Cover des Buches Gott ist nicht schüchtern (ISBN: 9783351036652)
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Rezension zu Gott ist nicht schüchtern von Olga Grjasnowa

Syrien - Ein brandaktuelles Thema in der heutigen Zeit

von Caro_Lesemaus vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein aktuelles Zeugnis über den Syrienkrieg und Umstände einer Flucht

Rezension

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Caro_Lesemausvor 6 Jahren
In diesem Buch werden die Schicksale zweier junger Syrer kurz vor Ausbruch des Krieges beschrieben. Amal studiert Schauspiel in Damaskus und nimmt regelmäßig an Demonstrationen teil. Zusammen mit dem Regiestudenten Youssef hofft sie auf die Revolution und das Ende der Geheimdienstherrschaft. Hammoudi ist Arzt und hat die letzten Jahre in Paris gelebt und gearbeitet. Regelmäßig muss er in sein Heimatland reisen, um seinen Pass verlängern zu lassen. Plötzlich will das Amt ihm keine neue Ausreisegenehmigung erteilen und Hammoudi steckt in seiner Heimatstadt Daiz az-Zaur fest. Nach Ausbruch des Krieges arbeitet er als einziger Arzt im Ort in verbotenen Untergrundkrankenhäusern weiter. Irgendwann sind beide, Amal und Hammoudi, aus unterschiedlichen Gründen gezwungen zu fliehen, wenn sie weiterleben wollen. Beide gelangen auf unterschiedlichen Wegen über die Türkei schließlich nach Deutschland.


Ich empfand das Buch zum größten Teil als eine Art Tatsachenbericht. Zwischen den Beschreibungen der Figuren bzw. ihrer Tätigkeiten ist kaum Platz für Prosa über das "rundherum". So könnte ich zum Beispiel kein nachhallendes Zitat auswählen, da alles recht nüchtern und sachlich beschrieben ist. Ich hätte mir gerade bei diesem Thema mehr emotionalen Tiefgang gewünscht. Ich konnte zwar die Angst und Verzweiflung der Figuren nachvollziehen, richtig nahe gegangen sind sie mir aber nicht. Die Flucht der beiden geschieht ab der Türkei über unterschiedliche Routen. Dieser Abschnitt hätte gern noch ausgebaut werden können. Die Kapitel über die beiden Schicksale wechseln sich meist ab und Hammoudis Flucht geschieht erst auf den letzten 50 Seiten - das war mir wirklich zu kurz. Wie der Titel zustande kommt, wird nicht explizit klar. Vielleicht ist damit gemeint, dass einem viel Leid widerfahren kann, auch wenn man gottgläubig ist? Ich weiß es nicht so genau. Schön wäre außerdem ein Glossar zu den verwendeten arabischen Wörtern gewesen, die auch im laufenden Text zumeist nicht erklärt wurden.


Fazit:
Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch von Menschen gelesen würde, die eine abwertende Meinung über flüchtende Menschen haben oder gar den Syrienkrieg verharmlosen. Leider ist es jedoch meist so, dass solche Meinungen sehr gefestigt sind und ein solcher Roman abgelehnt wird, da er Wahrheiten enthalten könnte, die man nicht hören möchte, um nicht zugeben zu müssen, dass man Unrecht hatte. Alles in allem ist es ein empfehlenswertes Buch mit einem aktuellen Zeitzeugnis.
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