Rezension zu Der Pflegefall: Kriminalroman von Olivia Monti
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen
von foxmop
Rezension
F
foxmopvor 6 Jahren
Dieser Roman ist ein exzellentes Beispiel für die Aussage, dass "die Wahrheit immer dazwischen liegt".
Die Hauptfigur Anna Zerbst tritt eine Stelle als Pflegerin bei Herrn Brunt an. Dieser alte wohlhabende Mann lebt in einer feudalen Villa und wird neben Anna vom Hausmeisterehepaar Markus und Nella Schmitt versorgt. Herr Brunt ist kein einfacher Charakter, denn neben der anstrengenden Pflege bedingt durch sein Alter und seine körperlichen Gebrechen behandelt er seine Angestellten beleidigend und herablassend.
Zuerst denkt man, dass ihn der Altersstarrsinn erfasst hat, aber es scheint mehr dahinter zu stecken. In Herrn Brunts Vergangenheit lassen sich einige Ungereimtheiten entdecken. Die Schmitts stoßen Anna direkt mit der Nase darauf, dass Herr Brunt ihre behinderte minderjährige Tochter belästigt haben soll. Ebenso ist das Verhältnis zwischen Brunt und seinem Sohn Tobias belastet, begründet durch die Todesumstände von Tobias Mutter.
Anna, die über einen Doktortitel in Geschichte verfügt und sehr unsicher und wenig selbstbewußt wirkt, erfährt jedoch von Herrn Brunt eine ganz andere Version seiner Geschichte.
Die Autorin schildert Annas Wechselbad der Gefühle auf prägnante Weise, insbesondere nachdem Anna belauscht, dass die Schmitts und Tobias den alten Herrn Brunt langsam vergiften.
Als Krimi im klassischen Sinn würde ich das Buch nicht bezeichnen. Es ist ein gelungene Charakterstudie in einem besondern Umfeld.
Ich konnte das Buch durch den kurzen und flotten Schreibstil innerhalb kürzester Zeit verschlingen und kann es bedenkenlos weiterempfehlen.