Cover des Buches Die Magier von Montparnasse (ISBN: 9783608938746)
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Rezension zu Die Magier von Montparnasse von Oliver Plaschka

Rezension zu "Die Magier von Montparnasse" von Oliver Plaschka

von PrinzessinMurks vor 12 Jahren

Rezension

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PrinzessinMurksvor 12 Jahren
Ein gutes Buch ist für mich mehr als nur eine gute Geschichte. Ich finde wichtig, dass es rundum stimmig konzipiert ist. Wenn also Umschlaggestaltung, Typographie, Satz, Aufbau usw. sich mit dem Plot und der Sprache zu einem Ganzen zusammenfügen. Diese Ansprüche werden hier erfüllt. Jedem Bibliophilen rate ich allerdings zur Ausgabe von Klett-Cotta. *** Oliver Plaschka leitet den Leser ins Paris Ende der 1920er Jahre. Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Es erinnert mich an die Jugendstil-Fenster, wie Plaschka aus den splitternden Blickwinkeln und sich überschneidenden Wahrnehmungen der Protagonisten ein bezauberndes Mosaik zusammensetzt. Zu Beginn sehen wir diese Welt durch die Augen von Ravi, einem charismatischen Magier, der mit seiner Assistentin Blanche gerade ein lukratives Engagement in einem der Varietés von Montparnasse angetreten hat. Sie arbeiten als Illusionisten - was niemand wissen darf: sie beherrschen auch die echte Magie. Doch über deren Einsatz wacht die übermächtige Société Silencieuse - die Stille Gesellschaft - deren erste Regel lautet "Benutze Magie niemals vor Publikum". Als diese Regel gebrochen wird, sieht sich Blanche dazu getrieben, ein Versprechen einzulösen, das ganz Paris in ein Zeitparadox stürzt. *** Ich gebe zu, das ist kein Buch für Menschen mit wenig Allgemeinbildung - jedenfalls wird ihnen viel an Seitenhieben und Hinweisen entgehen. Plaschka spickt seine Erzählung mit allem, was ein Geschichten- und Mythen-Liebhaber nur in die Finger bekommen kann. Es wimmelt vor Anleihen aus Grimms Märchen, Volks- und Heldensagen, Geheimbund- Bibel- und Mystiker-Wissen sowie unzähligen Kunst-, Kultur- und Literaturszene-Verweisen. Beeindruckend. *** Das Setting und die Stimmung ließen mich oft an "Es kamen drei Damen im Abendrot" von Peter S. Beagle denken. Eine Herberge ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung, der Wirt wird mit allerlei zwielichtigem Volk und ihm unverständlichen Vorgängen konfrontiert und so aus seinem Alltag gerissen. Das zwielichtige Volk selbst hat scheinbar größere Probleme als die, einem Wirt nicht auf die Nerven zu gehen. Und die Durchschnittsbewohner sind tiefer mit den Ereignissen verwoben, als allen Beteiligen lieb ist. *** Es ist ein kluges und philosophisches Buch, das zugleich wahnsinnig spannend und sehr unterhaltsam ist. Obwohl Oliver Plaschka viele Elemente bekannter Geschichten und Mythen benutzt, hat er eine eigene Sprache, einen wundervoll lesbaren Stil und eine originelle Handlung erschaffen. Ein großartiger Roman! Hut ab.
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