Mehrere grausige Morde hat die Bischofsstadt Bamberg zu verzeichnen. Die Taten weisen scheinbar auf das Werk eines "Werwolfes" - im Volksglauben des 17. Jahrhunderts eine durchaus real scheinende Gefahr - hin. Der Henker Jakob Kuisl, der mit seiner Tochter Magdalena, seinem Schwiegersohn, dem Arzt Simon, und den beiden Enkelkindern seinen Bruder Bartholomäus, den Henker von Bamberg, besucht, bei dem Kuisls Sohn Georg in die Lehre geht, wird durch die Fälle auf den Plan gerufen - und will an den Angriff des Werwolfes nicht wirklich glauben, vermutet vielmehr ein perfides Verbrechen hinter den Taten. Er behält Recht. Doch die Spur führt ihn dieses Mal nicht nur zu einem skrupellosen Mörder, sondern auch in die Vergangenheit der Stadt Bamberg, die noch immer vom Schrecken der Hexenjagd in den 1630er Jahren überschattet ist, und in seine eigene Vergangenheit und die seines Bruders, die ein schwieriges Verhältnis miteinander verbindet ...
"Der Teufel von Bamberg" schlägt eindeutig seinen Vorgänger, den "Hexer", und reiht sich damit wieder in die Qualität der ersten Bücher dieser Serie ein, was mich sehr gefreut hat.
Der Schauplatz ist dieses Mal auch wieder sehr schön gewählt, Bamberg, eine äußerst geschichtsträchtige Stadt, auf deren Geschichte auch ein starker Bezug genommen wird. Düster ist die Handlung allemal, vielleicht sogar etwas düsterer als die Vorgängerbände, aber niemals bedrückend, da wie immer sehr viel menschliche Zwischentöne zu finden sind. Und auch wenn ich dieses Mal das Gefühl hatte, etwas weniger Actionszenen geboten zu bekommen als sonst, kommt auch dieser Teil nicht zu kurz, und Oliver Pötzsch schafft es, die ganze Zeit über die Spannung hoch zu halten - und das ist durchaus erwähnenswert, da dies durchaus nicht allen Autoren (und auch hoch gelobten Autoren nicht immer) gelingt. Pötzsch bleibt der König des historischen Abenteuerromans!
Sehr gut gefällt mir auch, dass die Vergangenheit Jakob Kuisls wieder ein Stück weiter aufgearbeitet wird - in weiten Teilen ist der Mann noch immer ein Rätsel, und es gibt hier noch viel zu erzählen. Was hat er im Krieg erlebt? Wie entstand die Feindschaft zwischen den Kuisls und den Brechtholds? In diesem Teil wird zumindest ein Stück seiner Jugend enthüllt und ein etwas unschönerer Blick auf seinen Vater Johannes geworfen, der im Prolog des ersten Bandes noch recht idealisiert als "guter Henker", der seine Delinquenten möglichst wenig leiden lässt, daherkam.
Ich muss jedenfalls zugeben, dass mir Jakob Kuisl, der mürrische Klotz mit dem unschönen Beruf, mit jedem Teil sympathischer wird, genau wie Magdalena und seit diesem Teil auch Georg Kuisl, der - als Sohn des Protagonisten - endlich mehr Platz in der Geschichte bekam.
Wieder eine Glanzleistung von Herrn Pötzsch, auch das übliche, sympathische Nachwort des Autors fehlt nicht - es macht Lust, auch den nächsten Teil, "Die Henkerstochter und das Spiel des Todes" zu lesen!