Buchinhalt:
Im Sommer 1945 kapituliert Nazideutschland und das Dritte Reich ist am Ende. Eine neue Zeit bricht an, die ganze Welt verändert sich. Viele Einzelgeschichten fangen die neue Atmosphäre ein, die nach dem Ende eines verheerenden Krieges an vielen Fronten einen Neuanfang und neue Aufbruchsstimmung verspricht. Ängste, Trauer und Leid, aber auch Hoffnung und Befreiung liegen dabei nahe beieinander....
Persönlicher Eindruck:
Wie der Sommer 45 die Welt veränderte verspricht anhand zahlreicher Einzelgeschichten, die von Siegern, Besiegten, Opfern, Tätern, Prominenten und normalen Bürgern erzählt werden, einen Einblick in die Aufbruchsstimmung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. So weit, so gut – doch leider suggerierten Klappentext und Cover etwas vollkommen anderes, als das, was das Buch letztendlich bringt – zumindest für meinen Geschmack.
Ich hatte erwartet, in vielen Einzelgeschichten – vorwiegend von nichtprominenten Menschen – einen Einblick in das Denken und Lebensgefühl, in die Erinnerungen derjenigen zu bekommen, die das Kriegsende hautnah miterlebt haben und deren Leben sich dadurch für immer veränderte. Natürlich sind die noch übrig gebliebenen Zeitzeugen von damals heute hochbetagt, damals waren sie die Kindergeneration. Eine Recherche ist daher aufwändig und schwierig. Trotzdem erwarte ich eben diese Geschichten, wenn ich ein Titelbild sehe, auf dem ein Kind mit Seifenblasen von kriegszerstörtem Hintergrund zu sehen ist. Alles andere ist Augenwischerei.
Im Großen und Ganzen erwartet den Leser eine Geschichtsstunde, die relativ trocken berichtet von der politischen Lage, den Alliierten, der Mächtigen der Siegermächte. So an sich nicht verwerflich, aber eben auch nicht das, was ich erwartet habe. Zudem liegt der Schwerpunkt von Hilmes auf den Exilanten, allen voran dem Clan um Thomas Mann. Tut mir leid, aber besonderer Sympathieträger ist Thomas Mann nun nicht – vielmehr erscheint er durchweg als nörgelnder Querulant, dem nichts und niemand recht ist und der wie ein Kleinkind einfach nicht seinen Willen bekommt: ist das in Hilmes' Vorstellung wirklich das, was die Menschheit als Ganzes bewegt, wenn sie an das Ende des Zweiten Weltkriegs denkt? Ich denke: nein.
Insgesamt geht es zudem viel auch noch um die eigentlichen Kriegshandlungen. So zum Beispiel geht die Intention, den Geist des Sommers nach Kriegsende einzufangen vollkommen daneben, wenn der Autor über die Atombombenabwürfe der Amerikaner in Japan mit allen grausigen Details berichtet. Es kam mir nicht nur hier so vor, als wolle Hilmes möglichst viel in sein Buch packen, verliert dabei aber den Aufhänger für seinen Bericht mehr und mehr aus den Augen.
Letztendlich handelt es sich um eine recht trockene Geschichtsstunde, diese dafür relativ bruchstückhaft. Die paar wenigen Geschichten über normale Menschen, die das Buch enthält, verlaufen ohne eine Auflösung für den Leser weitestgehend im Leeren.
Mich konnte das Buch nicht überzeugen, in der Form ist der Markt in meinen Augen bereits gesättigt und hätte kein weiteres Buch gebraucht, auch wenn sich das Kriegsende dieses Jahr zum 80. Mal jährt.