*Mein Weg von Cali hinaus in die Welt war lang und hart. Das vergisst man leicht, wenn man mich heute oben auf einer Plattform sieht, meinen Namen kennt und meine erfolgreiche Geschichte im Sport.*
Als das High Diving noch kein anerkannter Sport war interessiert sich ein Junge aus Cali (Kolumbien) für das Turmspringen. In seinem Viertel ist es leichter vom Weg abzukommen und in Drogengeschichten verwickelt zu werden, als sich auf den Sport zu konzentrieren. Dennoch verschafft ihm die Disziplin des Trainings den Mut geradeaus weiterzugehen und nicht auf schiefe Wege zu kommen. Es verschlägt ihn nach Europa und zu neuen Wettbewerben. Von den ersten Stunden an ist er mit dabei – beim Aufbau des neuen Sports aber auch beim Gewinnen.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus selbst erzählter Biografie und Bildband. Von seiner Zeit als sportinteressierter Junge bis hin zu seinen größten Erfolgen und seinem Ausblick in ein Morgen ohne aktive Teilnahme an High Diving Wettbewerben erzählt Orlando Duque ehrlich und mitreißend aus seinem Leben. Seine ersten Erfahrungen werden ebenso thematisiert, wie die Arbeit an seinem Körper, die hinter den Erfolgen steht. Nicht nur auf das Training, sondern auch die mentale Vorbereitung geht er ein. Dabei lässt er den Leser mitleben, versucht die Momente bis hin zum Sprung, das Fallen, das Eintauchen und die Euphorie danach so emotional zu beschreiben, wie er sie wahrnimmt.
In seine eigene Biografie verwoben sind auch die Veränderungen in seinem Sport. Vom Turmspringen hin zu Wettbewerben und Events, die weltweit gezeigt und vermarktet werden konnte er mitverfolgen, wie sein Sport an Bedeutung gewann und immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Dabei erwähnt er auch andere bekannte High Diver, die trotz Konkurrenz zu Freunden wurden. Nicht nur hier zeigte er sich sehr sympathisch.
Die vielen Bilder im Buch waren eine Klasse für sich. Sie zeigten mir, was gut gemachte Sportfotografie ausmacht. Einige Bilder zeigen Portraits und rücken Orlando Duque komplett in den Mittelpunkt, andere ergänzen das im Text erwähnte. Kunstwerke für sich sind die Fotografien, die ihn während der Sprünge vor spektakulären Kulissen zeigen. Ob es sich dabei um die Brücke von Mostar, exotische Buchten und Klippen oder volle Häfen handelt – die Bilder sind großartig. Besonders beeindruckt war ich von denen, die das Element Wasser noch mehr mit einbezogen, in dem (teilweise) Unterwasseraufnahmen gemacht wurden. So fand ich viele der Fotos zum Kapitel „Absprung“ genial.
Obwohl dreizehn Weltmeistertitel beeindruckend sind, werden sie hier fast nur am Rande erwähnt – auch wenn das Thema Wettbewerbe immer wieder angesprochen wird. Es stehen aber mehr noch als die Erfolge die Einstellungen des Sportlers im Mittelpunkt. Was war es, das ihn an die Spitze gebracht hat? Viele der Antworten empfand ich als sehr bodenständig und auch auf Bereiche des Lebens anwendbar, die abseits des Sports liegen.
Fazit: Hier wird nicht nur Einblick in das Leben und die Erfolge eines sympathischen Spitzensportlers gegeben, sondern auch beeindruckende Sportfotografie gezeigt.