Rezension zu "Der Kuckuck" von Oldich Mikulica
‚Und dieses wunderbare Buch zeigt, wie traurig es wäre, künftige Generationen nicht nur unseres Frühlingsboten, sondern auch eines der außergewöhnlichsten Vögel unseres Planeten zu berauben.‘ (Seite 7)
Schon als Kind hat der Fotograf Oldřich Mikulica Kuckucke in seiner südmährischen Heimat beobachtet, und die Faszination für die ‚Gauner der Superlative‘ hat ihn nie wieder losgelassen.
In ‚Der Kuckuck‘ sind spektakuläre Fotografien Mikulicas abgebildet, die Kuckucke in ihrem natürlichen Lebensraum zeigen. Die Fotografien sind dabei das Herzstück des Buches, und sie werden begleitet, ergänzt und erläutert durch lehrreiche Texte, die viele Aspekte rund um Kuckucke näher beleuchten.
Im Buch finden sich z.B. Bilder von Kuckucken beim Flug, ihre Küken, ihre Eier sowie Fotos von Interaktionen zwischen Kuckuckskindern und Wirtsvögeln oder Kuckuckskindern und den Eiern oder Küken der Wirtsvögel, die sie aus dem Nest stoßen. Die Fotografien sind das Resultat einer ebenso geduldigen wie grandiosen Beobachtungsleistung und sind meisterhaft aufgenommen. Bereits das Titelfoto halte ich aufgrund der interessanten Perspektive für ein Glanzstück der Naturfotografie, und auch im restlichen Buch finden sich wundervolle Fotos, die spannende Einblicke in das Leben der Kuckucke bieten.
Die Texte erläutern Aspekte wie Lebensraum, Ernährung, Brutgebiete, Fortpflanzung, die Tricksereien, die Kuckucke begehen, um ihre Eier in fremde Nester zu legen, die Abwehrmechanismen, die Wirtsvögel anwenden, um Kuckucke wieder los zu werden, Mimikry, verschiedene Stadien (Eier, Nestlinge, Flüggewerden, Erwachsenenalter) sowie Koevolution des Brutparasitismus, Forschung an Kuckucken und Zukunftsszenarien.
Ich fand die Bilder und Texte im Buch sehr faszinierend, denn zwar kennt jeder im Groben den Brutparasitismus von Kuckucken, aber was für ein riesiger Aufwand dahintersteckt, wie und mit welcher Perfektion sich Kuckucke mit den Brut-/Schlüpfzeiten der Wirtsvögel abstimmen, war mir bisher nicht bekannt bzw. ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie genau Kuckucke das mit dem Brutparasitismus eigentlich machen.
‚Der Kuckuck‘ ist nicht nur ein ästhetischer Bildband, sondern auch sehr lehrreich und eines jener Bücher, nach dessen Lektüre man verändert durch die Welt geht und über die Natur staunt:
‚Eben noch ein Embryo, kann es bereits mit dem gesamten Nestinhalt des Wirts ringen und ihn besiegen. Es kann sogar Küken über den Nestrand werfen, die schwerer sind als es selbst. Auf den Menschen übertragen müsste dieser ohne jegliches Training einen 100 Kilogramm schweren Zementsack auf dem Rücken über den Rand einer drei Meter tiefen Grube hieven.‘ (Seite 79)