Olga Tokarczuk

 4 Sterne bei 278 Bewertungen
Autorin von Gesang der Fledermäuse, Empusion und weiteren Büchern.
Autorenbild von Olga Tokarczuk (©Jacek Kołodziejski)

Lebenslauf

Eine der bedeutendsten europäischen Autorinnen der Gegenwart: Olga Nawoja Tokarczuk, geboren am 29. Januar 1962 in Sulecow, ist eine polnische Schriftstellerin und Psychologin. Sie wuchs bei Zielona Gora auf und zog später nach Kietrz, wo sie ihr Abitur machte. Sie studierte Psychologie an der Universität Warschau und arbeitete nebenbei in einem Heim für Jugendliche. Nach ihrem Abschluss fing sie an Therapeutin zu arbeiten. 

Schon zu Studienzeiten schrieb die Autorin Artikel für das Jugendmagazin unter dem Pseudonym „Natasza Borodin“. 1989 gab sie dann ihr offizielles Debüt mit ihrem Roman „Städte in Spiegeln“. Ihren literarischen Durchbruch schaffte sie mit ihrem dritten Roman „Ur und andere Zeiten“. Dieser wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und wurde zu einem der wichtigsten Werken der polnischen Gegenwartsliteratur. Darüber hinaus veröffentlichte sie Prosatexte und Essays. 

Für ihre Arbeiten wurde Tokarczuk u.a. mit dem Usedomer Literaturpreis, dem Internationalen Brückepreis, dem Man Booker International Prize, dem Nike-Publikumspreis sowie mit zahlreichen Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. 

Zudem ist sie die Gewinnerin des Literaturnobelpreises 2019. Die Autorin zählt heute zu den bedeutendsten europäischen Autorinnen der Gegenwart.

Heute lebt die zusammen mit ihrer Familie in Breslau.

Neue Bücher

Cover des Buches Letzte Geschichten (ISBN: 9783311151180)

Letzte Geschichten

(1)
Neu erschienen am 24.04.2025 als Taschenbuch bei Kampa Verlag.

Alle Bücher von Olga Tokarczuk

Cover des Buches Gesang der Fledermäuse (ISBN: 9783311150039)

Gesang der Fledermäuse

(83)
Erschienen am 23.07.2020
Cover des Buches Empusion (ISBN: 9783311150978)

Empusion

(30)
Erschienen am 11.07.2024
Cover des Buches Ur und andere Zeiten (ISBN: 9783311100188)

Ur und andere Zeiten

(22)
Erschienen am 28.11.2019
Cover des Buches Unrast (ISBN: 9783311100126)

Unrast

(20)
Erschienen am 11.02.2019
Cover des Buches Anna In (ISBN: 9783311150558)

Anna In

(13)
Erschienen am 20.03.2024
Cover des Buches Die Jakobsbücher (ISBN: 9783311100140)

Die Jakobsbücher

(12)
Erschienen am 01.10.2019
Cover des Buches Der Schrank (ISBN: 9783423129237)

Der Schrank

(10)
Erschienen am 01.11.2001
Cover des Buches Taghaus, Nachthaus (ISBN: 9783311100201)

Taghaus, Nachthaus

(10)
Erschienen am 29.11.2019

Neue Rezensionen zu Olga Tokarczuk

Cover des Buches Anna In (ISBN: 9783311150558)
sofies avatar

Rezension zu "Anna In" von Olga Tokarczuk

sofie
Unbedingte Empfehlung


“Dieser Vater ist ein wenig jünger als der erste: seine Füße baumeln in einem aromatisch duftenden Bach, der durch sein Büro fließt, während er Notizen in ein Büchlein mit Moleskineinband schreibt. Das Büchlein vergeht fast vor Lust, weit spreizt es seine Seiten, während der Vater seine klugen Gedanken notiert.” S. 63 

Olga Tokarczuk hat sich einen uralten Mythos geschnappt, den von Anna In, In Anna, Inanna, und hat daraus ihre eigene Geschichte gemacht. Es geht um zwei Schwestern, eine dunkel, eine hell, eine fröhlich, eine traurig, Yin und Yang. Es geht um Götter und Göttinnen und ihre Arroganz. Es geht um Liebe und Opfer, Opferbereitschaft und Heldenmut. Es geht um oben und unten, um Leben und Tod.  

Aber eigentlich ist es ziemlich egal, worum es geht, denn ich habe beim Lesen die meiste Zeit damit verbracht, die tolle Sprache von Olga Tokarczuk zu bewundern. Schon das Vorwort fand ich großartig, in dem sie auf den alten Mythos und seine verschiedenen Varianten eingeht und darüber nachdenkt, warum wir heutzutage eigentlich so wenige weibliche Göttinnen haben: 

“Zurzeit aber wirkt die weibliche Gottheit nur vom Untergrund aus, an den Rändern der offiziellen Kulte, abgedrängt ins Nebelhafte, in die verschwommenen Sphären des Unbewussten – oder aber sie erscheint fragmentarisch, zurechtgestutzt auf das von der irdischen politischen Ideologie zugelassene Maß. Verstümmelt, geschwächt, auf die Rolle der Fürsprecherin oder Sekretärin eines Gottes reduziert, ja, in vielen Religionen sogar jeglicher sakralen Rolle beraubt, gleicht sie eher einem Phantom denn einer Göttin.” S. 22 

Im Roman selbst verknüpft die Autorin dann den alten Mythos mit Fantasieelementen, aber auch technischen Entwicklungen, was wunderbar zusammenpasst. Und vor allem entwirft sie immer wieder wunderbare Bilder. Auch die Übersetzung von Lisa Palmes ist hervorragend.

"Soll ich sie zur Umkehr bewegen? Der Gedanke kehrt hartnäckig wieder, er poltert mir im Kopf herum und verursacht blaue Flecken im Gehirn." S. 44 

“Wie eine Feuerkugel ist sie, die, während sie zum Wasser rollt, um die Flammen zu löschen, alles ringsumher in Brand setzt: wie eine Infizierte, die Trost in den Armen Fremder sucht und dabei das Virus an sie weiterreicht; wie ein gehetztes Tier, das sich, von Panik erfüllt, in den Bau flüchtet und so die eigenen Jungen ans Messer liefert.” 

Kurz gesagt: Lesen! 5 von 5 Sternen.  


Cover des Buches E.E. (ISBN: 9783311101390)
Wolf-Macbeths avatar

Rezension zu "E.E." von Olga Tokarczuk

Wolf-Macbeth
E.E. – ein Körper wird zum Fall

E.E. ist kein neues Buch von Olga Tokarczuk, sondern ihr zweiter Roman, der bereits 1994 auf Polnisch erschien und 2024 endlich auf Deutsch übersetzt wurde. Für mich war es nicht der erste Roman von ihr – und wie immer war ich tief beeindruckt.

Die Geschichte spielt in Breslau, Anfang des 20. Jahrhunderts, kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist die Zeit Freuds, die Zeit der Séancen, des Spiritismus, des medizinischen Fortschritts – aber auch der Hysterie-Diagnosen, vor allem bei jungen Frauen. Genau hier setzt der Roman an: Die fünfzehnjährige Erna Eltzner bricht plötzlich am Mittagstisch zusammen, sieht Geister und hört Stimmen. Schnell ist sie nicht mehr Tochter oder Schwester, sondern ein Fall – ein Fall für Ärzte, Okkultisten, spiritistische Zirkel, Nachbarn und neugierige Beobachter. Jeder möchte in ihr etwas sehen, etwas beweisen, etwas deuten. Nur sie selbst bleibt merkwürdig ungehört.

Was mich bei Tokarczuk immer wieder erstaunt – auch hier –, ist ihre Fähigkeit, mich für Themen zu interessieren, die mich eigentlich nicht interessieren. Séancen, Okkultismus, Übersinnliches: Das wäre normalerweise nicht meine Welt. Aber Tokarczuk schreibt so klug, so vielschichtig und zugleich so literarisch klar, dass ich ganz darin eintauche.

Und obwohl es kein lauter feministischer Roman ist, durchzieht ihn doch ein starkes, ruhiges Nachdenken über Weiblichkeit. Erna wird zur Projektionsfläche, zur Trägerin von Deutungen – und gerade darin liegt eine leise Kritik. Der Roman zeigt, wie Frauen – besonders junge Frauen – in einer männlich dominierten Welt gelesen, diagnostiziert, analysiert und vereinnahmt werden. Es ist kein Aufschrei, sondern ein feines, kluges Aufzeigen. Tokarczuk schreibt keinen ideologischen Roman, aber ein tief humanistisches, still feministisches Buch.

Und dann ist da noch das Literarische selbst: Wie sie das Unscheinbare bedeutungsvoll werden lässt. Wie sie Figuren zeichnet, die nachklingen. Wie sie einen scheinbar belanglosen Moment mit Spannung auflädt. Ich habe schon mehrere Bücher von Tokarczuk gelesen, und jedes Mal gelingt es ihr, aus einem Stoff, der mich eigentlich gar nicht reizt, große Literatur zu machen.

Olga Tokarczuk hat zu Recht den Nobelpreis gewonnen – E.E. ist ein weiteres Beispiel dafür, warum.


Cover des Buches Empusion (ISBN: 9783311150978)
walli007s avatar

Rezension zu "Empusion" von Olga Tokarczuk

walli007
Schlesischer Zauberberg

Mit seiner Lungenerkrankung braucht Mieczyslaw Wojnicz nach Niederschlesien. Im Jahr 1913 sind in dem Sanatorium in Görbersdorf schon etliche Kranke untergebracht. Wojnicz will sich zunächst einmal orientieren. Es gilt eine erste Untersuchung durchzustehen und mit der Behandlung, die hauptsächlich aus reichlich gutem Essen und viel Ruhe besteht, zu beginnen. Ein wenig fremdelt Wojnicz und doch ergeben sich recht bald erste Gespräche und auch kleinere Aktivitäten sind erlaubt. Schwer wird es für die kleine Patientengemeinschaft, wenn einer der ihren es nicht schafft. Unheimlich wird es sogar als die Pensionswirtin überraschen Selbstmord begeht.


Vielleicht ist Schlesien nicht ganz so hipp wie die Schweiz. Doch auch hier bieten die Berge gute Luft und viel Erholung. Genau der richtige Ort also, um eine Lungenschwäche zu kurieren oder zumindest so viele angenehme Tage zu verbringen wie die Krankheit erlaubt. Glücklicherweise erscheint Wojniczs Erkrankung nicht so schwerwiegend zu sein. Sie schränkt aber doch ein. Als angehender Ingenieur muss Wojnicz seine Gesundheit wiedererlangen und nach Lemberg zurückkehren. Bis dahin engagiert Wojnicz in seine Genesung und macht sich Gedanken über die manchmal etwas seltsamen Gespräche und Ereignisse im Sanatorium. 


Die Beschreibung dieses Romans macht wirklich neugierig. Wie würde sich eine Art Zauberberg in einer ähnlichen, aber doch ganz anderen Gegend darstellen. Dann kommt noch ein leicht mysteriöser Touch hinzu. Und wie eine Nobelpreisträgerin sich dem Thema nähert, ist auch interessant. Nur manchmal ist es mit renommierten Preisträgerin und Preisträgerinnen so, dass ihre Bücher manchmal ein wenig schwer zu durchschauen sind. Und so erweckt dieser Roman auch hin und wieder den Eindruck, dass er etwas ziellos hin und her mäandert. Weder das Mystische wird zu einer richtig klaren Handlung, noch die Politik kommt richtig zur Sprache. Das regt zwar dazu an, selbst nachzudenken, aber man hätte sich doch etwas anderes gewünscht. Nichtsdestotrotz gibt es fesselnde Szenen und unerwartete Entdeckungen. 



Gespräche aus der Community

Spontane Leserunde mit eigenen Exemplaren

383 Beiträge
FrancieNolans avatar
Letzter Beitrag von  FrancieNolan

Das ist schön zu lesen.

Wir wollen im *Juni 2022* gemeinsam dieses kleine feine Buch der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk lesen. :)

Es gibt keine Bücher zu gewinnen! Jeder kann sehr gerne mit seinem eigenen Exemplar an der Runde teilnehmen.

152 Beiträge
Corisos avatar
Letzter Beitrag von  Coriso

Mit einigem Abstand habe ich heute die Rezension geschrieben. Es ist mir echt schwer gefallen.

Aber vielen Dank für die tolle Leserunde und den bereichernden Gedankenaustausch.

https://www.lovelybooks.de/autor/Olga-Tokarczuk/Anna-In-2936248235-w/rezension/5923911070/

Zusätzliche Informationen

Olga Tokarczuk wurde am 29. Januar 1963 in Sulecow (Polen) geboren.

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