Rezension zu "Wo die alten Damen wohnen" von Pascale Gautier
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„Mehrere Dutzend hinfälliger Kreaturen steckten die Köpfe zusammen. Wie Fliegen in einem Stall um Kannen voller Milch summen, sprachen sie alle über ihren Blutdruck, ihr Herz, ihren grauen Star, über Pflegedienste, die niemals gut genug waren, über Ärzte, die niemals aufmerksam genug waren, über alles, was es früher nicht gegeben hatte, weil früher, natürlich, früher das wunderbare Alter ihrer goldenen Jugend lag.“
In dem südfranzösischen Dorf Sonnental scheint an 365 Tagen im Jahr die Sonne. Kein Wunder, dass scharenweise Rentner dort ihren Lebensabend verbringen. Genauer gesagt, Rentnerinnen, denn in dieser Altersstufe sind kaum noch Männer am Leben.
Die Ausnahme ist Pierre Martin, ein Neunzigjähriger, der für den Marathon in London trainiert. Als einziger Mann in der Siedlung ist er der Hahn im Korb und nutzt das weidlich aus.
Der Rest der Seniorenresidenz ist von alten Damen bewohnt, eine skurriler als die andere. Rüstig und munter sind sie alle, trotz Schwerhörigkeit, schlechten Augen und morschen Knochen. Die auf voller Lautstärke laufenden Fernsehnachrichten werden ebenso lautstark kommentiert und mit nicht gerade wenig Alkohol erträglich gemacht.
Nebenbei treiben sie mit ihrer Sturheit ihre Söhne in den Wahnsinn, erinnern sich mehr oder weniger zärtlich an ihre längst verstorbenen Ehemänner, trauern verlorenen Lebensgelegenheiten nach und versuchen, irgendwie die Zeit herum zu bekommen.
Und natürlich wird gelästert, was das Zeug hält.
„Die Arme … Hat sie denn keinen Fernseher zu Hause?“
„Doch, aber sie guckt nie. (…)“
„Ist ja komisch…“
„Ich glaube, sie liest Bücher.“
„Ist ja komisch…“
Komisch ist dieses Buch, witzig, skurril, aber auch nachdenklich und melancholisch. Die haben es ganz schön in sich, diese Alten!
Lediglich das Ende fand ich nicht so gelungen. Davon abgesehen ist dies ein sehr lesenswerter Einblick in die seelischen Abgründe der Alten.
Inhalt:
Das kleine Städtchen Sonnenloch in Südfrankreich hat sich zum Senioren Paradies gemausert. Ältere Herrschaften von überall her, setzen sich hier zur Ruhe. Die meisten Einwohner sind weiblichen Geschlechts, da die Herren xder Schöpfung in der Regel eher vor ihren Herrn treten.
Alles könnte so schön und beschaulich sein, würden die alten Damen nicht von einer Nachricht aus ihrem Rentnertraum aufgescheucht.
Rezension:
Wer wünscht sich nicht wenigstens im Alter auf die sonnige Seite des Lebens zu wechseln? Sonnenloch ist das ersehnte Ziel vieler Pensionäre und wenn sie sich diesen Wunsch erfüllen können, zögern sie nicht lange.
Die Autorin lässt den Leser am Leben der Bewohner von Sonnenloch teilnehmen. Der neunzig jährige Pierre Martin, der am Marathonlauf in London teilnehmen will und noch immer eine arge Versuchung ist. Die ältere Dame, die ihren Sohn in den Wahnsinn treibt. Der dicke Kater Mitsou, der ein echter Gourmet geworden ist. Die gläubige Madame Chiffe, die ängstliche Rouby, Nicole und all die anderen liebenswerten und skurrilen Charaktere.
Die Einblicke in das Seniorenleben sind lustig, traurig oder nachdenklich. Wir mussten sowohl herzlich lachen, schmunzeln aber auch mit den alten Damen mitfühlen. Ein gelungener französischer Roman über das Leben in einer Seniorenresidenz, die erahnen lässt, wie es ist alt zu sein. Der einzige Schwachpunkt ist das Ende, dass ich mir etwas anders vorgestellt hatte.
Fazit: Ein sehr interessanter Roman über die Abgründe der Rentnerseele.
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