Rezension zu Das Sonnenkreuz von Ottar Martin Norðfjörð
Rezension zu "Das Sonnenkreuz" von Ottar Martin Nordfjörd
von savanna
Rezension
savannavor 13 Jahren
Neun Opfer erfordert ein Blót, ein altes heidnisches Ritual des hohen Nordens zur Verehrung des höchsten heidnischen Gottes Odin. Acht tote Katzen und ein verschwundener Mann, das sind die Fakten mit denen die ahnungslose Polizei in Reykjavik eines Tages konfrontiert wird. Das Büro des Archäologen Baldur gleicht einem blutigen Opferplatz, als Baldurs Doktorandin Embla zum Tatort geführt wird. Als Expertin für nordische Mythologie und Zögling der verschwundenen Person wird Embla darum gebeten, die Symbolik dieses Gewaltverbrechens zu entschlüsseln. So zeigt eine blutige Spur eines der ältesten und am weitesten verbreiteten Glaubenssymbole der Menschheitsgeschichte – das Sonnenrad. Dieses schlichte Zeichen, welches häufig auch als Sonnenkreuz bezeichnet wird, war die Basis für Baldurs umstrittene Forschungen über die frühe Besiedelung Islands. Gemäß Baldurs Theorie haben die Wikinger in der isländischen Landschaft besondere Punkte wie beispielsweise Berggipfel ausgewählt und so die Lage eines gedachten, gigantischen Sonnenrades festgelegt. Im Zentrum und an ausgewählten Schnittpunkten sollen dadurch die Standorte für Odins Tempel festgelegt worden sein. Mit fast fanatischer Vehemenz verfolgt der Isländer Saemundur die Theorien zu den Sonnenrädern, weshalb er auch den historischen Orden des Sonnenkreuzes wieder zum Leben erweckt hat. Als er sich mit einem weiteren Mitglied des Ordens auf die Suche nach Odins Tempel im südlichen Island begibt, gerät er in das Visier der überaus sensibilisierten Polizei. „Das Sonnenkreuz“ (Sólkross) ist der zweite Thriller des isländischen Autors Óttar Martin Norðfjörð. Veröffentlicht bereits im Jahr 2008, erscheint dieses Werk nun im Rahmen der Frankfurter Buchmesse in der deutschen Übersetzung beim Aufbau Verlag. Norðfjörð wird neben den beiden bekanntesten isländischen Kriminalautoren Arnaldur Indriðason und Yrsa Sigurðardóttir als Ausnahmetalent dieses Genres genannt. Umso erfreulicher, dass nun auch die deutsche Leserschaft auf diesen jungen Autor aufmerksam gemacht wird. Zweifellos weisen die ersten Kapitel von „Das Sonnenkreuz“ starke Züge eines Dan-Brown-Bestsellers auf: Hier der rituell verletzte Professor, dort die wissenschaftliche Expertin, die wegen ihres Spezialwissens zu den Ermittlungen hinzu gezogen wird und die daraufhin eigenmächtig einigen kryptischen Hinweisen zur Identifizierung des Täters folgt. Ebenfalls vergleichbar mit den Werken Dan Browns ist auch der so erzeugte Spannungsbogen um alte Mythen und noch sehr aktuelle Geheimbunde, der den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Dass Norðfjörð in seinem Heimatland bereits mit mehreren Titeln großen Erfolg hat, verwundert nicht – das Handwerkszeug für packende Thriller hat er in jedem Fall!