Cover des Buches Hinter dem Wasserfall (ISBN: 9783981768411)
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Rezension zu Hinter dem Wasserfall von Oliver Jungjohann

Von Kindern, Elfen und gelebten Träumen

von Windtaenzer_Lor vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein Übergangs-Jugendbuch für Kinder, Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene.

Rezension

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Windtaenzer_Lorvor 6 Jahren

Unerwartet und ohne Vorurteile kam „Hinter dem Wasserfall“ zu mir. Genau so behandelte ich es auch. Die Inhaltsbeschreibung gefiel mir und ich gab der Geschichte eine Chance, mich zu entführen, trotz dass ich nicht mehr im empfohlenen Alter für dieses Buch bin. Und ich habe es nicht einen Moment bereut.

[Inhalt]

Die beiden Geschwister Finja, elf Jahre, und Aaron, acht Jahre, sind ein gut funktionierendes Pärchen. Sie harmonieren sehr gut zusammen, so wie Eltern es sich für ihre Kinder wünschen. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auch zusammen neue Dinge wagen und die Abwesenheit der Eltern für einen Ausflug in den Wald nutzen. In der Dämmerung, bewaffnet mit einer Taschenlampe und jeder Menge Mut, wagen sie sich vor bis an den kleinen Waldsee, um die Stimmung zu genießen.

Durch einen Zufall entdeckt Aaron dabei ein paar Pilze, die bläulichen Staub aus ihren Hüten schütteln, wenn man sie pflückt oder anklopft. Erschrocken wirft er den Pilz von sich, weil er befürchtet, dieser könnte giftig sein, und wischt die Finger an der Hose sauber. Ehe die beiden sich versehen, ist aber einiges von dem Staub ins Wasser gelangt und eröffnet ihnen plötzlich einen Strudel mitten im See.

Der Angst zum Trotz gewinnt die Neugier und beide klettern über einen umgefallenen Baumstamm hinüber, um zu sehen, was dort ist. Aber sie rutschen ab und landen mitten drin.

Als die beiden sich umsehen und erkennen, dass sie in einer völlig fremden Welt gelandet sind, die voller Frieden und Glück zurückstrahlt, erkunden sie diese voll kindlicher Neugier. Schnell treffen sie dabei auch auf die Bewohner des unbekannten Ortes. Tatsächlich lebende Elfen! Diese haben jedoch eine erschreckende Nachricht: Die Elfenwelt stirbt.

Da sie nichts dagegen tun können, benötigen sie Hilfe von außen. Finja und Aaron sind diese Hilfe geworden und setzen nun alles daran, den Traumwanderer, einen kleinen Tropenvogel, zu finden, der durch seine symbiotische Lebensweise ein Überleben der Elfenwelt garantiert.

[Aufbau, Sprache und Charaktere]

Das erste Buch der „Wasserfall-Trilogie“ ist als Kinder- bzw. Jugendbuch deklariert und spielt genau in der Übergangszeit zwischen Kind und Jugend. Seine einfache, aber schöne Sprache zielt darauf ab, für diese Altersgruppe ansprechend und leicht verständlich zu sein. Der Einsatz von tatsächlich gesprochener Jugendsprache und das Einpflegen aktueller Details wie momentan angesagte / bekannte Sänger bieten die Möglichkeit, sich als Kind diesen Alters mehr mit den Hauptcharakteren oder der Handlung zu identifizieren. Möglicherweise unverständliche Worte werden detailliert erklärt, sodass Kinder sie verstehen. Entweder direkt im Text oder als Fußnote, ohne den Lesefluss zu stören.

Die im Buch vorkommenden Charaktere, sowohl die beiden Geschwister Finja und Aaron, als auch ihre Freunde oder die Eltern sind sehr realistisch gestaltet. Ihre Aktionen sind kindgerecht und auch der Umgang mit den Eltern ist sehr harmonisch und regt mitunter erwachsene Leser zum Nachdenken an.

Die Handlung des Buches ist geradlinig und weicht nicht von ihrer Spur ab. Während der Anfang recht ruhig wirkt und den neuen Leser liebevoll an die Hand nimmt, stolpert man schon sehr bald ins Geschehen und findet sich mittendrin wieder. Doch auch wenn es insgesamt immer schnell weitergeht und kaum Nebengeschichte stattfindet, die zur Haupthandlung nichts beiträgt, wirkt es nicht gehetzt oder stockend. Es lässt sich fließend und problemlos lesen.

Im Buch werden dem Alter entsprechend aktuelle Themen aufgegriffen und mit in das Geschehen eingeflochten. So werden Kinder zum Beispiel sanft mit dem Thema Mobbing in der Schule oder der ersten Liebe im Jugendalter in Berührung gebracht, sodass sie sich damit identifizieren und darüber nachdenken können. Der Autor zeigt hier klar auf, wie die Dinge im „normalen Leben“ stehen, hat aber auch liebevolle Hilfen dafür zur Hand. So zeigt er auf, was ein gesundes Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen bereits alles ändern können, um Mobbing entgegen zu wirken, oder dass eine Portion Mut dazu gehört, um seiner ersten Liebe mitzuteilen, was man fühlt.

Dass vieles möglich ist – wenn man sich nur traut, es zu wagen.

Das Buch ist in sich abgeschlossen. Es bietet ein paar Hinweise, aufgrund derer man in Neugier die weiteren zwei Bände lesen kann, doch es zwingt einen nicht dazu.


Mein persönliches Fazit:

„Hinter dem Wasserfall“ ist sehr kindgerecht geschrieben und liest sich für einen Erwachsenen sicher manchmal etwas seltsam, wenn man normalerweise in Fantasy-Büchern oder anderer „Erwachsenenliteratur“ unterwegs ist. Für Kinder ist dieses Buch absolut geeignet und ich empfehle es gern jedem Kind oder auch den Eltern weiter, die für ihr Kind etwas suchen, das Fantasie und Alltag miteinander verbindet.

Das Faszinierendste an diesem Buch ist, dass es auch mich mitnahm in die schöne Zeit von damals. Ich musste sehr oft an Dinge aus meiner eigenen Kindheit zurückdenken und wie schön es damals war. Was man erlebt hat, was einen bewegt hat, oder wie es bei einem selbst war, was im Buch beschrieben wird. Die Szenen in der Schule, die Freunde, das Abenteuer, die eigene erste Liebe, oder nur die Details im eigenen Kinderzimmer. Allein deswegen schon lohnt es sich auch für Erwachsene, einmal in Ruhe dieses jüngere Buch in die Hand zu nehmen.

Natürlich kann man das auch kombinieren und den eigenen Kindern daraus vorlesen. So haben beide Seiten etwas davon :)

In dem Sinne mit Finjas Worten an ihre Mutter:

„Dann musst du das wieder trainieren. Einfach jeden dritten Tag oder jeden zweiten Tag ein Buch nehmen und dich hinsetzen. Und wirklich nicht wieder aufspringen nach fünf Minuten. Das ist jetzt Medizin für dich. Ich verordne dir eine Stunde ununterbrochenes Lesen oder Entspannen, alle zwei Tage. Rezept von Frau Doktor Finja gegen die Unruhekrankheit!“ (S.123)

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