Cover des Buches Faro (ISBN: B009SZR5C4)
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Rezension zu Faro von Ole R. Börgdahl

Weniger ist mehr

von wandablue vor 10 Jahren

Rezension

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wandabluevor 10 Jahren
Zweiter Weltkrieg 1943: Das U-Boot 810 steht vor seinem letzten Einsatz, denn bald wird es versenkt. U-Boot-Maat Michael Stromme, der Torpedoexperte, kann sich als einziger Überlebender zusammen mit dem sterbenden Kapitänleutnant Siebert auf die verlassene Insel Alegranza retten, von dort aus gelangt er nach Gran Canaria, wo er auf hilfsbereite Menschen trifft.

Alle Versuche, die Insel zu verlassen, und sich erneut einer deutschen Einheit anzuschliessen scheitern, doch gelingt es ihm mit Hilfe seiner neuen Freunde seine deutsche Identität vor der Guardia civil zu verheimlichen und natürlich läutert er sich auch im Laufe der Zeit vom verbissenen und verblendeten Nazi zum kritischen und distanzierten Helden. Doch weil er etwas bei sich hat, was die bösen Deutschen unbedingt wiederhaben möchten, spüren sie ihn schliesslich doch auf. Ein heftiger Kampf um Michaels Leben entbrennt. Sich entspinnende zarte Liebesbande dürfen nicht fehlen und die Heldin Serina rettet Michael aus vielen brenzligen Situationen.

Der Plot ist geradlinig und eigentlich nicht schlecht, doch die Detailverliebtheit des Autors macht dem Roman nach und nach den Garaus. Ist man zuerst noch ganz angetan von den sachkundigen Schilderungen über das U-boot, seine Beladung, seine Beschaffenheit und all die technischen Einzelheiten, die schliesslich zu seinem Versagen und seiner Vernichtung führen, wird der Leser zunehmend mit jedem Schräubchen und Unterlegscheibchen konfrontiert, das der Werftschlosser und Mechaniker auf Gran Canaria montiert, nicht eines davon bleibt ihm erspart: seitenlang repariert der gute Maat einen Nähmaschinenpark, Autos, Motorräder, Aussenbordmotore, setzt Segelboote instand und kümmert sich um das Leuchtfeuer des Faroer Leuchtturms.

Selbst in den Actionszenen, die Ole Börgdahl am meisten liegen, wird durch seine Akribie wieder erwachendes Interesse am Geschehen erstickt. Andererseits kann man dem Autor auch nicht vorwerfen, man könne sich das Ganze nicht vorstellen oder irgendeine der Szenen seien unlogisch oder gar lückenhaft !

Die Stilmittel des Autors sind begrenzt. Er benutzt nur kurze Hauptsätze, so dass die Sprache kratzt und reibt. Dialoge, ein dummer Frager, ein kluger Antworter, transportieren unbestrittene Sachkenntnis. Der Erzähler selbst ist wohl mit dem Uboot auf dem Meeresboden versunken. Schade, man hätte ihn gebraucht, um Abwechslung ins Geschehen zu bringen und um die Protagonisten lebhafter zu machen und ihnen ihre Hölzernheit zu nehmen, Dialoge allein schaffen das nicht, jedenfalls dann nicht, solange sie hauptsächlich Wissen vermitteln.

Es ist schwer, es sich zu verkneifen, nicht alles was man weiss und recherchiert hat, auch zu bringen. Beschränkung wäre aber dennoch notwendig gewesen.

Fazit: Sehr gut recherchierte Geschichte innerhalb des Zweiten Weltkriegs, jedoch literarisch noch nicht versiert genug. Die Sachkenntnis des Autors entreisst das Buch aber dann doch dem Strudel des völligen Untergangs.
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