‚Couchsurfing in der Ukraine‘ ist das erste Buch, das ich von Stephan Orth gelesen habe, deswegen wusste ich nicht genau, was ich erwarten konnte. Interessant war es auf jeden Fall, man lernt viel über die Ukraine und den Krieg gegen Russland. Vor allem die kurze Erläuterung zu der NATO und die Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen worden sind, haben mir gut gefallen. Es wurde alles kurz, knapp und verständlich erklärt.
Trotzdem bin ich mit dem Buch nicht wirklich warm geworden. Während des Lesens hatte ich ständig das Gefühl alles aus einer fernen Distanz mitzuerleben. Mir fehlte ein wenig die Tiefe. Stephan Orth besucht zwar viele Orte und beschreibt detailliert, wie die Städte aussehen und was passiert ist und manchmal auch, was noch passiert wird, aber jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass er nur ganz kurz da war, bevor er wieder weiterreiste. Oft habe ich mich gewundert, dass er schon wieder abgereist war, weil ich mehr erfahren wollte, über die Menschen und über seine Couchsurfingerfahrungen im Allgemeinen. Bestimmt muss es noch mehr interessante Anekdoten und Erlebnisse gegeben haben. Meiner Meinung nach hätte das Buch noch 100 bzw. 200 Seiten länger sein können, um so das Gefühl des hastigen Reisens, das ich als Leser während der Lektüre bekommen habe, loszuwerden und mehr Tiefgang zu bekommen.
Gefallen haben mir aber die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen und wie der Autor über sie schrieb. Dadurch habe ich ein Gespür für dieses für mich doch unbekannte Land, das ich nur durch die Kriegsberichterstattung in den Medien kennengelernt habe, bekommen. Man merkt, was die Ukraine alles zu bieten hatte und oft noch immer zu bieten hat, aber auch wie Komplex dieses Land und seine Einwohner sind. Es tat mir leid lesen zu müssen, wie viele jahrhundertealte, prächtige Gebäuden zerstört und so viele unschuldige Menschen, die einfach nur leben wollen in diesem brutalen Krieg umgebracht worden sind.
Insgesamt war dieses Buch interessant und habe ich beim Lesen einiges gelernt, obwohl es für mich mehr in die Tiefe hätte gehen dürfen.