Einst Stolz einer ganzen Nation, sinkt die „Georg Büchner“ auf ihrer letzten Fahrt. Vor Polens Küste geht das Traditionsschiff unter. Aber warum ausgerechnet vor Polens Küste? Und welche Verbindungen gibt es zu dem Toten im Segelboot im Barther Bodden? Die Ermittlungen dringen in ein dicht gestricktes Netz aus Geldgier, Korruption und ausgefeilten Intrigen ein und werden manch einem beinahe zum Verhängnis…
Vor dem realen Hintergrund des Untergangs des Rostocker Wahrzeichens strickt hier Oliver G. Wachlin einen Regio-Krimi, der als raffiniert erzählt, authentisch und hochspannend angepriesen wird.
Doch leider kann ich diese Lobpreisungen nicht teilen, denn der Krimi verliert sich schon zu Beginn im Fachjargon der Angler und Seefahrer. Für mich als Laie beider Genres ist es somit recht schwer, in das Buch hineinzufinden und ich versuche trotzdem, dem Ganzen eine Chance zu geben.
Im Verlauf des Buches wird es aber leider nicht besser, denn es gibt unendlich viele Nebenschauplätze und somit viele Handlungen, die der Autor bedient. Es entsteht ein regelrechtes Gewusel an wichtigen und weniger bedeutungsvollen Szenen und es tauchen viele Personen auf, die manchmal besser im Hintergrund geblieben wären.
Die Ermittler Hansen und Oehler sind ein ungleiches Paar, das auffällt und für ordentlich Zündstoff untereinander sorgt. Oehler besteht auf seine Zigarette und ein Bierchen, während die junge Kommissarin Hansen eine Verfechterin des Nichtraucherschutzes ist und so immer wieder bei ihm aneckt.
Einzig Knoop, Kommissar a.D, lässt mein Herz höher schlagen. Der alte Herr kann schon mal die charmante Seite auf den Tisch legen und ist ermittlungstechnisch den andern beiden weit voraus.
Kevin Bont ist eher ein Störfaktor und hat so gar nichts mit dem smarten Ermittler vom MI6 gemein, der hier Paten gestanden hat. Bont verliert sich recht häufig und gern in der Fäkalsprache und nutz diverse Kraftausdrücke, um sich im Leben zu behaupten.
Leider setzt der Autor auch sehr viel Schleichwerbung ein, um bestimmte technische Geräte, Automarken, Zigaretten etc. wirkungsvoll in seinem Roman zu präsentieren. Das muss nun wirklich nicht sein.
Der eigentliche Fall wird ziemlich in den Hintergrund gedrängt und plätschert eher so vor sich hin. Zwar bekommt der Leser hier einen Einblick in die alten, immer noch funktionierenden Stasi-Strippen, wird Zeuge von Klüngelei und Geldgier, aber es bleibt alles recht oberflächlich und die guten Ideen verpuffen leider, ohne vorher große Spannung erzeugt zu haben. Die letzten 50 Seiten erzeugen noch mal ein bisschen Nervenkitzel und Aufregung, aber das ist eindeutig zu wenig für einen mitreißenden Fall.
„Ostseegrund“ ist leider ein Regio-Krimi der schwächeren Sorte, bekommt daher von mir nur 2 Sternchen und leider keine Leseempfehlung