Inhalt:
Nachdem ihre Stadt von den Griechen eingenommen wird, findet sich Briseis, einst Königin, als Sklavin im Bett von Achill wieder – dem Mann, der ihre Familie getötet und ihre Heimat zerstört hat.
Meine Meinung:
Der Roman konnte mich sofort für sich gewinnen. Es handelt sich um eine Neuerzählung der griechischen Mythologie, allerdings aus Sicht der Frauen, denen sonst eher eine Rolle am Rande des Geschehens zugewiesen wird. Diese Perspektive fand ich großartig und schwer verdaulich zugleich. In dem Roman sind viele wirklich grausame Taten geschildert – sehr viel Gewalt und sehr viele Vergewaltigungen (an dieser Stelle auch auf jeden Fall eine ganz deutliche Triggerwarnung!). Dabei wird das Leid der Frauen und Mädchen sehr gut deutlich. Es wirft ein Licht auf das, was in sonstigen Nacherzählungen häufig nur eine Randnotiz ist.
Dabei kann das Buch vor allem mit dreidimensionalen und spannenden Charakteren bestechen. Die Protagonistin Briseis hat einen starken Überlebenswillen, kämpft jedoch auch immer wieder mit Schuldgefühlen, weil sie im Gegensatz zu ihren Brüdern überlebt hat und nun im Lager des Feindes lebt. Ihre Gefühlswelt ist sehr nachvollziehbar dargestellt und ich konnte mich sofort in sie hineinversetzen. Besonders gut gefallen hat mir, dass Briseis dabei immer wieder sich selbst und die Geschehnisse reflektiert und stets einen intelligenten Blick auf die Lage hat.
Auch Achill und Patrocolus sind großartig herausgearbeitet und werden für den Leser sehr greifbar. Dabei werden auch hier sehr gut die Nuancen deutlich – dass eine Person gleichermaßen grausam wie freundlich, ein Monster wie auch ein Verbündeter sein kann.
Auch sprachlich konnte der Roman bestechen. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen und konnte das Buch kaum weglegen.
Der Roman hat mich noch nachhaltig beschäftigt und nicht mehr losgelassen, weshalb es von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung gibt, aber selbstverständlich nur an diejenigen, die mit den potenziell triggernden Inhalten kein Problem haben.