Abtauchen in eine frühere Welt, das wollte ich mit diesem Hörbuch. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, freute ich mich schon darauf, viele von Oskar Maria Grafs Ergüssen noch einmal zu durchleben. Doch wie groß war die Enttäuschung, dass nur Ausschnitte aus dem zweiten Teil des Buches vertont sind. Während im Buch auch das Leben der Mutter (1857 bis 1934) vor der Geburt des Autors (1894 bis 1967) beschrieben ist, geht es jetzt nur noch um die Zeit nach seiner Geburt.
Dabei hatte mich gerade das Leben vor der Jahrhundertwende interessiert, das hier völlig ausgespart wurde. Sicher kommen auch im Hörbuch viele wissenswerte Begebenheiten der persönlichen und politischen Geschichte zum Tragen, dennoch verliert das Gesamtwerk mehr, als es durch die Kürzung gewinnt.
Lebendig wird zwar die Gegend um den Starnberger See, wo Grafs Mutter als Bäckersfrau zu Hause war; ebenso wie die Stadt München, in die Graf nach dem Verlassen des Elternhauses zog. Die Arbeit für die große Familie stand immer im Vordergrund des Lebens seiner Mutter, die schon sehr früh mit offenen Beinen zu kämpfen hatte. Elf Kinder hat sie zur Welt gebracht, allerdings überlebten nur acht, von denen vier als junge Erwachsene nach Amerika auswanderten.
Ich kann mir keinen besseren Sprecher als Gustl Bayrhammer mit seinem leicht bayrischen Dialekt für die Lesung vorstellen. Doch wegen der rabiaten Kürzungen kann ich dem Hörbuch nur drei Sterne geben.