Die Frauen auf der ganzen Welt schlafen ein, Fäden schießen aus ihrer Haut und sie verwandeln sich zu Kokons, aus denen sie nicht mehr geweckt werden können – die Aurora Krankheit. Doch in Dooling taucht eine Frau namens Eva Black auf, die zwei Drogenbosse nur mit den Händen tötet. Sie wird von Sheriff Lila Nocross in das Frauengefängnis gebracht. Doch an Eva Black ist etwas Besonderes. Sie ist die einzige Frau, die einschlafen kann, ohne einen Kokon zu bilden. Woher kommt sie und ist sie der Schlüssel um die anderen Frauen zu retten?
Ich war am Anfang echt skeptisch, als ich die Länge des Buches gesehen habe, denn ich hatte Angst, dass es ein King-Buch sein könnte, dass sich zieht. Aber schnell habe ich festgestellt, dass es das Gegenteil davon war. Es hat mich von Anfang bis Ende fasziniert.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten und größten Teil geht es darum, wie die Frauen und Männer verhindern können, dass die Frauen einschlafen. Da geht es vor allem um viel Angst, Unsicherheit und wie die Welt langsam in ein Chaos stürzt.
Im zweiten Teil geht es darum, wie sich die Männer ohne die Frauen verhalten, was mit den Frauen passiert ist und wie es wieder zu einer Normalität kommen kann.
Im dritten Teil… na das ist eigentlich wie ein längerer Epilog und nicht wirklich ein Happy End, zumindest für nicht alle Figuren, aber dafür ein sehr realistisches Ende.
Das hat mich auch an dem Buch so fasziniert. King und sein Sohn schaffen es, dass trotz diesen dennoch vielen fantastischen Elementen die Geschichte sehr realistisch wirkt. Gerade der Anfang, wo alles beginnt, die Medien sich überschlagen und langsam aber sicher Panik ausgelöst wird. Der Anfang hat mich sehr an die derzeitige Corona-Krise erinnert, gerade als das alles mit Corona angefangen hat. Das allein hat mir schon einen Schauer über den Rücken gejagt, denn das Buch wurde ja vor den Ausbruch von Corona geschrieben.
Dazu gab es so viele Orte, Personen und Geschichten, wo was passiert ist. Eigentlich müsste man vermuten, dass man da als Leser gar nicht mehr mitkommt, aber wie man es von King kennt, ist es gar nicht schwer da einen Überblick zu finden. Und auch wenn man am Anfang nicht recht weiß, wer jetzt wirklich die tragenden Rollen der Geschichte spielt, kristallisiert sich das nach und nach heraus. Ich bin immer mehr in die einzelnen Figuren hineingeschlüpft, habe deren Gedanken und Beweggründe gut verstanden und die Kings haben es gut geschafft, dass ich trotz der Menge der Figuren gute Bindungen zu diesen aufbauen konnte.
Dieses Buch ist neben der ganzen Action, die da drin stattfindet, auch sehr kritisch. Kritisch mit der Gesellschaft, aber vor allem auch mit Männern, welche Rollen sie im Leben einnehmen, insbesondere welchen Einfluss sie auf Frauen einnehmen und der in den wenigsten Fällen wirklich gut ist. Da hat sich dann die Frage gestellt, nicht nur wie ist die Welt ohne Frauen (King hat da die Unfähigkeit der Männer gezeigt, die dann natürlich mit Waffen gegenseitig aufeinander losgegangen sind und nicht begriffen, dass man einen Konflikt auch anders lösen kann – da gab es auch die Theorie / Tatsache, dass Kriege von Männern angefangen werden, oft ist zwar der Grund eine Frau, aber nicht immer und Frauen teils dafür sorgen, dass der ein oder andere Krieg doch nicht stattfindet), sondern wie ist eine Welt ohne Männer? Die Frauen sind damit… nicht mal überraschend für mich, besser zurechtgekommen.
Und auch wenn das ziemlich einseitig und nach Männer-Bashing klingt (die Frage stellt sich nur, warum sollten Stephen King und sein Sohn ein Buch über Männer-Bashing schreiben?), hat ja der große Teil der Geschichte in einem Frauengefängnis gespielt – Frauen die straffällig geworden sind. Sie wurden demnach auch nicht als die Unschuldslämmer dargestellt und auch nicht alle Männer in dieser Geschichte waren hirnlose Ar…
Dennoch hat mich das Buch auf die Seite der Frauen gezogen, weil hier halt auch Männer aufgetreten sind, die mich einfach wütend gemacht haben. Ich meine, was geht denen im Kopf rum, einfach die Kokons der Frauen anzuzünden? Das Schlimme, wenn so eine Krankheit wirklich ausbrechen würde, ich könnte mir vorstellen, dass da irgendwelche Idioten auf diese Ideen kommen könnten. Einige Männer haben dann die Kokons als „Tussensäcke“ bezeichnet… Dann haben die Autoren von Sexisten erzählt, von Vergewaltigern, von Drogenbossen, die die Schwäche der Abhängigen ausgenutzt haben etc. Es war teilweise so, als wollte die Autoren, die Schlechtigkeiten der Männer aufdecken, aber dann kam Clint Nocross Sohn Jared beispielsweise um die Ecke und hat gezeigt, dass eben nicht alle so sind und dass er sich gegen solche miesen Taten stellt. Jared hat deutlich Stärke gezeigt, auch wenn sein Motiv zum großen Teil war, bei seiner Freundin Mary zu landen.
Dennoch muss man sagen, dass man auch an seinen Unzulänglichkeiten arbeiten kann. Frank Geary zum Beispiel. Über den habe ich im Buch oft den Kopf geschüttelt, mich über seine dumme Art aufgeregt und doch verstanden, dass er kein grundschlechter Kerl ist. Frank hat eine kurze Zündschnur, rastet demnach schnell aus und verprügelt dann eben mal jemand oder schlägt ein Loch in die Wand oder zerrt am T-Shirt seiner Tochter. Frank hat Aggressionsprobleme an denen er arbeiten muss, aber er kapiert es nicht. Er redet sich immer wieder ein, dass sein Zorn berechtigt war oder dass er eben um seine Tochter besorgt war. Ja, er ist um seine Tochter besorgt und ja, er will sie nur beschütze, dennoch hat er ein ernsthaftes Problem. Zugleich ist er Tierüberwachungsbeauftragter (oder wie seine Jobbezeichnung war). Er sammelt streunende Hunde ein, kümmert sich um die oder Wildtiere wie Waschbären. Oder er hat eine angefahrene Katze eingeschläfert, da sie nicht mehr zu retten war. Zu Tieren war er liebevoll. Schon allein diese Tatsache hat mir gesagt, jemand der Tiere mag, kann nicht böse sein. Dennoch hatte er seine Momente, wo ich ihn einfach für seine Dummheit schütteln wollte. Warum macht es nicht Klick?, fragte ich mich immer wieder.
Clinton Nocross, der Mann von Sheriff Lila Nocross, war ein ganz anderes Kaliber. Er hat eine schwere Vergangenheit und damals mit Aggressionsproblemen zu tun. Aber inzwischen ist er gesetzter, Psychiater im Frauenknast und ein sehr vernünftiger Mann. Er hat ein ganz anderes Problem. Er spricht nicht mit seiner Frau. Er hat einfach seine private Praxis geschlossen und im Frauenknast angefangen. Er hat einen Pool im Garten bauen lassen, obwohl Lila das nicht mal wollte. Er hat nie mit ihr über seine Vergangenheit gesprochen und solch eigentlich Kleinigkeiten, die aber stark an dem Vertrauen rütteln, lassen eine Ehe bröckeln. Da wollte ich ihn auch nur schütteln und sagen, dass er doch einfach nur mal den Mund aufmachen soll. Dennoch hat er mir leidgetan.
Ich würde es schon typisch King nennen, denn in diesem Buch sind wieder einige Figuren gestorben. Viele Nebenfiguren, aber auch Figuren, wo man dachte, dass die doch bestimmt bis zum Ende durchhalten – auch teilweise so unvorhersehbar. Plötzlich kommt es zur Katastrophe und einfach tot.
Gut an dem Buch fand ich auch, dass wichtige Positionen (ursprünglich) Frauen innehatten – Sheriff Lila (bin ich da die Einzige, die da an Futurama denkt? XD) Nocross oder die Gefängnisleitung Janice Coates. Gleichzeitig waren ihre männlichen Stellvertreter einfach nur ungeeignet. Der eine hat sich besoffen, der andere aus dem Staub gemacht. Schon witzig.
Der Schreibstil war wieder typisch King, ein Sog der einen in die Geschichte zieht. Wie viel Einfluss darauf sein Sohn hatte, kann ich dabei nicht sagen. Auf jeden Fall hat mich nicht nur der Inhalt von der ersten bis zu letzten Seite gepackt, sondern auch der Schreibstil. Irgendwie schafft es King einem in die Figuren hineinschlüpfen zu lassen und gleichzeitig, dass auch von außen zu betrachten, gerade wenn es mitten im Kapitel bzw. Abschnitt einen POV-Wechsel gibt.
Das Buch war für mich übrigens schon Horror. Aber nicht wegen der Situation an sich oder den teils expliziten beschreiben, wie ein Körper zerfetzt wird oder die Überreste oder wie die aufeinander einprügeln. Blut und Gewalt lässt mich jetzt nicht gruseln. Da bin ich relativ abgestumpft (da ich auch gern Thriller lese, wo es zur Sache geht), aber diese Motten ständig, die Kokons an sich. Ich mag keine Insekten wie Spinnen, Motten, Schmetterlinge und anderes Getier. Zwar habe ich auch keine Phobie davor, denn ich kann mich durchaus mit einer Motte oder Spinne in einem Raum aufhalten, wenn die Tierchen sich nicht bewegen. Aber wie hier im Buch beschrieben, dass ständig irgendwo Motten rumgeflattert sind, das ließ mich erschaudern oder wenn die urplötzlich aus dem Mund geflogen sind…
Fazit: Mir hat das Buch außerordentlich gefallen. Mir hat die Idee an sich gefallen, dass eine Krankheit ausbricht, die nur ein Geschlecht betrifft und wie das dann die Gefährdung der Menschheit bedeutet. Auch das Kritische im Buch hat mir sehr gefallen und wie es King geschafft hat, trotz so vieler Figuren, dass ich dennoch mit jeder einzelnen mitfiebern konnte (gut bei den Idioten habe ich mir zwar nur gewünscht, dass denen bald das Handwerk gelegt wird, aber sie haben mich nicht kalt gelassen). Von mir gibt es 5 Sterne.