Cover des Buches Die Sehnsucht der Krähentochter (ISBN: 9783839212615)
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Rezension zu Die Sehnsucht der Krähentochter von Oliver Becker

Rezension zu "Die Sehnsucht der Krähentochter" von Oliver Becker

von Cappuccino-Mama vor 11 Jahren

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 11 Jahren
Nachdem mich das Buch DAS GEHEIMNIS DER KRÄHENTOCHTER so sehr begeistert hatte, freute ich mich nun auf die Fortsetzung mit dem Titel DIE SEHNSUCHT DER KRÄHENTOCHTER. Wie schon der Vorgänger-Roman, spielt auch die Fortsetzung wieder während des Dreißigjährigen Krieges. Das Cover / Gestaltung / Sonstiges: Ich mag es immer sehr gerne, wenn Bücher einer Serie sofort auch als solche erkennbar sind. Auch hier ist dies der Fall. Es gibt einige Wiedererkennungsmerkmale und verbindende Elemente. Beide Buchcover verbindet die dunkelgrüne Farbe des Hintergrunds, und der Ausschnitt des Titelmotivs auf dem Buchrücken. Ebenfalls zu finden, und meiner Meinung nach auch unerlässlich, ist die Abbildung einer Krähe auf dem Buchcover. Auf dem Cover ist ein schlafendes Mädchen zu sehen, das vollständig bekleidet an einem Tisch sitzt, es könnte sich allerdings auch um ein Sofa handeln, auf dem die Arme des Mädchens liegen, ein weißes Spitzen-Taschentuch in den Händen, den Kopf auf die Arme gebettet. Wie immer bei Büchern des Gmeiner Verlags, setzte man auch hier auf die Liebe zum Detail. So gibt es zum Buch das passende Lesezeichen dazu, was ich sehr schön finde, als kleine Zugabe zum Buch. Die Innenseiten der Buchdeckel sind nicht einfach weiß oder einfarbig gestaltet, sondern tragen ein Krähenmotiv, das sich auch auf der einen Seite des Lesezeichens wiederfindet (auf der anderen Seite des Lesezeichens befindet sich übrigens ein Ausschnitt des Titelbildes). Zum Titelmotiv hätte ich folgende Anmerkung: Zweifelsohne ist die Frau, bzw. das Mädchen des ersten Bandes nicht identisch mit der Frau auf dem Buchcover von Band 2. Doch dafür gibt es eine einfache Erklärung. Bei DAS GEHEIMNIS DER KRÄHENTOCHTER wurde als Titelbild ein Ausschnitt aus dem Gemälde „Rebecca am Brunnen“ des italienischen Malers Giovanni Battista Piazetta (1682-1754) verwendet, bei DIE SEHNSUCHT DER KRÄHENTOCHTER wählte man hingegen ein Gemälde von Domenico Fetti (1589-1624), ebenfalls einem Italiener, mit dem Titel „Schlafendes Mädchen“ (entstanden ca. 1620-1622) aus. Sehr schade fand ich die Gestaltung der Buchrückseite. Ein großer Teil besteht aus einer schwarzen, leeren Fläche. Hier hätte ich mir vom Verlag gewünscht, dass das Cover des Vorgängerbandes DAS GEHEIMNIS DER KRÄHENTOCHTER abgebildet gewesen wäre, dazu einige Worte zur Handlung. Meines Erachtens wäre der Platz hierfür ausreichend gewesen. Schade, dass das Vorgängerbuch nicht einmal auf einer Seite im Anhang mit den Büchern des Verlags ein Plätzchen gefunden hat. Die Handlung: Teichdorf im Schwarzwald - 1640: Noch immer wütet der Dreißigjährige Krieg, und nach einigen eher ruhigen Jahren, verbreitet er nun erneut Angst und Schrecken. Bernina ist inzwischen 23 Jahre alt und mit dem ehemaligen Gaukler Anselmo glücklich verheiratet. Die beiden betreiben mit ihren Knechten und Mägden den Petersthal-Hof, der nun Bernina gehört. Adelheid, Berninas Mutter, genannt die Krähenfrau, bewohnt ihr eigenes kleines Häuschen. Egidius Blum, der Pfarrer von Teichdorf, ist ein fanatischer Verfechter der Heiligen Inquisition. Spanische Söldner sollen den Einwohnern Teichdorfs zur Seite stehen und Schutz bieten vor den herannahenden französischen Truppen. Die Männer mit den roten Umhängen, auf denen ein Wappen mit einer goldenen Rose abgebildet ist, führen jedoch eine Schreckensherrschaft und terrorisieren die Bevölkerung, verlangen deren Hab und Gut und schrecken auch nicht vor roher Gewalt zurück. Und dann kommt es zu Hexenverbrennungen und auch Berninas Mutter droht nun der Tod auf dem Scheiterhaufen. Eines Tages jedoch verschwindet Anselmo spurlos und hinterlässt seiner Frau Bernina lediglich einen Brief, in dem er ihr mitteilt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Bernina wird gefangen genommen und soll als Hexe verbrannt werden. Dennoch – es gelingt ihr, zu flüchten. Und so macht sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Anselmo... Meine Meinung: So wie ich es mag: Der Einstieg ins Buch ist gleich ereignisreich – ohne langatmige Beschreibungen, die ich in Büchern nicht sonderlich schätze. Ein Buch muss gleich zu Beginn fesseln – nicht erst nach -zig Seiten! Oliver Becker ist es auch hier gelungen, gleich am Anfang meine Neugierde zu wecken. War es im ersten Band Bernina, die ihre Herkunft erforschte, so muss sich nun Anselmo seiner Vergangenheit stellen. Schon zu Beginn des Buches verschwindet Berninas Mann und lässt den Leser mit seinen Mutmaßungen alleine zurück. In diesem Band erfährt man, woher Anselmo stammt, nämlich aus dem fernen Valencia, in Spanien. Ein Grund, weshalb die Einheimischen Anselmo als Zigeuner betiteln. Aber weshalb verschwindet Anselmo gerade jetzt? Spanische Söldner sind aufgetaucht! Alles nur Zufall? Man mag das kaum glauben und vermutet, dass hier Zusammenhänge zwischen dem Auftauchen dieser Männer und Anselmos Herkunft besteht. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Anführer der Söldner, den man nicht zu Gesicht bekommt, dessen Geigenspiel jedoch aus seiner Unterkunft heraus zu hören ist. Wer ist dieser Mann? Doch viel Zeit, Vermutungen anzustellen, bleibt dem Leser nicht, denn dieser Roman hat die Hexenverfolgung zum Thema. Es bietet sich da natürlich niemand besser dafür an, in die Fänge der Inquisition zu geraten, als Bernina und ihre Mutter, die „Krähenfrau“ - die eine hat ein ansehliches Gehöft und somit auch einiges an Vermögen, die andere macht auf die Bewohner von Teichdorf durch ihr Anderssein und ihre Heilkünste einen unheimlichen Eindruck. Aber natürlich kommen auch neue Protagonisten hinzu, die den Leser in ihren Bann ziehen – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen ist da der neue Pfarrer von Teichdorf, der eines Tages im Ort auftauchte. Egidius Blum ist, gelinde gesagt, nicht gerade ein Sympathieträger und alles andere als ein Vorbild in Sachen Nächstenliebe. Er widmet sich mit vollem Einsatz der Inquisition und schreckt dabei vor gar nichts zurück. Der Henker, der zugleich auch ein Wolfsjäger ist, wirkt geheimnisvoll. Er ist kein Einheimischer, sondern kommt von weit her, aus dem fernen Schweden. Trotz seines Berufes wirkt Nils Norby, so lautet sein Name, nicht unbedingt eiskalt auf mich. Im Laufe der Handlung lernte ich ihn zunehmend schätzen – ja, er wurde von mir regelrecht zu einem meiner Lieblingsprotagonisten, wenn nicht gar zu DEM „Liebling“! Baldus, der Knecht auf dem Petersthal-Hof ist, gefiel mir sehr gut. Der kleinwüchsige, „verwachsene“ Mann ist eine treue Seele – mutig und hilfsbereit, der sich auf seine Art und Weise zu wehren weiß. Dennoch befürchtete ich, dass er in die Mühlen der Inquisition geraten würde, schon allein aufgrund seiner körperlichen Abnormität. Letztendlich beobachtete ich bei Bernina seit dem ersten Band eine Weiterentwicklung, die wohl auch auf ihr Alter zurückzuführen ist. Sie wirkt reifer und hat sich zu einer mutigen Frau entwickelt, die nicht bereit ist, alles so hinzunehmen, wie es sich entwickelt. Und so zeigt sie besonders in einem Moment Zivilcourage, als die Teichdorfer nicht den Mut aufbringen, sich gegen die Spanier zu wehren – selbst dann nicht, als sich deren Gewalt gegen die hilflosen Kinder richtet. Die Szene, die sich auf dem Feld zugetragen hat, wird mit wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Bernina sagt ihre Meinung oft gerade heraus, ohne sich der Folgen bewusst zu sein, die ihr Handeln mit sich bringen könnte, was ihr natürlich nicht nur Freunde beschert. Und dann sind da noch Berninas Weggefährten und Bekannte, die sie auf ihrer Reise, (die sie unter anderem durchs Elsass führt) kennenlernt, so z.B. Anton Schwarzmaul, Pierre und die junge Irmtraud, aber auch alte Bekannte kreuzen Berninas Weg. Angesichts des Krieges bleiben natürlich Kampfhandlungen nicht aus. Und mitunter wunderte ich mich dann doch, wie robust und zäh doch manche der Protagonisten waren. Und so sagte ich mir einmal sogar, wenn dieser Verletzte nun überleben würde, bräuchte der Autor aber eine ganz gute Erklärung! Aber in Büchern ist eben so manches möglich... Zwei Symbole begegnen dem Leser in diesem Roman – zum einen die goldene Rose, beispielsweise zu finden auf den roten Umhängen der spanischen Söldner, aber auch die Abbildung eines Wolfs taucht immer wieder auf. Und als Leser fragte man sich, wer denn nun das Gute, wer das Böse verkörpern würde. Was es mit der Rose und dem Wolf letztendlich auf sich hat, verrate ich an dieser Stelle allerdings nicht. Dennoch erscheint es mir mit den Wappen fast wie ein roter Faden, der sich durch die Krähentochter-Reihe zieht – spielten doch im ersten Band ein Wappen mit einer Blume und Schwertern eine Rolle. Leider gibt es kein Licht ohne Schatten – und so muss ich etwas meckern – aber nur sehr wenig: Auch wenn viele der Orte fiktiv sind, so habe ich doch, mal wieder, eine Karte zu Beginn des Buches vermisst. Ich verfolge gerne Reiserouten anhand einer Karte – man bedenke, dass zu jener Zeit Reisen um einiges beschwerlicher waren als heutzutage. Beeindruckend also, welchen weiten Weg Bernina in Kauf nahm, um den geliebten Mann im fernen Spanien zu finden. Dabei wächst sie regelrecht über sich hinaus und beschreitet auch so manchen ungewöhnlichen Weg. Wer Leser historischer Romane ist, wird eventuell ein Personenverzeichnis vermissen, sowie ein Glossar. Doch wer im Buch blättert und keines der beiden Dinge vorfindet, den kann ich beruhigen: Man behält leicht den Überblick über die Protagonisten des Buches und – so unglaublich es klingen muss – ein Glossar ist hier schlichtweg überflüssig und auch für „Neulinge“ dieses Genres ist die Handlung auch so leicht verständlich. Positiv fand ich, wie schon beim Vorgängerbuch, dass man hier keinen historischen Roman vor sich hat, bei dem man mit historischen Fakten, Hintergründen,... überrumpelt wird. Ich mag den leicht verständlichen und angenehmen Erzählstil, den ich mittlerweile in drei Büchern genießen durfte, sehr gerne. Auch ohne den ersten Band der Buchreihe zu kennen, gelingt ein müheloser Einstieg ins Geschehen, jedoch ist es natürlich immer besonders schön, Protagonisten von Anbeginn kennenzulernen, samt ihrer Vorgeschichte. Wie schon beim Vorgängerbuch gibt es auch hier so manch überraschende Wendung. Und vom Schluss, soviel kann ich verraten, war ich so richtig begeistert. Man könnte dieses Buch, das in sich abgeschlossen ist, getrost als Ende sehen - ...und wenn sie nicht gestorben sind... - doch natürlich wartet im dritten Band der Trilogie ein neues Abenteuer auf die Leser, das man sich, nachdem man Bernina & Co. ins Herz geschlossen hat, sicherlich nicht entgehen lassen möchte. Insofern: Ich freue mich nun schon auf den dritten Band mit dem Titel DIE ENTSCHEIDUNG DER KRÄHENTOCHTER, in dem ich hoffe, noch Antworten auf meine Fragen zu erhalten, denn oft ist manches anders, als es scheint und ich denke, noch manche Überraschung erwartet den Leser. Mein Fazit: Ein historischer Roman, der mich, wie erwartet, nicht enttäuscht hat. Liebe und Leid, Hass, Tod und Vergebung – hier sind alle Facetten vertreten. Spannend, überraschend und fesselnd, aber auch schockierend. Von mir gibt es für dieses kurzweilige und unterhaltsame Buch 5 Sterne.
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