Rezension zu "Selbstverletzendes Verhalten" von Pamela Wersin
‚Ist ein junger Mensch, der sich selbst verletzt, krank? Oder ist er gesund, weil er eine Möglichkeit gefunden hat, sein inneres Problem zu bewältigen, indem er es im ‚Außen‘ abreagiert? Oder ist er krank, während er das Selbstverletzende Verhalten zeigt, und gesund, wenn er es schafft, seine innere Anspannung ohne Selbstverletzungen zu bewältigen?‘ (Seite 51)
Pamela Wersin und Susanne Schoppmann berichten in ihrem Buch von den Auswirkungen von selbstverletzendem Verhalten auf das Umfeld, vom Umgang mit Menschen, die sich selbst verletzen, von Erklärungsansätzen, Stigmatisierung, Selbststigmatisierung, Suizidalität, Häufigkeit von Selbstverletzung, Umgang mit Emotionen, kulturellen Aspekten, Nachahmungseffekten, Psychotherapie, Selbsthilfevereinen, Beratungsstellen und Notfalltelefon.
Ich habe beruflich recht oft mit selbstverletzendem Verhalten zu tun, auch wenn ich in der Erwachsenenpsychiatrie, nicht mit Jugendlichen arbeite. Das Buch ist zwar auf sich selbst verletzende Jugendliche zugeschnitten, eignet sich meiner Meinung nach aber auch gut für Personen, die Berührungspunkte mit Selbstverletzung bei Erwachsenen haben und mehr über dieses Thema erfahren möchten.
Laut der beiden Autorinnen spricht das Buch gezielt Eltern, Lehrer, Fachkräfte in der Jugendhilfe an, und mein Eindruck vom Buch ist, dass es tatsächlich sehr viele Informationen bietet, die den Umgang mit (jugendlicher) Selbstverletzung erleichtern.
Besonders gut hat mir am Buch gefallen, dass sehr viele Fallbeispiele geboten werden, die einerseits zeigen, wie vielschichtig die Thematik ist, und andererseits verdeutlichen, wie Hilfe erfolgen kann, dass und wie eine Besserung der Symptomatik möglich ist. Die Fallbeispiele stammen von Betroffenen, von Angehörigen und von Professionellen wie Lehrern.
Das Buch ist verständlich geschrieben, fasst die Thematik gut zusammen, bietet viele Informationen, ist praktisch orientiert und durchweg flüssig lesbar.