Rezension zu Schiffsdiebe von Paolo Bacigalupi
Rezension zu "Schiffsdiebe" von Paolo Bacigalupi
von readeralex
Rezension
readeralexvor 12 Jahren
Paolo Bacigalupis Dystopie hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die durch den Klimawandel und Rohstoffmangel veränderte Welt ist sehr düster, aber dennoch realistisch dargestellt worden. Auch die wenigen SciFi-Elemente wie die Halbmenschen, gentechnisch „optimierte“ Züchtungen aus Tieren und Menschen, wirken nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Erschreckend nah an der heutigen Realität ist die Beschreibung der Arbeit auf den als Recycling-Schrottplätzen genutzten Schiffswracks. Dieses extrem harte und gesundheitsgefährdende Leben, bei der Kinder und Jugendliche schutzlos giftigen Dämpfen, Staub und Chemikalien, aber auch Kriminalität und Gewalt ausgesetzt sind, erinnert an das Leben und die Arbeit auf Müllkippen von heutigen Straßenkindern in vielen Dritte-Welt-Ländern. Die Charaktere, die der Autor beschreibt, sind komplex und glaubwürdig. Auch Nailer ist kein Held mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, der immer nur das Richtige tut. Er muss unvorstellbare Entscheidungen treffen und dann auch mit den Konsequenzen leben. Eine klare Trennung zwischen Gut und Böse gibt es nicht. Der Umgangston in „Schiffsdiebe“ ist rau und ruppig und die Wirklichkeit mit all ihrer Brutalität wird schonungslos offen dargestellt. Ich habe das Buch in wenigen Stunden verschlungen und freue mich schon auf die Fortsetzung, obwohl oder gerade weil es keinen atemberaubenden Cliffhanger gibt. (Die englische Version des 2. Buchs „The Drowned Cities“ wartet schon als eBook auf mich ). Dazu wird es dann in Kürze hier mehr geben. Für alle, die bei einer Dystopie auch (mal) ohne Zuckergussromantik auskommen, sehr empfehlenswert!