Ozan Zakariya Keskinkılıç

 4 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Muslimaniac und Hundesohn.

Lebenslauf

Ozan Zakariya Keskinkılıç, geboren 1989, studierte Politikwissenschaften in Wien, Berlin und Cambridge. 2022 erschien sein Lyrikdebüt Prinzenbad im Elif Verlag, 2023 das Sachbuch Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes im Verbrecher Verlag. Seine Texte wurden in Zeitschriften und Anthologien (u. a. anders bleiben, Rowohlt 2023) veröffentlicht und in mehrere Sprachen übersetzt. Er war für den Clemens-Brentano-Preis und den Dresdner Lyrikpreis nominiert und wurde mit dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Hundesohn ist sein erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ozan Zakariya Keskinkılıç

Cover des Buches Muslimaniac (ISBN: 9783957325532)

Muslimaniac

(3)
Erschienen am 12.04.2023
Cover des Buches Hundesohn (ISBN: 9783518432549)

Hundesohn

(0)
Erscheint am 15.09.2025

Neue Rezensionen zu Ozan Zakariya Keskinkılıç

Cover des Buches Muslimaniac (ISBN: 9783957325532)
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Rezension zu "Muslimaniac" von Ozan Zakariya Keskinkılıç

plansbymrsgue
Zwischen Identität, Fremdheit und Hoffnung

„Seit ich denken kann [...] fühle ich mich in diesem Land wie ein Problem. Ich muss erklären, woher ich komme, woher meine Eltern kommen, die Großeltern und die Urgroßeltern. ich muss beweisen, dass ich kein böser Muslim bin, sondern die freiheitlich-demokratische Grundordnung achte. [...] Egal, wie gut Deutsch man spricht, wie sehr man sich gesellschaftlich einbringt, man wird nicht als einer von hier gesehen.”


Ich finde es sehr schwer, die passenden Worte zu Ozan Zakariya Keskinkilics „Muslimaniac” zu finden, denn bereits die Einleitung hat mir aus der Seele gesprochen. Er hat hier nicht nur seine eigene Geschichte erzählt, sondern auch diejenige vieler anderer. 


Keskinkilic analysiert auf wenigen Seiten das „Feindbild” des Muslims in Europa und bezieht sich dabei auf historische Daten. So lernt man auch, dass der „Mongolenfleck” bei Kindern in manchen Regionen Frankreichs auf Attilas Hunnen zurückgeführt wird, die sich 451 auf den katalaunischen Feldern niedergelassen haben. „1570 Jahre - da hält sich ein Migrationshintergrund mal richtig lang…” Ebenso arbeitet er wirklich sehr gut die Kontroversen heraus, die Muslim:innen in Europa begegnen. „Die Muslim:innen würden sich nicht integrieren und sich stattdessen in ‚Parallelgesellschaften’ isolieren - aber gleichzeitig wird beklagt, dass muslimische Frauen mit Kopftuch Lehrerinnen werden wollen. [...] Dann lieber doch als Putzkräfte engagieren, da verletzt die religiöse Kleidung offenbar keine Neutralitätsgefühle.”

In diese historische Analyse webt Keskinkilic sehr berührend persönliche Erfahrungen und auch Gedichte von anderen AutorInnen ein. Sehr häufig habe ich den Schmerz mitfühlen können, da so viele Situationen mir ähnlich widerfahren sind: die Situation auf dem Standesamt mit der Annahme des Nachnamens des Partners oder die ständig geforderte Stellungnahme zu terroristischen Anschlägen wie 9/11 und selbst die Nachfrage, wieso die Haare des Kindes heller sind, als die eigene. Die Worte seiner Tochter, „Du musst goldene Haare und goldene Haut haben wie ich", schnürten mir förmlich die Kehle zu und rührten mich zu Tränen. 

„Ich lernte, ‚Kanaken‘ dürfen sich nicht sicher fühlen. Sie haben keine eigene Geschichte und keine Zukunft. Es war ein Wort, das demütigte. Das einem das Recht absprach, hier sein zu dürfen.”

Keskinkilics persönliche Erfahrungen vom Kindergarten bis ins Berufsleben sind von Rassismus und Diskriminierung geprägt, und seine Worte werfen ein grelles Licht auf die demütigenden Momente, die er durchlebte. Doch aus diesen Erfahrungen schöpft er eine kraftvolle Stimme des Widerstands und der Hoffnung. Seine Ansätze, um Rassismus entgegenwirken zu können, wie das Einfügen marginalisierter Biografien in Lehrpläne und das Aufbrechen der nationalen Geschichtserzählung, sind inspirierend und dringend notwendig. Die Gedichte von u.a. Aras Ören, Semra Ertan und Amira Zarari fügen eine lyrische Tiefe hinzu, die die Stimmung des Buches eindringlich unterstützt. 

Einzig das Kapitel zu Queerness und Islam wirft bei mir noch mehr Fragen auf, da seine beschriebenen Interpretationen sich nicht mit dem decken, was ich gelernt habe. Aber hierzu bietet er in seinem umfangreichen Quellenverzeichnis genug Möglichkeiten, sich weitere Informationen einzuholen. 

Cover des Buches Muslimaniac (ISBN: 9783957325532)
das_frollein_meiers avatar

Rezension zu "Muslimaniac" von Ozan Zakariya Keskinkılıç

das_frollein_meier
Anders als erwartet, aber interessant

„Muslimin oder Muslim zu sein, das bedeutet, ein Etikett wie » liberal«, »säkular « oder »modern « dem eigenen Namen voranstellen zu müssen, um den Zweifel aufzulösen, dass man doch böse, radikal, antidemokratisch oder gewalttätig ist - denn der Name Muslim:in allein zieht das Misstrauen wie ein Magnet an.“


Ich habe immer mal wieder darin gelesen, über manches nachgedacht, es wieder für ein paar Tage beiseite gelegt, doch wieder danach gegriffen und weiter gelesen. 


Ja, auch wenn ich etwas anderes erwartet hatte (womöglich etwas mehr Witz und Ironie, ein paar Anekdoten vielleicht), ein wahnsinnig interessantes Buch. Ein Buch, dass zum (Nach-) Denken anregt. Kann ich empfehlen. 

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