„Reißt die Knospen ab...“ erzählt die Geschichte von Jugendlichen, die während des zweiten Weltkrieges abgeschottet in einem Dorf leben müssen. Dieses frühe Werk von Oe ist blass und vermag nicht zu fesseln.
Kenzaburo Oe wurde 1935 in einem kleinen japanischen Dorf geboren. Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges zog es ihn zum Studium nach Tokio, wo er sich mit dem Schreiben anfing. 1958 veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte und kurz darauf den Roman „Reißt die Knospen ab...“ Wie in vielen Werken von Oe handelt auch dieser Roman von den Auswirkungen des Krieges und Gewaltherrschaften auf die Menschen. „Zudem trug er eine Arbeiterjacke anstelle der extrem obszönen und sexuelle Lust ausstrahlenden Uniform des Krieges.“ Auch gibt es einige eklige und brutale Szenen, die die Grausamkeit drastisch darstellen.
Erzählt wird die Geschichte von einer Gruppe schwer erziehbarer Jugendlicher, die für die Dorfbewohner nichts weiter als Tiere sind, die eingesperrt werden müssen. Als jedoch eine Seuche ausbricht, fliehen die Dorfbewohner und überlassen die Jugendlichen ihrem Schicksal. Doch die Jungen fühlen sich zum ersten Mal wirklich frei von den Zwängen der Gesellschaft. Doch die Freiheit ist nur ein Trugbild. „Ich bin nicht frei, und ihr seid es auch nicht...Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten.“
Die Geschichte vermag nicht wirklich zu fesseln, was zum einen an den oft sperrigen Sätzen liegen mag. „Dann, nach einer kurzen Weile, begann es über der Straße, auf der wir umherspazierten, in den dichten Baumkronen zu rascheln, was uns zeigte, daß der Wind nun auch über uns wehte.“ Zum anderen liegt es auch an der Erzähl-Perspektive. Der Erzähler der Geschichte ist ein Junge, der sehr oft in der Wir-Form redet und dadurch wirkt die Geschichte distanziert.
Außerdem kann Oe, wie er es zum Beispiel in „Stolz der Toten“ zeigt, eine düstere Atmosphäre übermitteln, in der sehr viele Metaphern stecken und für jeden Leser etwas anderes bedeuten. Hier erklärt er oft unnötigerweise. „Die Blockade des Lorengleises war eine Art Symbol. Es stand für die geballte Feindseligkeit der Bauern in den zahlreichen Dörfern, die das Tal umgaben, in dem wir eingeschlossen waren; es stand für die starrsinnige, dicke Mauer, die wir niemals passieren konnten.“
Höhepunkte in der Geschichte verblassen und bleiben kaum in Erinnerung. Doch was zurückbleibt ist Oes Mahnung an uns erwachsene Menschen, die wir doch meinen die Regeln menschlichen Lebens zu kennen. Doch sind es oft die Kinder, die wissen was richtig und was falsch ist. „...daß sich tief in meinem Körper ein Gefühl regte, wie eine Knospe, freundschaftlich, und voller Wärme.“
Kenzaburo Oe erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur.
Otto Putz
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Ich, der Kater
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"Schwarze Flut" ergibt zusammen mit "Das Jagdgewehr" und "Der Stierkampf" eine lose Trilogie um Tot und Vergänglichkeit, steht’s mit einer Vielfalt an Perspektiven und Blickwinkeln. Ich glaube kein anderer Japanischer Schriftsteller wird so mit dem Klischee der Japanischen Zurückhaltung gebrandmarkt wie Inoue, ist doch sein Schreiben so ruhig, kühl...manchmal ja schon fast anteilnamslos, aber dennoch mit solch einer vehementen Kraft und Ausstrahlung das man sich seiner Prosa nicht entziehen kann. Schade das der japanische Literaturbetrieb sich in einer radikalen Umbruchfase befindet in der man versucht immer neue/jüngere Talente zu finden die man auch international in den Markt für zeitgenössisches unterbringen kann. -Erlaubt ist was gefällt- lautet da die Devise wer jedoch noch unverfälschte Literatur finden will muss Inoue gelesen haben. Denn so laut wie er wird nur selten jemand gehört auch wenn er ein ganz, ganz leiser Schreiber ist. Wie ein von Meisterhand gebundenes und beschnittenes Ikebana. Perfekt komponiert erfreut es das Auge des Betrachters exakt in jenem Moment in dem es den Gedanken des Meisters erblickt. Unbedingt lesen.
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