Cover des Buches Das ferne Echo der Zeit (ISBN: 9783442479313)
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Rezension zu Das ferne Echo der Zeit von Pamela Hartshorne

Das Schicksal zweier Frauen

von Bellexr vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Fazit: Ein unterhaltsamer wie fesselnder Roman über zwei Frauen, deren Schicksal über die Jahrhunderte hinweg eng miteinander verknüpft ist.

Rezension

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Bellexrvor 10 Jahren
Die Globetrotterin Grace Trewe reist nach York, um den Nachlass ihrer Patentante Lucy zu regeln. Kaum in deren Haus angekommen, geschehen seltsame Dinge: Immer wieder tauchen verfaulte Äpfel auf und Grace hört eine geheimnisvolle Stimme, die nach einer Bess ruft. Dem nicht genug, hat Grace wie aus heiterem Himmel plötzlich Visionen, die sie in das York des 16. Jahrhunderts katapultiert. Dort erlebt sie die Geschichte der jungen Hawise hautnah mit. Für Grace, die absolut nicht an das Übersinnliche glaubt, sind diese Visionen sehr realistisch und immer mehr vermischen sich für sie die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit. York im Jahre 1577. Ein harmloses Lächeln bestimmt das Schicksal der jungen Hawise. Eine Geschichte von Hass und tödlicher Eifersucht nimmt seinen Lauf.

Einen fürchterlichen Alptraum plagt Grace Trewe nachts im Haus ihrer Patentante, aus dem sie schweißgebadet aufwacht. Als wäre sie es selbst erlebt sie den verzweifelten Kampf von Hawise mit, wie diese in den Fluten eines Flusses qualvoll ertrinkt. Hawises letzter Gedanke gilt ihrer kleinen Tochter. Mit diesem Alptraum beginnt Pamela Hartshorne ihren bildhaft und fesselnd erzählten Roman. So lernt man gleichzeitig die beiden Protagonistinnen der Geschichte früh kennen und weiß somit bereits, wie Hawises junges Leben sein Ende findet. Doch warum sie als vermeintliche Hexe im Fluss ertrinken musste, erfährt man erst im Verlauf der Geschichte.

Die Autorin wechselt ständig zwischen den Zeiten, stellenweise recht abrupt, wodurch man ein gutes Gefühl dafür bekommt, wie es Grace bei ihrem Eintauchen in die Vergangenheit ergehen muss. Denn die Visionen aus dem 16. Jahrhundert überfallen Grace urplötzlich, ohne dass sie dagegen etwas unternehmen kann. Ein Geruch, eine bekannte Straße oder ein Gefühl sorgen dafür, dass Hawise die Oberhand bekommt und Grace zwingt, ihr Schicksal zu erleben. Und das Leben von Hawise gestaltet sich bald unberechenbar und bedrohlich. Als Dienstmädchen lebt Hawise bei einer Kaufmannsfamilie als sie den Notargehilfen Francis kennenlernt. Anfangs von dessen Charme eingenommen, spürt sie doch bald die Böswilligkeit und Hinterhältigkeit des jungen Mannes. Als Hawise seine Liebesbeschwörungen zurückweist, entwickelt der verschmähte Mann einen perfiden Plan, um das Leben von Hawise zu zerstören. Und die junge Frau hat keine Chance, diesem zu entkommen.

Grace dagegen ist ein ruheloser Geist, die es nie lange an einem Ort aushält und als Englischlehrerin schon überall auf der Welt gearbeitet hat. Sie ist daran gewöhnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und agiert absolut selbständig, Hilfe nimmt sie nur ungern und selten an. Umso erschreckender ist für Grace ihre Machtlosigkeit gegenüber den Visionen, die sie in keiner Weise beeinflussen kann. Ursprünglich wollte sie nur schnell den Haushalt ihrer Patentante Lucy auflösen und dann zu ihrer Freundin nach Mexiko reisen, doch ihr Aufenthalt in York dehnt sich immer mehr aus. Nicht ganz unschuldig daran ist ihr Nachbar Drew, obwohl eigentlich gar nicht ihr Typ, fühlt sich Grace zu dem Historiker immer mehr hingezogen. Und auch das Haus ihrer Patentante übt immer mehr Einfluss auf die junge Frau aus, dem sich Grace immer weniger entziehen kann.

Farbenprächtig, bildhaft, unterhaltsam und fundiert recherchiert erzählt Pamela Hartshorne ihren Roman. Durch die beiden Handlungsstränge, deren Wechsel im Verlauf der Geschichte immer rasanter stattfinden, sorgen zudem dafür, dass auch das Spannungsniveau immer gleichbleibend hoch bleibt und die Geschichte kurzweilig erzählt wird. Ihre Charakterzeichnungen sind ebenfalls sehr gut gelungen, sodass alle Beteiligten schnell Konturen annehmen. Gerade Francis Bewley ist wirklich gelungen. Der Notargehilfe ist ein Soziopath wie er im Buche steht: nach außen hin freundlich, charmant, aufmerksam und hilfsbereit, doch wenn man hinter seine Fassade schaut, sieht man nur das Böse, problemlos manipuliert er seine Umwelt und geht dabei völlig gefühllos vor. Seine unbändige Hassliebe zu Hawise ist krankhaft und seine Eifersucht absolut tödlich.

Fazit: Ein unterhaltsamer wie fesselnder Roman über zwei Frauen, deren Schicksal über die Jahrhunderte hinweg eng miteinander verknüpft ist.

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