Rezension zu "Die Grauzonen, Teil I und II" von Olivier Mantel
Zwei Romane, die zwar zusammenhängen aber auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Beide handeln sie von haarsträubenden Experimenten, die mit der menschlichen Psyche vorgenommen werden.
Besonders der erste Teil ist sehr atmosphärisch geschrieben und versetzt so gekonnt ins schweizerische Rheinfelden, Anfang des 19. Jahrhunderts - mit allen Unannehmlichkeiten, welche die damalige Zeit so mit sich gebracht haben muss. Man merkt, wie sehr sich der Autor mit den historischen Hintergründen des Ortes vertraut gemacht hat. Ungewohnt und gleichzeitig spannend finde ich, die Handlung aus Sicht einer Figur erzählt zu bekommen, die aufgrund ihrer Stellung (als Frau) kaum eine Chance hat, die immer mehr in Schieflage geratende Situation zu retten.
Auch der zweite, wesentlich kürzere Teil schreckt nicht davor zurück, den Abgrund zu schildern, in den sich die menschliche Gesellschaft bringen kann, wenn sie über gefährliche Mittel verfügt. Wer sich nicht zum Nachdenken anregen lassen kann, dem bleibt wenigstens ein bitterer Nachgeschmack im Mund hängen. Der Autor zeigt sich schonungslos, was entweder schockieren oder beifällige Schadenfreude auslösen kann.
So oder so, man mache sich gefasst auf eine (weitgehend) schnörkellose Reise in die Tiefen der Unmoral.