P. Howard

 4,2 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Der blonde Hurrikan, Ein Seemann hieß Marita und weiteren Büchern.

Alle Bücher von P. Howard

Cover des Buches Der blonde Hurrikan (ISBN: 9783359500292)

Der blonde Hurrikan

 (2)
Erschienen am 01.01.2014
Cover des Buches Das vierzehnkarätige Auto (ISBN: 9783359500285)

Das vierzehnkarätige Auto

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Erschienen am 01.01.2014
Cover des Buches Ein Seemann hieß Marita (ISBN: 9783961600366)

Ein Seemann hieß Marita

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Erschienen am 01.10.2020
Cover des Buches Quarantäne im Grand Hotel (ISBN: B0000BJLV3)

Quarantäne im Grand Hotel

 (1)
Erschienen am 01.01.1965

Neue Rezensionen zu P. Howard

Cover des Buches Das vierzehnkarätige Auto (ISBN: 9783359500285)
Alexander_Ballys avatar

Rezension zu "Das vierzehnkarätige Auto" von P. Howard

Ein Feuerwerk der Einfälle
Alexander_Ballyvor 3 Jahren

Da mich "Ein Seemann hieß Marita" nicht vollständig begeistern konnte, will ich nun das vierzehnkarätige Auto nachschieben.

MacGuffin nennt man in Filmen und Geschichten ein Objekte oder eine Person, die zwar die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, aber selbst eigentlich für die Geschichte bedeutungslos sind. Im Sport wäre es beispielsweise ein Fußball. Es geht nicht um den Ball an sich, sondern um die Tore, aber der Ball ist es dennoch, der 22 Leute auf dem Rasen bis zur Erschöpfung laufen lässt.

In unserer Geschichte ist ein blauer Alpha solch ein MacGuffin. Sein Weg ist dank der Geschichte untrennbar mit der des Helden verbunden, Iwan Gortschef, einem 23-jährigen Abenteurer, der zu Beginn der Geschichte gerade den Nobelpreis für Physik gewonnen hat. Gut – er gewann den Preis beim Kartenspiel, aber gewonnen ist gewonnen. So steht er nun plötzlich reich wie Nabob auf dem Kai in Nizza, und verpflichtet Herrn Vanek, einen der dort herumstehenden Gepäckträger, der aus dem Rahmen fällt. Er trägt einen Kneifer, statt eines Hemdes ein leuchtend gelbes Handtuch vor der Brust, darüber ein Braunes Sacco und dazu eine Badehose. Außerdem fühlt er sich außerstande Lasten zu tragen, hat aber Manieren und lässt sich auf der Stelle als Sekretär anstellen. Diese Position wird ihn am Ende glücklich machen, doch bis dahin ist es für ihn ein weiter und sehr beschwerlicher Weg.

Zunächst aber beginnen die beiden ein verschwenderische Leben, denn Iwan Gortschew ist ein leichtsinniger Mensch. Auch mit der Wahrheit nimmt er es nicht so genau, auch wenn er kein Lügner ist, nicht im eigentlichen Sinne. Es sagt nur oft das, was ihm in den Sinn kommt, und dann ist darin oft kaum mehr als nur ein Quäntchen Wahrheit enthalten. Dennoch hat etwas Unschuldiges an sich, wirkt wie ein zu alt gewordener Lausbub, der den Kopf voller Unsinn hat, aber die Bosheit des Herzens nicht kennt.

Apropos Herz … In einem ernsten Anfall von Liebe auf den ersten Blick wählt er eine junge Dame zur künftigen Gattin und Dame seines Herzens. Zuerst verprügelt er ihren Verehrer, hält dann um die Hand der Angebeteten an, stellt sich ihrem Vater vor, einem General, in dem er ihn bei einem Überfall rettet. Die beiden sind sich zwar sympathisch, wie sie anschließend in einer freundschaftlichen Prügelei feststellen, doch als Schwiegersohn ist Gortschew dennoch unpassend. Es sei denn, er würde sich als Beweis seiner Ernsthaftigkeit bei der Fremdenlegion melden.

All dies geschah und wir haben gerade einmal vierzig Seiten gelesen. In diesem Tempo geht es weiter. Gortschew eilt ins Rekrutierungsbüro, schreibt sich ein, doch seinen Dienst kann er umständehalber nicht antreten. Er muss Annette, die künftige Frau Gortschew retten. Die wurde entführt und im weiteren Verlauf wird er noch einige Male es versäumen müssen, sichhttps://shop.autorenwelt.de/products/die-zeitarbeiterin-studentin-pleite-aber-flexibel-von-anja-bagus?variant=39252959101021 der Truppe anzuschließen. Das fällt aber nicht auf. Er lässt sich einfach interimsweise durch Vanek, seinen Sekretär vertreten. Und der – nun unversehens Gemeiner Nummer 27 – löst eine Reihe von Unglücken aus – für sich und andere. Er ist ein Zivilist bis ins Mark und seine Unfähigkeit militärische Umgangsformen auch nur im Ansatz anzunehmen, machen ihn und seine Vorgesetzten gleichermaßen unglücklich. Ihn, weil er entweder geschliffen wird oder in Eisen liegt, und seine Offiziere, weil seine Manieren wie freundliches Grüßen durch unmilitärisches Käppi-Lüften ihnen binnen Tagen psychosomatische Beschwerden beschert. Hier wird die Geschichte zu einer Militärposse, neben der der gute Schwejk beinahe trist wirkt. Am ehesten kann man es wohl mit dem meisterhaften Album „Asterix als Legionär“ von Goscinny und Underzo vergleichen.

Und das Auto? Seine Karosserieteile besteht tatsächlich aus 14-karätigem Gold, dem Schatz eines des Thrones beraubten afrikanischen Potentaten. So ist es Gegenstand des lebhaftesten Interesses von widerstreitenden Parteien, die sich den Wagen immer wieder aufs neue abjagen wollen. Dabei greift immer wieder Gortschew ein, eigentlich gänzlich unbeteiligt und ein völlig unberechenbares Zufallselement, aber dank seiner Liebe zu Annette auch sehr parteiisches.

Würden Ideen physisch Raum einnehmen, würde dieses Buch in mehreren Bänden erscheinen müssen, um all den vielen Geistesblitzen Raum zu geben. Witzige Dialoge, Situationskomik, aberwitzige Wendungen wie in Screwball-Komödien und immer wieder der Humor, der entsteht, wenn Figuren auch in Extremsituationen eisern an guten Manieren festhalten. Auf seinen gut und genau recherchierten Beschreibungen der Fremdenlegion gründet sich wohl auch die Legende, er habe dort selbst gedient. Das ist falsch, doch sein durchaus bunter Lebenslauf findet in vielen Details des Buches seinen Niederschlag.

Zu Jenő Rejtő habe ich im anderen Buch schon einiges geschrieben. Zurecht ist er in Ungarn immer noch ein Topautor. Leider ist nicht alles ins Deutsche übersetzt, doch den Büchern die ich kenne, ist dieses wohl eines seiner besten. Wer einen Roman sucht, der den Leser so mitreißt und begeistert, dass er zwar gelegentlich die Übersicht verliert, aber nie den Lesespaß, ist mit diesem Buch, auch wenn es im Moment nur als ebbook erhältlich ist, bestens bedient.

Ein echter Geheimtipp, aber ein guter!

Rezension von www.perspektivwechsel.webador.de

   


Cover des Buches Ein Seemann hieß Marita (ISBN: 9783961600366)
Alexander_Ballys avatar

Rezension zu "Ein Seemann hieß Marita" von P. Howard

Toller Autor, lesenswert
Alexander_Ballyvor 3 Jahren

Es gibt Bücher, auf die man sich in besonderer Weise freut. Bei mir zum Beispiel, weil zwei meiner ungarischen Onkel knapp halbmeterlange, wohlgehütete Taschenbuchausgaben dieses Autors im Regal hatten. Nicht in Augenhöhe der Besucher, sondern etwas tiefer, aber in guter Griffweite vom Bett aus, was auch ein Qualitätsmerkmal für Bücher sein kann. Oder, weil ich als Heranwachsender zwei Taschenbücher dieses Autors geschenkt bekam und daraufhin „den Blonden Hurrikan“ und später „das vierzehnkarätige Auto“ mit größtem Genuss verschlang. Danach liefen mir leider jahrelang keine neuen Übersetzungen über den Weg. So waren Freude und Erwartung gleichermaßen groß, als ich das Leseexemplar empfing.

P. Howard oder Jenő Rejtő, wenn wir sein Pseudonym auflösen … Bei uns ist er bestenfalls ein Geheimtipp, in Ungarn aber Kult! Ein Autor, der vor allem in den dreißiger Jahren in Budapest schrieb. Er konnte die Traditionen von Groschenroman und Screwballkömödie mit anarchischer Situationskomik und geistreichen Wortwitzes vereinen. Heraus kam eine köstliche und temporeiche Melange ganz eigener Machart, weit mehr als Summe der Bestandteile: eine höchst unterhaltsame Wortkunst, auch noch nach fast einhundert Jahren.

Was ich immer bewunderte, waren die Anfänge seiner Bücher. Inzwischen kenne ich deren vier auf deutsch, einen auf Englisch und einen in der auswendigen Wiedergabe durch meinen Vater, der die Bücher jahrzehntelang nicht lesen konnte, sie aber dennoch korrekt zitierte. Das konnte ich inzwischen überprüfen. Auf Ungarisch konnte ich noch keines seiner Bücher lesen oder auch nur beginnen. Noch ist mein Ungarisch leider längst nicht gut genug für diesen Wortschmied, wenn es das denn je sein wird.

Man sagt, mit den ersten Sätzen müsse ein Autor die Leser packen und P. Howard beherrschte das wie keiner sonst. In der ersten Seite legt er immer wieder mit Drastik, Witz und völlig absurden Situationen die Angel aus und kaum ein Leser kann wieder stehen.

So ist es auch bei „ein Seemann hieß Marita“. Der Anfang ist absurd und köstlich witzig. Leider ist danach irgendwie der Faden gerissen. Wo bei seinen anderen Büchern, soweit ich sie selbst kenne, eine wilde Geschichte beginnt, die man atemlos verfolgt, wird dem Leser hier eine längere und schwierige Anbahnung des Auftrages präsentiert, bis der Held der Geschichte, der unverwüstliche Seemann Jimmy Reeperbahn, sich endlich den lukrativen Auftrag sichern kann. Er soll das verschollene Schiff Radzeer finden, das jenseits der Marquesas nicht mehr funkte und nirgendwo in einen Hafen einlief.

Endlich auf See nimmt die Geschichte dann doch Fahrt auf und sobald man die Insel erreicht, auf die vermisste Radzeer gestrandet ist, wird es sogar sehr turbulent und wendungsreich.

Die Helden der Geschichten sind allesamt Gauner. Will man weniger freundlich sein, sind es hemmungslose Trinker, Raufbolde, Opportunisten und Schurken, doch dabei sind sie – auch das ist Quell vieler Gags – immer höflich. Oft liefert die mangelhafte Bildung der Helden ihnen nicht die genau passenden, imposanten Fremdworte, doch es gibt genügend ähnlich klingende Ausdrücke, die man unbekümmert benutzt. Erst dann, nach Wortgefechten, greift man  zu Ohrfeigen, die gestandene Männer auf die Planken schicken oder Schotttüren aus den Angeln reißen. In den verbalen Duellen zeigt sich immer wieder ein spezifischer Witz, der Pester Kaffeehaushumor,den man auf Englisch „sophisticatet“ nennen würde. Er ist uns Deutschen beinahe nur durch Ephraim Kishon vertraut. Jenő Rejtő setzt aber erfolgreich auf noch weit größeren Kontrast zwischen Wort und Situation.

Trotz allem konnte mich Marita nicht voll überzeugen. Ich will dem Autor nichts vorwerfen. Das Buch erschien 1943. Jenő Rejtő starb am 1.1. dieses Jahres in einem Arbeitslager, von den Faschisten verschleppt. Ich vermute, er konnte das Buch nicht wirklich vollenden. Die schwache Struktur des Buches, die hinter seinem erzählerischen Können, das ich bisher erlesen konnte, zurückblieb, deuten darauf hin. Auch die Übersetzung fand ich in einem wichtigen Punkt wenig überzeugend. Ich habe mich bei Rejtő-Kennern erkundigt, was nicht schwer ist, denn fast jeder Ungar, der ein Bücherbord hat, ist einer. Ich fand bestätigt, was ich schon vermutete: Die Andichtung des stark an Berlinerische erinnernde Idioms, in dem sich Jimmy Reeperbahn ausdrückt, hat im Original kein Pendent. Es gibt im kleinen Ungarn keine so differenzierten Mundarten, und die Sprache von Fülig Jimmi, wie Jimmy Reeperbahn in Ungarn heißt, ist eben kein magyarisches Filserdeutsch sondern eine ganz eigene, unikate Spreche, so wie die bei Tucholski in „Rheinsberg“ oder bei Umberto Ecos unglücklichem Mönch Salvatore. Das mit Hinterhof- und Gassenbrandenburgisch wiederzugeben, ist mehr als unglücklich und unverständlich, da der selbe Übersetzer es zuvor schon wesentlich besser gelöst hat – in „Ein Seemann von Welt“.

Was bleibt? Ein immer noch geistreicher und witziger Roman, der in einigen albtraumhaft surrealen Inselbeschreibungen zeigt, wie bedrückend die Lebenssituation für den Autor gewesen sein muss. Ein Roman, in dem die von der Gesellschaft Verstoßenen die eigentlichen Helden sind, unverwüstliche Optimisten und Stehaufmännchen, die man beuteln und stoßen mag, und die dennoch weiterkämpfen für ihre Krümel vom Kuchen. Sie beißen sich durch und halten die Fahne der Kultiviertheit hoch, auch wenn ihr Kulturbegriff manchmal etwas unscharf ist.

Nein. Ich bin nicht enttäuscht von dem Buch. Es ist zwar sicher nicht das schönste und gelungenste der Bücher von Jenő Rejtő und blieb wohl hinter meiner Erwartung zurück. Doch in Zeiten von Krieg und antisemitischer Verfolgung ist das Buch wohl ein Opfer der Umstände. Das kann ich einem großen Autor nachsehen.

Siehe auch www.perspektivwechsel.webador.de


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