Ich kenne die Dokumentation "Amerikas verletzte Seelen" zwar nicht, aber die Hintergründe dazu, die in dieser Graphic novel erklärt werden, fand ich interessant. Wirklich berührt hat mich das Ganze jedoch nur stellenweise, auch, weil mir der Zeichenstil teils nicht gefallen hat. Er war zu surreal. Die einzelnen Schicksale, welche oft in Alkoholismus und Selbstmord enden, wurden so persönlich wie möglich dargestellt, aber mir war es immer noch zu fremd.
Olivier Morel
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Die Rückkehrer
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Meine Meinung: Dieser Comic ist im Zusammenhang mit der Dokumentation von Oliver Morel erschienen, und beschreibt wie Olivier Morel die Arbeit zur Dokumentation "Amerikas verletzte Seelen" von 2007 bis 2010 aussah. Ich muss gestehen, dass ich die Dokumentation noch nicht gesehen habe, dennoch war ein Einblick in die Aufarbeitung und Vorarbeit zu dieser speziellen Dokumentation über PTBS bereits schockierend genug. Man muss sich nur mal vorhalten, dass pro Tag 22 Suizide von Veteranen begangen werden. Menschen die diese schreckliche Zeit überlebt haben und dann mit Bildern und Entscheidungen nicht leben können.
Für seine Dokumentation hat sich Olivier Morel verschiedenste Personen ausgesucht, die ihre Geschichte vor der Kamera erzählen. Als Leser der Graphic Novel erfahren wir auch, was hinter der Kamera passiert ist. Dabei bezieht sich Olivier Morel nicht nur auf die Darsteller sondern eben auch auf sich selbst, was der Graphic Novel eine tiefere Ebene gibt und zu einem persönlichem Statement werden lässt. Selbst er, der doch "nur" der Filmemacher ist, kann nach den ganzen Erzählungen und Berichten nicht mehr los lassen und vergessen.
Vor allem die eindringlichen Bilder von Künstler Maël sind mir im Gedächtnis geblieben. Mit ganz wenig Farbakzenten, schwarz- weiß und rot, schafft er es Bilder für die Ewigkeit zu malen. Solche Bilder, die auch nach dem Lesen noch im Kopf bleiben und zum Nachdenken anregen. Nicht ohne Grund kann uns ein Bild manchmal mehr sagen als eine ganze Seite Text. Besonders bemerkenswert ist dabei der Einsatz von den wenigen Farben, die gegenwärtigen Szenen sind in schwarz-weiß gehalten, während die vergangenen beschrieben Szenen der Soldaten eben den roten Akzent erhalten und dadurch noch mehr hervorstechen.
Durch die Einteilung in Kapitel, die die Entstehung des Films zeigen, ist das Lesen und Nachvollziehen der Geschichte für den Leser schlüssig. Mich persönlich hat diese Graphic Novel wirklich berührt und nochmal verdeutlicht, dass unsere Gesellschaft sich mit diesen Themen auseinandersetzen muss.
Fazit: Mit "Die Rückkehrer" von Olivier Morel und dem Zeichner Maël hält man ein Zeugnis jahrelanger Arbeit in den Händen, welches ernste und wichtige Themen anspricht. Krieg ist real und zerstört Leben, und selbst jene, die es schaffen, nach Hause zurückzukehren leiden unter dieser Herausforderung. Olivier Morel spricht damit offen ein Thema an, was unsere Gesellschaft viel zu sehr vernachlässigt hat.
"Die Rückkehrer", ein Graphic Novel des Hauses Carlsen, geschrieben von Olivier Morel, gezeichnet von Mael (Martin Leclerc), beschreibt die Entstehung des Filmes "Amerikas verletzte Seelen".
Olivier Morel beschäftigt sich als Assistant Professor mit dem Verhältnis von Trauma und Kreation. 2011 wurde in Deutschland sein Film "L´Ame eng Sang" auf arte gezeigt, in dem sich der Autor mit dem Posttraumatischen Belastungssyndrom der amerikanischen Soldaten nach Einsatz im Irak Krieg beschäftigt.
Dieses graphic novel zeigt die Geschichte rund um den Film. Angefangen davon, wie die Idee entstand, wie vereinzelte Soldaten sich meldeten und bereit zeigten über ihre Belastung, ihre Unfähigkeit wieder im Leben teilzunehmen, zu sprechen, und wie das Projekt angegriffen und in Frage gestellt wurde.
Lange Zeit hat man die Nöte der traumatisierten Soldaten nicht ernst genommen, nicht verstanden, auch heute gibt es Gerichtsgutachter, die eine posttraumatische Belastungsstörung als "nicht existent", als Humbug abtun, noch gibt es einen Weg, diese erworbene Psychose zu heilen. Pro Tag bringen sich über 20 Soldaten im Suizid um, weil sie nach Einsatz im Krieg keinen anderen Ausweg sehen, oft sind es Kleinigkeiten, die sich im Gehirn einbrennen und alles blockieren, eine Rückkehr in ein normales Leben für alle Zeiten unmöglich machen.
Der Untertitel "Wenn der Krieg im Kopf nicht endet" könnte es nicht besser ausdrücken.
Und es betrifft nicht nur die Soldaten selbst, es leiden die Familien, die Freunde, die oft völlig verzweifeln, weil sie dem gebrochenen Menschen nicht helfen können und sich von Politikern und Regierung im Stich gelassen fühlen.
Erstaunlich ist es auch, dass es so wenig Menschen gibt, die diesen Zustand erfassen können, es scheint unmöglich, die Leiden eines PTBS zu vermitteln und nachzuvollziehen. Dabei hat auch schon der Philosoph Sophokles etwa 442 v. Chr. in einer Tragödie die Martyrien eines betroffenen sehr treffend beschrieben.
In diesem graphic novel steht also nicht die Psychologie im Vordergrund, auch nicht die Vorkommnisse im Iran Krieg, es ist keine fiktive Action-Comic Version, sondern es geht um die Diskussionen und Begebenheiten während der Tage des Filmdrehs.
Als sich einer der interviewten Soldaten kurze Zeit später erhängt, wird das Projekt heftig attackiert. Man war sich unsicher, ob es den Soldaten hilft, über ihre Erlebnisse zu sprechen, oder ob ein "nicht erinnern", "nicht dran rühren" eher förderlich wäre.
Der film wurde beendet und hilft hoffentlich allen Menschen zu einem besseren Verständnis.
Im Anhang finden sich viele Informationen rund um den Krieg und ein Kapitel "Was ist aus ihnen geworden?"
Bildlich umgesetzt von Moel, der es verstand die "bösen Geister" in bedrohlich roter Farbe existent werden zu lassen.
Mich hat das Buch beeindruckt, berührt und nachdenklich gemacht.