Cover des Buches Die Moltkes (ISBN: 9783406604997)
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Rezension zu Die Moltkes von Olaf Jessen

Rezension zu "Die Moltkes" von Olaf Jessen

von M.Lehmann-Pape vor 13 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 13 Jahren
Eine prägende Familie Der wohl bekannteste Moltke, Helmuth Karl Bernhard von Moltke, Sieger der ausschlaggebenden Schlachten des deutsch-französischen Krieges, Stratege und Ikone des deutschen Kaiserreiches, ist dabei nur die Spitze des Eisberges einer über Generationen hinweg prägenden Familie preußischer Haltung. Vom Widerstandskäfer im dritten Reich (Helmuth James von Moltke) über den dort im auswärtigen Amt tätigen Hans-Adolf von Moltke reicht die Reihe der einflussreichsten Persönlichkeiten der Familie über die Kunst in die Politik Deutschlands und Dänemarks bis hin zum erfolgreichen Sportler ist in dieser Familie so gut wie jeder Beriech des öffentlichen Lebens vom Beginn des 17. Jahrhunderts an bis fast in die Gegenwart hinein (Joachim Wolfgang von Moltke) vertreten. Bereit in zweiter Auflage erscheint nun die große Familienbiographie der Moltkes von Olaf Jessen, die einen guten und respektablen Überblick über die diversen Epochen und die Verbindungen der Moltkes in diese hinein zu geben vermag. Wobei dem bekanntesten Spross der Familie, Helmuth Karl Bernhard, ein breiter Raum eingeräumt wird. Einerseits ist diese Gewichtung verständlich ob der Bedeutung dieses Ahnherren für den Status der Moltkes, andererseits wäre gerade eine Familienbiographie der Ort auch gewesen, unbekannte Seiten stärker in den Vordergrund zu rücken. Gerade das, ansonsten sehr gelungene, Kapitel über die Zeit unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges, eine Zeit, in der in der Familie Moltke überdeutlich wird, dass die oft wenig genannten Frauen der Moltkes oft entscheidenden Anteil am weiteren Ergehen und der Weichenstellung der Familie hatten, hätte durchaus mehr an Platz als die eingeräumten 20 Seiten vertragen. Manche der Moltkes haben zudem durchaus prägenden Einfluss hinerlassen, ohne zugleich Schlachten geschlagen oder hohe Politik betrieben zu haben. Maximilian Leopold ist Dichter des Siebenbürgenliedes, dass zu Zeiten weite Verbreitung fand, Werner von Moltke Sportler und späterer, gewichtiger Sportfunktionär, Joachim Wolfgang hat seine Spuren in der Kultur hinterlassen. Auch hier wären breitere Vertiefungen sicherlich interessant gewesen. Gut gelungen demgegenüber ist die intensive Darstellung und mit Recht hohe Gewichtung der Veränderungen durch die Machtübernahme Hitlers, in deren Verlauf das klassisch staatstragende Denken und hoch konservative Handeln derer von Moltkes sich bricht an jener Haltung, die der Freiheit den Vorzug gibt und sich damit im dritten Reich von dieser prinzipiell staatstragenden Haltung abwendet und hinein in den Widerstand geht. Eine innere Zerreißprobe der Familie, aber auch jene Haltung, die nach Ende des Krieges Maßstäbe der Bedeutung der Familie in der neuen Bonner Republik setzte. Sicher geht Jessen der Familiengeschichte umfangreich nach, nichts bleibt unerwähnt, so manches aber wird deutlich erkennbar in Richtung der „hohen Prominenten“ der Familie hin gewichtet. Dennoch, und das ist das eigentlich entscheidende an einer Familienbiographie, deutlich wird im Rahmen der gut 380 Seiten, wie sehr die von Moltkes mit der deutschen, teils auch dänischen, Entwicklung der Neuzeit verbunden sind, wie in den einzelnen gesellschaftlichen Felder jeweils von Moltkes durchaus prägende Spuren gezogen und hinterlassen haben. Im Rahmen dieser flüssig geschriebenen und leicht zu lesenden, ebenso natürlich fundiert recherchierten Biographie, gelingt es Jessen, diese Verflechtung der Familie mit der Entwicklung des Landes klar erkennbar herauszustellen und damit dem Leser kompakt vor Augen zu führen. Hervorragend und dicht geschrieben, plakativ vor Augen führend ist das Buch von Olaf Jessen eine gelungene Geschichtsbetrachtung. Mit dem zusätzlichen Aspekt für die heutige Zeit, genauer betrachten zu können, wie durch Generationen hinweg der Einsatz für das Allgemeine und die Gesellschaft selbstverständlich im Raume stand. Interessant für eine Gegenwart, in der das Eigeninteresse der Maßstab allen Handelns auch auf politischer Ebene zu sein scheint.
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