Cover des Buches Lebt (ISBN: 9783596196517)
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Rezension zu Lebt von Orkun Ertener

Eine Reise in die Vergangenheit

von Thaliomee vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Vielschichtig, historisch wichtig und spannend wie ein Thriller!

Rezension

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Thaliomeevor 7 Jahren

Hätte mir jemand gesagt, dass es in diesem Buch vor allem um die Religionsgemeinschaft der Dönme und ihrer Verfolgung im zweiten Weltkrieg geht, hätte ich es wohl nicht in die Hand genommen.

Andererseits hätte ich nicht erwartet, dass sich hinter dem schlichten Titel und der Beschreibung „Roman“ ein actionreicher Thriller verbirgt. Das Buch könnte die Vorlage für einen Hollywoodfilm sein, die Hauptdarsteller reisen rund um die Welt (Thessaloniki, Istanbul, London, Berlin...) und ihr Weg ist mit Leichen gepflastert.


Aber von Anfang an:

Can Envinman ist Ghostwriter und schreibt die Biografien berühmter Menschen ohne, dass sein Name dabei auf dem Cover steht. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Hamburg, seine Nachbarin ist auch seine beste Freundin und sein bester Freund verdient gutes Geld mit spannenden Krimis.

Anna Roth ist eine berühmte Frau, Schauspielerin und ausgebildete Ärztin, die mit einem erfolgreichen Unternehmer verheiratet ist. Can soll ihre Biografie schreiben, was sich anfangs eher zäh gestaltet.

Als Can von einer Sekretärin Roths hört, dass der Termin abgesagt wird, ist er nicht weiter misstrauisch. Die Sekretärin bittet Can, sich die Geschichte ihres 100jährigen Großvaters anzuhören um auch für ihn eine Biografie zu schreiben. Can geht darauf ein, obwohl er auf jeder Party von mindestens einem Menschen hört, dessen Leben angeblich so spannend ist, dass es unbedingt niedergeschrieben werden muss.

Der alte Mann entpuppt sich als Kriegsverbrecher und macht seltsame Andeutungen. Es werden einige offene Enden in den Raum geworfen, aber das ganze Ausmaß der Verwicklungen und Verstrickungen wird erst sehr langsam aufgedeckt.


Im Laufe des Buches reist Can nach Thessaloniki und entdeckt die Geschichte der Stadt. Diese ist mit den Dönme verbunden, von denen Can noch nie etwas gehört hat. Die Vertreibungen, Zwangsenteignungen und Menschenrechtsverletzungen während der Weltkriege waren ihm vorher fremd, jetzt muss er sich eingestehen, dass sie Teil seiner eigenen Familiengeschichte sein könnten.


Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Die Personen, die zum größten Teil schon lange tot sind, stehen in Beziehungen, aber es wird erst langsam klar wie. Auch wem Can vertrauen kann und wer ihm schaden will, stellt sich erst am Ende heraus. Es lohnt sich trotzdem dieses Buch zu lesen, ich kann mich nicht erinnern schon einmal so ein starkes Debüt gesehen zu haben.

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