Cover des Buches Die Einsamkeit der Primzahlen (ISBN: 9783837101393)
Rezension zu Die Einsamkeit der Primzahlen von Paolo Giordano

Rezension zu "Die Einsamkeit der Primzahlen" von Paolo Giordano

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Audio CD Verlag: Random House Audio Editionen; Auflage: gekürzte Lesung (19. September 2011) Zwei Kinder, zwei Familien, zwei Schicksale: Da ist Alice, deren Vater seiner Tochter einen Skikurs aufdrängt, die das aber gar nicht will, Angst hat, ein „Hosenscheißer“ zu sein, schließlich verunglückt und ein steifes Bein zurückbehält. Und da ist Mattia, der einmal, nur ein einziges Mal nicht auf seine behinderte Zwillingsschwester aufpassen wollte, und das mit fatalen Folgen. Alice hat es schwer in der Schule, wird aufgrund ihrer Behinderung gehänselt und gemobbt von der „Vier- Zicken- Phalanx“, einer "geschlossenen, gnadenlosen Front", geradezu gequält. „Dir ist es ganz egal, dass du mein Leben zerstört hast.“ Sie hasst ihren Vater, gibt ihm die Schuld für ein nicht gelingen wollendes Leben. Ebenso wie Mattia, den sie während der Schulzeit kennen lernt, trägt sie sich mit Schuldgefühlen: nie hat sie dem Wunschbild des Vaters entsprechen können. Tiefe Wunden auch bei Mattia, der die unausgesprochenen Vorwürfe der Eltern fühlt. Auch er zieht sich in sich zurück und was Alice die Essstörungen, das sind Selbstverletzungen für ihn. Sehnsüchte, verborgene Liebe auf beiden Seiten, und nirgendwo ein Weg sie auszuleben, mitzuteilen, die Wunden der Kindheit und Jugend zu überwinden. Nur immer wieder die starke gegenseitige Anziehungskraft: „...zwei Menschen, die im jeweils anderen die eigene Einsamkeit wiedererkannt hatten.“ Als „sensationelles Romandebüt“ wird er gefeiert, der junge Autor aus Turin und in der Tat, es ist auffällig, geradezu ergreifend, dass ein junger Mann, Jahrgang 1982, über 370 Seiten hinweg ohne Mühe und Schwächen sich so tief in die zwei Seelen seiner Protagonisten begeben kann. Überaus einfühlsam, so, dass man Verletzungen fast wie selbst erlebt empfindet, es stellenweise fast körperlich weh tut, dem Schicksal von Alice und Mattai zu folgen. Ein schmerzhafter, aber sehr warmherziger Roman über das Erwachsenwerden und die Wunden der Kindheit. Alice macht ihren Weg als Fotografin, begegnet Mattia, der Mathematik studiert immer wieder in ihrem Leben, und obwohl sie beide wie füreinander bestimmt scheinen, bleibt die entscheidende Frage: „Du musst dich nur entscheiden. Gehst du oder nicht. 1 oder 0, wie ein binärer Code.“ Bei der Frage Lesen oder Nicht-Lesen ist die Antwort absolut eindeutig und schnell gegeben: Unbedingt lesen! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Schon der Titel löst Beklemmung aus: Das Bild der Primzahlen, isoliert von anderen und einsam, wie Menschen, die mit der Unmöglichkeit leben, sich jemals zu berühren, Nähe zu empfinden, zueinander zu finden. Diese Unmöglichkeit, dass auch tiefste Gefühle diese Distanz brechen könnten, beherrscht von Beginn an den ungeheuer imponierenden und eindringlichen Roman des Italieners. „Die Einsamkeit der Primzahlen“ ist ein interessantes Hörbuch, ohne Zweifel von dem berühmten und sehr talentierten Schauspieler Daniel Brühl gut umgesetzt. Und doch – so leid es mir tut- konnte ich mit der Handlung nicht allzu viel anfangen. Die erste von vier CDs war die schlimmste: ich wollte einfach nicht wissen, wo sich Mattia als nächstes die Haut aufritzt, wo sich Alice tätowieren lässt etc. Dennoch ist der Schreibstil ohne Frage brilliant und der Italiener Paolo Giordano hat den renommiertesten Literaturpreis sehr wohl verdient. Doch die Handlung war nicht so „meins“ und auch mit dem Ende war ich nicht allzu zufrieden. Zu viele unbeantwortete Fragen werden in den Raum gestellt… Ich vergebe 2 Sterne für den exzellenten Schreibstil und einen einfühlsamen Daniel Brühl. "Daniel Brühl liest diesen Bestseller von Paolo Giordano sensibel, fast zärtlich." (Brigitte) "Die Einsamkeit der Primzahlen" erzählt - sprachlich meisterhaft - von Schuld, traumatisierten Seelen und einer unmöglichen Liebe. Klingt anstrengend - und ist doch ein fulminantes Lesevergnügen, denn Paolo Giordano jongliert souverän und phantasievoll mit Bildern und hat eine wundervolle Sprache. Spannend und tiefgründig ist sein Romandebüt, das man, einmal angefangen, nur schwer aus der Hand legen wird." (Peter Twiehaus, ZDF Morgenmagazin)
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