Rezension zu "Der Leuchtturm" von Paolo Rumiz
Paolo Rumiz hat sich ein ungewöhnliches Reiseziel ausgesucht: 3 Wochen verbringt er auf einer abgelegenen Leuchtturminsel im Mittelmeer. Schon zuvor hat er einige andere einsame und abgeschiedene Türme besucht, aber ganze 3 Wochen fast völlig abgeschnitten zu sein von der Zivilisation ohne Fernseher, Radio, Internet und Telefon ist auch für ihn etwas Neues. Es gibt so gut wie nichts auf der salamanderförmigen Insel mit dem Turm ganz oben auf den Klippen. Sie ist jeglichen Naturgewalten ausgesetzt. Starke Mittelmeerwinde rütteln ihn Nachts aus dem Schlaf, Geräusche, die er noch nie zuvor gehört hat lassen ihn erschaudern. Die einzige menschliche Gesellschaft die er hat sind die Wärter. Sie essen zusammen und verstehen sich. Rumiz jedoch hält sich zurück, möchte sie nicht stören in ihrem natürlichen Habitat und beobachtet lieber, wie sie ihrer Arbeit nachgehen. Er beobachtet auch den einäugigen Esel und das einzige Huhn auf der Insel, sowie die vielen Möwen, die um den Turm auf der Inselspitze kreisen. Die Abgeschiedenheit bringt ihn ins Grübeln über viele Dinge und als er nach 3 Wochen die Insel wieder verlässt kommt er sich auf dem Festland fast vor wie ein Fremder📖
,,Der Leuchtturm" ist ein sehr ruhiges Buch. Wer hier ein spannendes Inselabenteuer erwartet wird enttäuscht werden. Man verfolgt hauptsächlich Paolo Rumiz Gedanken. Er erzählt von seinen Reisen zu anderen Leuchttürmen, von der Geschichte, der Wichtigkeit und Schönheit der Türme, von den verschiedenen Mittelmeerwinden, die er auf der Insel spürt, von den Sternenbilder, die er noch nie so klar zuvor gesehen hat, von der Überfischung der Meere und von griechischer Mythologie. Er beschreibt seine Insel genau, die Arbeit der Leuchtturmwärter allerdings eher vage. Gerne hätte ich hier noch etwas mehr erfahren. Die Zeit auf der Insel führt ihn zurück zum Wesentlichen, zum Wertschätzen von Dingen und alten Ritualen, zu Gesten der Bescheidenheit und Freundlichkeit, denn dieser Ort liegt so abgelegen, dass man sparsam und entgegenkommend sein muss. Schnelle Hilfe ist nicht gegeben und man muss mit den wenigen Menschen um einen herum auskommen.
Er ist erzürnt und gleichzeitig traurig darüber, wie wir Menschen das Meer behandeln. Wie diese wunderschöne Unterwasserwelt mit all ihrer Vielfalt behandelt wird (,,vielleicht würden wir begreifen, wenn die Fische in den Netzen schrien"), dass wir Menschen offenbar nicht dazulernen und uns unsere Gier wichtiger scheint als der Schutz dieses Biotops. Eine Freundin sagte ihm: ,,Wir Meeresbiologen bräuchten einen Dichter, der berichtet, was da unten los ist, und der in der Lage ist, die Sehnsucht nach jener Zeit zu entzünden, als das Meer noch Meer war."
Ich brauchte eine Zeit um mich wirklich auf das Buch einzulassen. Es hatte zwar nur 160 Seiten, jedoch lasen die sich nicht so schnell weg. Ich hatte das Gefühle ich war selbst auf dieser Insel, diesen einsamen abgelegen Ort mitten im Meer. Es war eine Erfahrung mich durch dieses Buch dorthin versetzt zu fühlen. Im Übrigen hat Rumiz mit keinem Wort erwähnt wie seine Insel hieß und wo sie exakt lag. Er wollte sie dadurch schützen. Aber natürlich konnte man es trotzdem herausfinden, jedoch werde auch ich es hier nicht verraten.
Wer sich auf diese ruhige (Gedanken-) Reise zu einem leuchtenden Punkt mitten im Meer einlassen kann, dem wird es gefallen.