Recht interessant, aber...
von tragalibros
Kurzmeinung: Beim ersten Lesen war ich begeistert, nachdem ich weitere Bücher zum Thema gelesen habe, eher enttäuscht.
Rezension
Patricia Cornwell, bekannt für ihre anspruchsvollen Thriller, hat hier ein Buch geschrieben, das mich von Beginn an sehr interessiert hat. Die Autorin schreibt über die verschiedenen Theorien über Jack the Ripper, gibt Möglichkeiten an, wer er hätte sein können und versucht Licht in eines der dunkelsten Kapitel des viktorianischen Zeitalters in London zu bringen.
Ein Mythos wird aus allen Richtungen betrachtet und auch eine persönliche Note fehlt in diesem Buch nicht. Cornwell schreibt über ihre eigene Meinung, die sie während der Recherchen über den Mörder gebildet hat, lässt dem Leser aber recht wenig Raum für eigene Spekulationen.
Hauptsächlich wird in dieser, ich nenne es Biographie, weil mir kein besserer Ausdruck dafür einfällt, ein in London lebender deutscher Maler betrachtet. Er scheint, laut Cornwell, aus allen Verdächtigen am ehesten ein Motiv für diese grausamen Morde gehabt zu haben.
Patricia Cornwell vergleicht Fakten und Fiktion und herausgekommen ist ein interessantes Buch, das nicht nur den Mythos "Jack the Ripper" zu erklären versucht, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen der damaligen Polizeiarbeit erlaubt und auch einen wahrscheinlichen Verdächtigen präsentiert.
Leider, nachdem ich zu diesem Theme nun mehrere andere Sachbücher gelesen und diverse Dokumentationen gesehen habe, überzeugt mich dieses Buch nun nicht mehr restlos.
Dem Leser wird ein Täter förmlich aufgezwungen und Beweise, selbst die absurdesten, so hin und her gedreht, dass sie irgendwie passen. Natürlich, diese Mordserie in den Jahren 1888/89 ist ein ungelöstes Rätsel mit vielen möglichen Verdächtigen und noch mehr Motiven, daher ist es aus meiner Sicht geradezu unmöglich, noch richtige (Indizien-)Beweise zu finden.
Vielleicht hätte es diesem Buch gut getan, mehr Spielraum für eigene Spekulationen zu lassen und sich nicht auf einen einzigen Verdächtigen einzuschießen.
Ich möchte für dieses Buch drei Sterne vergeben.
Die Autorin hat augenscheinlich sehr viel recherchiert und interessante, mögliche Verbindungen und Mordmotive herausgesucht. Doch verglichen mit anderen Büchern zu den Whitechapel-Morden, ist "Wer war Jack the Ripper?" doch eher eines der schlechteren.