mich im Titel verlesen hatte – ich las, Eines Tages werden wir alle immer schon dagewesen sein – und folgerichtig glaubte ich an ein Buch über Migration. Was gibt es für einen Grund für Anfeindungen, wenn alle immer schon überall gewesen sind? Woran ich angesichts neuer Völkerwanderungen (aus welchen Gründen auch immer) fest glaube. Ja, ein schöner Gedanke, dass Migration eines nicht allzu fernen Tages keine Rolle mehr spielen wird, weil alle immer schon überall gewesen sind. Aber: darum geht es in Omar El Akkads Text nicht!
Der Autor beschäftigt sich mit mehreren Themen: Ausgehend vom Krieg Israels gegen die Palästinenser (so sieht er es), prangert er vor allem die Scheinheiligkeit des Westens an. Mit Worten, meint er, sind alle schnell zur Hand, Worten des Bedauerns und sogar Worten des Entsetzens, um dann NICHTS zu unternehmen. Es ist die Art, sagt er „wie alle diese Ideale (Menschenrechte) sich in Luft auflösen, sobald sie über bloße Worte (also Lippenbekenntnisse) hinausgehen und auch nur das geringste Eigeninteresse berühren (beinträchtigen, meint er)“. Ich bin völlig d’accord. Mit dem Rest dessen, was der Autor meistens polemisch vorträgt, höchstens peripher.  

Verzettelt: Eingeflochten in die permanente Anklage gegen alle westlichen Staaten, obwohl es nicht immer so richtig klar wird, wen der Autor gerade meint, ist persönliches Erleben, die Beerdigung des Vaters, die ägyptischen Wurzeln der Familie, das Trauern darüber, dass die Auswanderung nach Kanada die Lockerung engster Familienbande zwangsläufig nach sich zog. 

Dann wiederum machen wir einen Ausflug hin zum Nachdenken über den Sinn von Literatur. Ist Literatur noch etwas wert, die sich in der Beschreibung von Schönem suhlt, während sie das Töten in der Welt einfach ausblendet? Darf sie das?

Und immer wieder der Systemhass. 

Stellungnahme zum Vorgetragenen: Natürlich stimmt es, dass der Kapitalismus absurd wird, wenn Literaturpreise von Unternehmen gesponsert werden, die durch ihre Aktienfonds gleichzeitig tief im Waffenhandel stecken. Cancel Culture wird vom Autor thematisch angeprangert, wenn er sich gegen palästinensische Künstler richtet – nicht erwähnt wird die angewandte Cancel Culture gegen israelische Kunst. Ganz zu schweigen vom Boykott israelischer Waren, die gelobt wird.

 Polemisch und parteiisch: Alles in allem ist „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein“, leider ein recht unausgewogener unobjektiver, gleichwohl leidenschaftlicher Text. Es ist ein pro-palästinensischer Text, der sich gegen das Massensterben bzw. Massentöten richtet. Natürlich ist dies legitim! Leider wird in dieser Anklage das Ursache-Wirkung- Verhältnis negiert, mit keinem Wort wird darauf eingegangen, wie viele Raketen täglich von Gaza und anderen umliegenden arabischen Landstrichen aus, versuchen, Israel auszulöschen. Und in wie vielen arabischen Staaten die Auslöschung Israels sogar gängige Staatsräson ist. Wie der Libanon sich verändert hat zum Beispiel. (Zu empfehlen dazu: Die Hisbollah, Joseph Croitoru).
Das Massaker vom 7.10.2023, begangen von der Hamas und von Abertausenden Muslimen in der ganzen Welt ohne jegliche Empathie für die Opfer als Erfolg gefeiert, das das Fass der israelischen Regierung und ihrer Bevölkerung zum Überlaufen brachte, ist dem Autor genau einen schmalen Absatz wert.
Gelesen habe ich in diesem Text auch nichts vom von der Hamas ausgerufenen "Kampf der Gebärmütter". Nichts von der zunehmenden Feindseligkeit gegenüber Juden (bis hin zu Morddrohungen und Morden!) in den Staaten mit einer hohen arabischen Migrationsrate.

Verhältnismäßigkeit: Natürlich kann man über Verhältnismäßigkeit sprechen. Das muss man sogar. War es verhältnismäßig von den USA nach 9/11 ein ganzes Land zu bombardieren, in Afghanistan einzumarschieren, etc. etc. Natürlich nicht. Und ist es verhältnismäßig, wie Israel auf den ständigen Raketenbeschuss, die Geiselnahme und das Attentat vom 7.10.2023 reagiert? Natürlich nicht, aber ehrlich gesagt, ich kann diese Überreaktion verstehen ohne seine Grausamkeit entschuldigen zu wollen. Und wer ist dafür verantwortlich, dass keine Hilfsgüter mehr in Gaza ankommen? Die Israelis sagen, die Hamas beschlagnahme und verkaufe die Güter, um Waffen davon zu kaufen – davon spricht der Text nicht. Und wenn die Rede davon ist, dass Krankenhäuser und Schulen bombardiert werden (sehr verwerflich), müsste gleichzeitig die Rede davon sein, dass die Hamas ihr Waffenarsenal gerne unter diesen öffentlichen Gebäuden versteckt.
 Der Autor kritisiert, dass die westliche Welt sich zurücklehnt und seufzt: „Es ist kompliziert“ – nun, es ist kompliziert! 

Die Vita des Autors ist beeindruckend, er war u.a. als Kriegsberichterstatter in Afghanistan und besuchte Guantanamo und dergleichen, er weiß also durchaus, wovon er spricht, er hat vieles gesehen. Als Leserin versteht man seinen Schmerz, ja, seinen Aufschrei. Warum handeln Menschen unmenschlich? 

Verständlichkeit: Leider gibt es bei dem Lesen des Textes erhebliche Verständnisprobleme. Erstens ist der Text nicht klar konzipiert, der Autor oszilliert von einem Thema zum anderen, er argumentiert auch kaum, sondern klagt an und ist häufig polemisch. Wenn er Verständnis für seine Sicht fordert, sollte er dann nicht wenigstens versuchen, die Sicht des politischen Gegners, meinetwegen des politischen Feindes mit darzustellen? Schließlich ist er Journalist. Zweitens ist es wahrscheinlich der Übersetzung geschuldet, dass man die Bezüge aufeinander und zueinander häufig mehr erraten muss als sie zu verstehen und Präpositionen falsch gesetzt sind. Ich halte in politischen Texten eine Wort-für-Wort-Übertragung für besonders tragisch. Damit klar wird, wer jeweils gemeint ist, muss man im Deutschen auch einmal vom englischen Satzkonstrukt abweichen. Manchmal verstehe ich den Sinn ganzer Absätze nicht und muss raten, wen der Autor meint. Dazu kommt gnadenloses ideologisches Gendern, was erstens dem Übersetzer nicht zusteht, da er dadurch das Original verfälscht und in dieser schwierigen Materie zusätzlich zu Unübersichtlichkeit führt. Das Gendern vermag es nun einmal nicht, unsere deutschen Deklinationen wiederzugeben. . 

Krieg ist eigentlich niemals und nirgendwo hinnehmbar. Weder im Gazastreifen noch sonst wo. Ein leidenschaftliches Plädoyer für Frieden ist der vorliegende Text dennoch nicht. Er setzt sich einseitig mit Kriegshandlungen Israels auseinander, ja, jeder Tote ist einer Zuviel, aber auch jeder Tote durch Selbstmordattentate oder durch Raketen. 

 Fazit: Ein Text, der sich einsetzen möchte, jedoch ziemlich unübersichtlich ist, Objektivität äußer acht lässt und dem seine ideologische und wortwörtliche Übersetzung (Mutmaßung) mehr geschadet als genutzt hat.

Kategorie: Sachbuch. Politik. 
Matthes & Seitz, 2025

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