Oskar Maria Graf

 4,1 Sterne bei 74 Bewertungen
Autor von Das Leben meiner Mutter, Wir sind Gefangene und weiteren Büchern.
Autorenbild von Oskar Maria Graf (©Gemeinfrei)

Lebenslauf

Oskar Maria Graf wurde im Juli 1894 in Berg am Starnberger See geboren. Er besuchte die Dorfschule in Aufkirchen und erlernte das Bäckerhandwerk seines Vaters, dessen Bäckerei er nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Max übernahm. Mit 17 Jahren floh Graf vor den Misshandlungen vor seinem Bruder nach München. Dort hielt er sich mit Gelegenheitsjobs wie Liftboy und Posthelfer über Wasser, um als Schriftsteller durchzustarten. Er reiste gemeinsam mit dem Maler Georg Schrimpf ein Jahr durch Oberitalien und Ascona und schloss sich einigen Künstler- und Reformer-Kolonien an. Am 1. Dezember 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und diente an der Ostfront in Ostpreußen und Litauen. Aufgrund einer Befehlsverweigerung wurde er in eine Irrenanstalt eingewiesen, wurde jedoch schließlich aufgrund seines Hungerstreiks aus dem Militärdienst entlassen. 1917 heiratete er Karoline Bretting, mit der er eine Tochter bekam. Die Ehe hielt jedoch nur ein Jahr, wurde offiziell allerdings erst 1944 geschieden. Zwei Jahre später, 1919, begann er eine Beziehung mit der Jüdin Mirjam Sachs, die er 1944 in New York heiratete. 1933 fuhr Graf aufgrund einer Vortragsreise nach Wien, welches den Beginn seines freiwilligen Exils markiert. 1934 wurden alle seine Bücher im Innenhof der Münchner Universität verbrannt und verboten. Vier Jahre später floh Graf in die USA und wohnte in New York, wo er stets mit Lederhosen unterwegs war, um sein Heimweh zu lindern. 1957 wurde er offiziell US-amerikanischer Staatsbürger und wagte 1958 die Reise nach Europa. Im Jahr 1960 bekam er die Ehrendoktorwürde der Wayne State University verliehen und heiratete zwei Jahre später die Jüdin Gisela Blauner. 1965 trat Graf seine letzte Europareise an. Zwei Jahre später starb er in New York. 1968 wurde seine Urne nach München überführt und auf dem Alten Bogenhausener Friedhof beigesetzt.

Alle Bücher von Oskar Maria Graf

Cover des Buches Das Leben meiner Mutter (ISBN: 9783548288741)

Das Leben meiner Mutter

(22)
Erschienen am 18.11.2016
Cover des Buches Wir sind Gefangene (ISBN: 9783548062020)

Wir sind Gefangene

(9)
Erschienen am 31.05.2019
Cover des Buches Anton Sittinger (ISBN: 9783423135672)

Anton Sittinger

(7)
Erschienen am 01.06.2007
Cover des Buches Unruhe um einen Friedfertigen (ISBN: 9783548062181)

Unruhe um einen Friedfertigen

(6)
Erschienen am 30.08.2019
Cover des Buches Der harte Handel (ISBN: 9783423016902)

Der harte Handel

(4)
Erschienen am 01.07.1990
Cover des Buches Das bayrische Dekameron (ISBN: 9783548603452)

Das bayrische Dekameron

(3)
Erschienen am 01.07.2003
Cover des Buches Bolwieser (ISBN: 9783548609874)

Bolwieser

(2)
Erschienen am 14.07.2010
Cover des Buches Minutengeschichten (ISBN: 9783550081460)

Minutengeschichten

(3)
Erschienen am 12.05.2017

Neue Rezensionen zu Oskar Maria Graf

Cover des Buches Das Leben meiner Mutter (ISBN: 9783867170451)
gsts avatar

Rezension zu "Das Leben meiner Mutter" von Oskar Maria Graf

gst
Vertonter Klassiker

Abtauchen in eine frühere Welt, das wollte ich mit diesem Hörbuch. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, freute ich mich schon darauf, viele von Oskar Maria Grafs Ergüssen noch einmal zu durchleben. Doch wie groß war die Enttäuschung, dass nur Ausschnitte aus dem zweiten Teil des Buches vertont sind. Während im Buch auch das Leben der Mutter (1857 bis 1934) vor der Geburt des Autors (1894 bis 1967) beschrieben ist, geht es jetzt nur noch um die Zeit nach seiner Geburt.

Dabei hatte mich gerade das Leben vor der Jahrhundertwende interessiert, das hier völlig ausgespart wurde. Sicher kommen auch im Hörbuch viele wissenswerte Begebenheiten der persönlichen und politischen Geschichte zum Tragen, dennoch verliert das Gesamtwerk mehr, als es durch die Kürzung gewinnt.

Lebendig wird zwar die Gegend um den Starnberger See, wo Grafs Mutter als Bäckersfrau zu Hause war; ebenso wie die Stadt München, in die Graf nach dem Verlassen des Elternhauses zog. Die Arbeit für die große Familie stand immer im Vordergrund des Lebens seiner Mutter, die schon sehr früh mit offenen Beinen zu kämpfen hatte. Elf Kinder hat sie zur Welt gebracht, allerdings überlebten nur acht, von denen vier als junge Erwachsene nach Amerika auswanderten.

Ich kann mir keinen besseren Sprecher als Gustl Bayrhammer mit seinem leicht bayrischen Dialekt für die Lesung vorstellen. Doch wegen der rabiaten Kürzungen kann ich dem Hörbuch nur drei Sterne geben.



Cover des Buches Das Leben meiner Mutter (ISBN: 9783471776599)
gsts avatar

Rezension zu "Das Leben meiner Mutter" von Oskar Maria Graf

gst
Zeitdokument

„Der Mensch, der zum ersten Mal ganz hingegeben liest, dem scheint alles Gelesene Leben zu werden, Leben der nächsten Menschen, die er kennt.“ Diese Erkenntnis scheint Oskar Maria Graf tief beeindruckt zu haben. Das Lesen wurde ihm zur Obsession, später auch das Schreiben.

In diesem Buch hat er seiner Mutter ein beeindruckendes Denkmal gesetzt.
Die Zeit ihres Lebens vom 1. November 1857 bis ins Jahr 1934 wird lebendig. Als Leser erleben wir die Zeiten von König Ludwig II. ebenso mit, wie Bismarcks Politik und Hitlers Anfänge. Das Buch geht im ersten Teil vor allem auf den Alltag der einfachen Leute rund um den Starnberger See ein. Theres, die Bauerntochter, wird nach ihrer Heirat zur „Bäckin“ (Bäckersfrau). Obwohl Max Graf gerne eine Geschäftsfrau an seiner Seite gehabt hätte, kennt sie weiterhin nur Arbeit, Aufopferung für die Familie und Unterwerfung. Sie gebiert elf Kinder, von denen drei viel zu früh sterben. Oskar ist der Zweitjüngste (* 1984 in Berg am Starnberger See + 1967 in New York) und entdeckt seine Mutter erst, als sie nach der letzten Geburt dem Sterben näher ist als dem Leben (Beginn des zweiten Teils, der einer Autobiografie des Autors sehr nahe kommt).
Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, war die chronisch aufeinander aufgebaute Entwicklung der Zeitgeschichte. Da liest man von Berufen, die es heute schon lange nicht mehr gibt, von der Einführung der Elektrizität, vom Auswandern nach Amerika. Graf, dessen großer Bruder so gar nichts von seiner Begeisterung für Bücher hielt, wollte ihm diese schlagend austreiben. Trotzdem blieb der seinem Vorbild Tolstoi treu und begann, in München an seiner Schriftstellerkarriere zu arbeiten.
 Sehr gelungene Beschreibungen von Personen und deren Charaktere wechseln sich mit spannenderen Abschnitten ab. Doch im Großen und Ganzen ist dies ein eher ruhiges Buch, das einen tiefen Einblick in die zweite Hälfte des vorletzten Jahrhunderts und das erste Drittel des vergangenen Jahrhunderts gibt. Gerade das macht es zu einem wahren Klassiker.

Cover des Buches Das Leben meiner Mutter (ISBN: 9783548288741)
Herbstroses avatar

Rezension zu "Das Leben meiner Mutter" von Oskar Maria Graf

Herbstrose
Ein Denkmal für die Mutter


Theres „Resl“ Heimrath wurde 1857 in Aufhausen am Starnberger See als viertes von neun Geschwistern, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichten, geboren. Da ihr Vater früh verstarb war Resls Leben von Kindheit an geprägt von Frömmigkeit und unermüdlicher Arbeit. Das sollte auch nicht anders werden, als sie später den Bäckermeister Max Graf aus Berg am Starnberger See heiratete. Dieser stammte aus ärmlicher Familie, hatte sich aber, dank seiner Energie und Zähigkeit, bereits eine kleine Bäckerei erarbeitet. Das Paar bekam insgesamt elf Kinder, von denen der 1894 geborene Oskar das neunte war. Dieser war gerade mal 12 Jahre alt, als sein Vater verstarb und der älteste Bruder Max die Bäckerei übernahm. Mutter Resls Alltag war bestimmt von Mühsal und Plage, da waren ihr der Glaube an Gott und ihre Gebete ein großer Trost. Oskar erlernte ebenfalls das Bäckerhandwerk und arbeitete zunächst mit seinem Bruder zusammen, bis er im Alter von 17 Jahren vor den Misshandlungen und Brutalitäten seines Bruders nach München floh. Auch Mutter Resl litt sehr unter Maxl’s Tyrannei, doch noch mehr betrübte sie die Tatsache, dass ihr Lieblingssohn Oskar das Elternhaus endgültig verlassen hatte. Er sollte sie noch ab und zu besuchen, doch an ihrem Sterbebett zu weilen war ihm nicht vergönnt. Von ihrem Tod 1934 erfuhr er in Tiflis durch einen Brief seines Bruders Maurus. Dorthin war er vor den Nationalsozialisten geflohen …

Der Autor Oskar Maria Graf wurde am 22. Juli 1894 in Berg am Starnberger See geboren. Er erlernte zunächst das Bäckerhandwerk, ging 1911 nach München, wo er von Gelegenheitsarbeiten lebte, erste literarische Versuche machte und Kontakte zu Bohème-Kreisen knüpfte. Wegen Teilnahme am Arbeiterstreik und der revolutionären Bewegung wurde er kurzzeitig verhaftet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh er über Österreich nach Russland und dann über die Niederlande in die USA ins Exil, wo er am 28. Juni 1967 in New York starb. Er schrieb zahlreiche Geschichten und Romane, wovon sein autobiografischer Roman „Das Leben meiner Mutter“, der 1940 zuerst auf Englisch und 1946 auf Deutsch veröffentlicht wurde, sein wohl bekanntestes und bedeutendstes Werk ist.

Das Buch besteht aus zwei etwa gleich langen Teilen. Der erste Teil ‚Menschen der Heimat‘, von der Geburt seiner Mutter im Jahre 1857 bis zu Oskar Maria Grafs Geburt 1894, liest sich durch die Erzählform wie ein Roman, ein Heimatroman rund um den Starnberger See – während der aus der Ich-Perspektive geschriebene zweite Teil ‚Mutter und Sohn‘ eher als Biografie von Grafs Eltern, von Graf selbst und einigen seiner Geschwister zu betrachten ist. Darüber hinaus ist es auch eine ziemlich genaue Beschreibung des harten, entbehrungsreichen ländlichen Lebens, dessen religiöser Kultur und soziale Struktur in Oberbayern zu jener Zeit.

Idyllische, detailgenaue Landschaftsbilder wechseln gekonnt ab mit politischen Ereignissen. Wir lesen über Bayernkönig Ludwig II, der die Grafsche Bäckerei zum Hoflieferanten erklärte, die Bismarck-Ära, die Zeit technischer Revolution, die Weimarer Republik und die daraus erfolgte despotische Herrschaft der Nazis. Einige Rückblicke in der Chronik der Familie reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert zum 30jährigen Krieg. Der Autor berichtet ebenfalls über die schrecklichen Kriege 1870/71 und den ersten Weltkrieg 1914/18, bei denen die Familie Graf jeweils Opfer zu beklagen hatte. Entstanden ist somit ein umfassendes zeitkritisches Bild der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts mit all seinem Leid, seinen Umwälzungen aber auch seinen Hoffnungen für die Bevölkerung.

Der Schreibstil Oskar Maria Grafs ist von großer poetischer Kraft. Man spürt die Liebe zur Heimat und die Verehrung, die er seiner Mutter entgegenbrachte. Es gelang ihm hervorragend, ihr mit diesem Werk ein Denkmal für ihre Aufopferung und ihre unermüdliche Arbeit zu setzen. Frei von Idealisierung und Pathos, ohne zu werten und ohne zu verklären, entstand ein farbenprächtiges Sittenbild des bäuerlichen Lebens jener Zeit.

Fazit: Ein Klassiker der Literatur, ein Denkmal für Oskar Maria Grafs Mutter und für alle Mütter - trotz einiger Längen sehr lesenswert.

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Zusätzliche Informationen

Oskar Maria Graf wurde am 22. Juli 1894 in Berg (Deutschland) geboren.

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