Paolo Maurensig

 4,4 Sterne bei 34 Bewertungen
Autor*in von Die Lüneburg-Variante, Spiegelkanon /Canone Inverso und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Paolo Maurensig, geboren am 26. März 1943 in Norditalien, hat verschiedene Berufe ausgeübt, bevor er das Schreiben für sich entdeckte. Publikum und Presse begeisterte er mit seinem ersten Roman »Die Lüneburg-Variante« (1994), mit dem Nachfolgeroman »Spiegelkanon« (1997) gelang ihm der internationale Durchbruch. Er lebt nahe Udine in Italien.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Paolo Maurensig

Cover des Buches Die Lüneburg-Variante (ISBN: 9783518394700)

Die Lüneburg-Variante

(12)
Erschienen am 01.12.2009
Cover des Buches Spiegelkanon /Canone Inverso (ISBN: 9783455047776)

Spiegelkanon /Canone Inverso

(12)
Erschienen am 01.08.1997
Cover des Buches Der Teufel in der Schublade (ISBN: 9783312011810)

Der Teufel in der Schublade

(5)
Erschienen am 17.08.2020
Cover des Buches Sommerspiel (ISBN: 9783455405644)

Sommerspiel

(4)
Erschienen am 19.08.2016

Neue Rezensionen zu Paolo Maurensig

Cover des Buches Der Teufel in der Schublade (ISBN: 9783312011827)
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Rezension zu "Der Teufel in der Schublade" von Paolo Maurensig

RenaM
Paolo Maurensig – Der Teufel in der Schublade

Ein ganz besonderes Leseerlebnis ist dieser Roman des italienischen, 1943 geborenen Autors. Fast meint man, dieses Buch kann nicht aus diesem, ja selbst nicht aus dem vorigen Jahrhundert stammen, sowohl Schreibstil wie auch Handlung passten viel mehr ins 19. Jahrhundert.

Allein der Aufbau, die Verschachtelung mehrerer Geschichten ineinander, ist ungewöhnlich und erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit der Leserin.

Die eigentliche Geschichte erzählt uns ein Vikar, Pater Cornelius, der „strafversetzt“ wird in eine kleine Gemeinde in einem abgelegenen Schweizer Dorf. Hier soll 200 Jahre zuvor Johann Wolfgang von Goethe unfreiwillig eine Nacht zugebracht haben, weswegen der Pater, der den wahren Ort der Handlung nicht preisgeben will, das Dorf Dichtersruh nennt.

Hierher nun verirrt sich eines Tages ein Verleger, ein mächtiger Mann im doppelten Wortsinn, denn Dr. Fuchs, so der Name des Verlegers, ist dick, groß und tritt auch entsprechend wuchtig in Erscheinung. Das ganze Dorf gerät über seiner Ankunft in Aufruhr, entpuppen sich doch plötzlich und überraschend fast alle Bewohner als verkannte und unerkannte Schriftsteller. Einzig Pater Cornelius steht dem Verleger skeptisch, ja regelrecht feindselig gegenüber. Als dieser dann auch noch einen Schreibwettbewerb mit einer beträchtlichen Preissumme ausruft, ist das Chaos perfekt. Hunderte Texte werden eingereicht und der Pater auserkoren, eine Vorauswahl zu treffen. Nachdem er dies nach bestem Wissen und Gewissen getan hat, bricht unter den Dorfbewohnern Neid und Missgunst aus, weil niemand dem anderen den Erfolg gönnt.

Über all dem schwebt des Paters Verdacht, dass der Verleger niemand anderer ist als der Teufel höchstpersönlich. Diesen unschädlich zu machen fühlt sich der Pater nunmehr berufen.

Diese Geschichte mit all ihren Verwicklungen und vor allem ihrem hintergründigen Humor zu lesen, macht diebische Freude. Zumal zwischen den Zeilen mit so einigem „abgerechnet“ wird, nicht zuletzt mit dem Literaturbetrieb als solchem.

Übersetzt wurde der Roman von Rita Seuß, der es in meinen Augen gut gelungen ist, diese unterschwelligen, satyrischen Botschaften zu transportieren.

Paolo Maurensig: Der Teufel in der Schublade
Nagel & Kimche, August 2020
 Gebundene Ausgabe, 128 Seiten, 18,00 €

Cover des Buches Der Teufel in der Schublade (ISBN: 9783312011827)
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Rezension zu "Der Teufel in der Schublade" von Paolo Maurensig

aus-erlesen
Kraftvoll bis zum Schluss

Dichtersruh – ein Name wie Donnerhall. Hier zwischen den Giganten der Alpen liegt dieser kleine Ort. Sogar Goethe kehrte hier einst ein als er auf dem Weg gen Italien war. Noch immer ist der Streit, wo er denn nun abgestiegen war, nicht entschieden. Die Möglichkeit, dass er in keinem der heute ansässigen Unterkünften Rast machte, wird mit Konsequenz hinfort gewischt. Außerdem hat der deutsche Dichterfürst ein weiteres Erbe hinterlassen: So ziemlich jeder im Ort, der des Schreibens mächtig ist – was auf jeden zutrifft – fühlt sich berufen zum Schreiben. Klar, wenn Goethe hier war, muss das ja irgendwie abgefärbt haben…

Und so schreibt man das nieder, was sonst nur der Pfarrer zu hören bekommt. Eines Tages – bitte niemals den Goethe und schon gar nicht sein (Haupt)Werk außeracht lassen! – verschlägt es den Verleger Bernhard Fuchs, Dr. Fuchs, in das mehr oder weniger verschlafene Örtchen. Bei solch geballter literarischer Vielfalt muss man hier zumindest absteigen. So wie Goethe. Die Idee von einem Literaturpreis reift schneller als die Fallwinde das Tal erreichen können. Kantonsweit soll der Wettbewerb ausgeschrieben werden. Doch lieber wäre es allen, wenn er innerorts vergeben werden könnte. Auch wenn das den Zwist unter den Schreiberlingen vergrößern würde. 

Ein Preisgeld gibt es auch schon. Nicht kleckernde zehntausend Franken winken dem Gewinner. Das Geld ist auch schon auf dem Weg. Versichert der Verleger. Die Bank ist eher eine kleine Bank, unbekannt. Aber das Geld ist unterwegs. Genau wie die Autoren des Ortes. Sie bedrängen den Verleger ihre Texte zu lesen, zu verlegen, preiszukrönen. 

Naja es kommt alles anders als erwartet. Der Bürgermeister hat einen Unfall, ein Fuchs ist ihm vors Auto gelaufen. Ein echter Fuchs, nicht Doktor Fuchs. Der Pfarrer stirbt, sein Nachfolger, der sich oft mit Fuchs, also dem Verleger traf, muss nun alles regeln. Als dann auch noch ein Knall das Tal erhellt, bricht für so manchen die heile Welt entzwei.

Ich möcht‘ wissen was die Welt im Innersten zusammenhält. Mephisto hilf! Da hat Goethe was angerichtet! Das setzt er vor zweihundert Jahren das Gericht in die Welt, dass der Teufel immer noch sein Unwesen treibt. Und dass man den Gehörnten nicht auf den ersten Blick erkennt. Und nun steht der Leibhaftige in Dichtersruh seinen Schäfchen gegenüber? Ein köstlicher Spaß mit Schnitzeljagdcharakter. Denn die Geschichte wird aus allerlei Blickwinkeln erzählt. Mit jedem neuen Kapitel muss man sich einnorden auf den jeweiligen Erzähler. Ein teuflischer Plan des Autors!


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